Fachübergreifend in der Pflege
Berufsbild soll durch interpersonelle Einheiten sowie durch die Übernahme neuer Kompetenzen attraktiver werden.
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Die Pflege unterliegt dank neuer Verfahren und Methoden einem stetigen Wandel. Dabei werden für eine bessere Qualität auch Arbeitsprozesse angepasst. Aktuelles Stichwort dazu ist die interdisziplinäre Pflege.
Es verwundert also nicht, dass auch Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerates, einen Rahmen fordert, in dem Pflegende gut arbeiten können und dabei zufrieden und gesund bleiben: "Der extrem hohe Krankenstand in den Pflegeberufen und der Exodus aus dem Beruf sind deutliche Signale."
Den Kongress hätte Patrick Jahn lieber mit Pflege interpersonell überschrieben: "Bei interdisziplinär denkt man oft nur an den Austausch zwischen Medizinern. Die Pflege taucht bestenfalls als stummer Begleiter auf. Dabei braucht gerade sie eine sprechende Rolle." Jahn ist gelernter Krankenpfleger, hat sieben Jahre in dem Beruf gearbeitet, bevor er ein Diplomstudium der Pflege und Gesundheitswissenschaft absolviert hat. Heute ist er um einen Doktortitel reicher und belegt seit 2010 am Universitätsklinikum Halle (Saale) die Stabsstelle Pflegeforschung, ist dort Leiter der Pflegeexperten. Bis heute arbeitet er im Rahmen seiner Forschung am Patienten, wenn auch, wie er selbst findet, viel zu wenig.
Laut Care-Klima-Index beurteilen 73 Prozent der Pflegenden die Qualität ihrer Ausbildung als gut. Ernüchterung erfolgt dann im Berufsalltag. Dort bewerten nur noch 15 Prozent der Pflegenden die Qualität der Versorgung als hochwertig, 28 Prozent hingegen als mangelhaft.
Patrick Jahn fordert mehr Fachlichkeit ein: "Ausbildung und Forschung liegen zu weit auseinander. Bei den Medizinern steht der Chirurg morgens im OP und nachmittags vor seinen Studenten im Hörsaal. In der Pflege unterrichten Lehrer, die oftmals vor 20 Jahren zuletzt praktisch tätig waren." Eine Pflegeausbildung wird attraktiv, wenn sie Perspektiven bietet. "Natürlich brauchen wir den niederschwelligen Einstieg in den Beruf, weil uns die Leute fehlen. Aber wer will, muss auch die Möglichkeit bekommen, sich fortzubilden oder ein Studium zu beginnen", so Jahn weiter. Optimal wäre eine Lösung, die auch Akademiker in der unmittelbaren Patientenversorgung hält. Die Pflege sei nach wie vor zu sehr einer administrativen Hierarchie verhaftet. Patrick Jahn denkt da an den Modellstudiengang seiner Universität, an dem Pflegende nach der ärztlichen Erstdiagnose einen Teil der medizinischen Versorgung übernehmen, in diesem Bereich Anordnungen treffen und so ihre fachliche Kompetenz stärken: "Das ist in Bereichen der Demenz, Diabetes oder Hypertonie denkbar. In unserem Modell ist es die Wundversorgung." Zudem gebe es an der medizinischen Fakultät in Halle Ausbildungsbereiche, die von Studenten der Pflege und Medizin gemeinsam besucht werden, wie das Lernlabor.
"Man lernt sich kennen und begegnet sich auf Augenhöhe", so Jahn weiter. Mediziner und Pflegende tragen gleichermaßen Verantwortung und haben ihre spezifische Berechtigung und Perspektive am Patienten. Für die Pflegenden muss es nur noch klar benannt werden. "Derzeit haben wir etwa ein Prozent akademische Pflegekräfte in der Praxis. Wenn sie sagen, ’ich habe mich mehrfach eingebracht, aber nichts bewegt, ich finde meinen Platz nicht’, dann ziehen sie über kurz oder lang weiter", sagt Patrick Jahn. "Wir müssen Perspektiven bieten, und das klappt nur durch ein klares Berufsbild. Nicht zuletzt ist da die Politik gefragt. Das Pflegeberufsgesetz bleibt da zu diffus."
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