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"Fasziniert von Bewegung"

  • Fr, 29. November 2019
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Beat Klein vom Museum Tinguely über Tinguelys Werk und Gefühle bei der Kunstbetrachtung.

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Ein Detail der Méta-Maxi-Maxi-Utopia-Maschine Foto: Sonja Zellmann

Da geht was: Die Werke von Jean Tinguely sind etwas Besonderes, denn sie sind nicht einfach nur zum Anschauen da. Besucher des Museums Tinguely können die fantasievollen Maschinen selbst per Knopfdruck in Gang setzen. Das hat auch den Zisch-Reportern aus der Klasse 4a der Schlossbergschule in Lörrach Spaß gemacht. Sie waren für einen Zisch-Aktionstag im Museum ausgelost worden, in dessen Verlauf sie nicht nur spannende Kunstwerke besichtigten, sondern außerdem ein Interview mit Beat Klein führten, der im Museum für die Kunstvermittlung zuständig ist.



Zisch: Wie ist Jean Tinguely auf die Idee gekommen, Maschinen zu bauen?
Klein: Als kleiner Knabe hat Tinguely bei den Pfadfindern Wasserräder an Bächen gebaut und war fasziniert von der Bewegung. Weitere Experimente folgten, zum Beispiel später auch kleine Mobiles. Nach seiner Lehre als Schaufensterdekorateur machte er auch Figuren für Schaufenster – und irgendwann Maschinen.
Zisch: Wieso sehen manche Geräte so gruselig aus?
Klein: Gruselig, wegen der Schädel oder weil er alte und gebrauchte Materialien und Dinge verwendete? Schädel hat er im späteren Werk verwendet, das war unter anderem auch seine Auseinandersetzung mit dem Tod.
Zisch: Was hat Jean Tinguely sonst noch gern in seinem Leben gemacht?
Klein: Er hat gerne Autorennen angeschaut, mochte es, Auto zu fahren, mit Freunden zusammen ein Kunstwerk zu bauen und mit ihnen zusammenzusein.
Zisch: Was war die Erfindung, die am schwierigsten umzusetzen war, und warum war das so?
Klein: Das war möglicherweise das größte Werk in unserem Museum, die große Méta-Maxi-Maxi-Utopia mit 29 Motoren, unzähligen, bis 500 Kilogramm schweren Rädern und einer begehbaren Konstruktion. Sie muss stabil sein, da sie durch das Gewicht der Leute, die darüber gehen können, so wie ihr es gemacht habt, beansprucht wird.
Zisch: Warum sind manche Werke so bunt?
Klein: Das ist Zufall oder hängt damit zusammen, dass die verwendeten Materialien und Objekte diese Farben hatten. Allerdings hat Tinguelys zweite Ehefrau Niki de Saint Phalle ihm auch empfohlen, doch ab und zu eine farbige Feder zu verwenden, damit es bunter würde.
Zisch: Ging es ihm darum, den Menschen Gefühle zu machen? Wir haben beim Betrachten der Kunstwerke zum Beispiel gelacht oder uns gegruselt.
Klein: Das hängt vom Kunstwerk und von den Leuten ab. Ich glaube, jede Person hat beim Betrachten der Kunstwerke irgendwelche Gefühle. Aber der Künstler kann nur versuchen, sie bei den Leuten hervorzukitzeln. Er kann ja nicht sagen: Sei lustig, sei traurig und so weiter.
Zisch: Gibt es auch Installationen von Jean Tinguely, die irgendwo draußen stehen?
Klein: Ja, da gibt es zum Beispiel Le Cyclop in Milly-la-Forêt bei Paris, ein gigantischer über 20 Meter hoher Kopf mit einem Auge, den Tinguely zwischen 1969 und 1991 mit Freunden gebaut hat. Oder in Zürich am Seeufer steht die Heureka, die er 1964 für die Landesausstellung gebaut hat.

Mehr Fotos vom Aktionstag gibt es in einer Galerie auf http://www.bzetti.de.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. November 2019: PDF-Version herunterladen

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