Zisch-Interview

"Etwas in mir ist ganz geworden"

Erst war er Zahntechniker, dann Zahnarzt und schließlich Diakon. Gebhard Altenburger hat schon viele Berufe gehabt.  

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Gebhard Altenburger Foto: Privat
Zisch: Wie bist du damals auf den Gedanken gekommen, Zahnarzt zu werden?
Altenburger: Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich bin in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen, in der antiautoritäre Erziehung ein wirkliches Fremdwort war. Schon als Jugendlicher hatte ich den Wunsch, einen sozialen Beruf auszuüben. Für meinen Vater war das gar keine gute Idee. Er meinte, ich sollte doch lieber einen richtigen Beruf ergreifen und Medizin studieren. Da die Tätigkeit eines guten Arztes ja einen ausgeprägten sozialen Charakter hat, konnte ich mich mit dem sowieso unverhandelbaren Vorschlag meines Vaters anfreunden. Mein Abidurchschnitt war aber weit entfernt von der erforderlichen Traumnote 1,0. Somit war mit einer längeren Wartezeit für das Studium zu rechnen. Also musste ich mich anders orientieren. Durch Zufall bin ich auf den Beruf des Zahntechnikers gestoßen. Ich arbeitete vier Jahre lang in diesem Beruf und es hat mir gut gefallen. Die soziale Ausrichtung habe ich aber schließlich doch sehr vermisst. Und als mich dann auch noch ein arroganter Zahnarzt bei einer fachlichen Auseinandersetzung mit seiner Besserwisserei sehr geärgert hat, habe ich mich kurzerhand entschieden, selbst Zahnarzt zu werden. Aber ein anderer eben, nämlich mit spürbar ausgeprägter sozialer Ausrichtung.

Zisch: Warum hast du damals vom Zahnarzt zum Diakon gewechselt?
Altenburger: Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil es den einen Grund dafür eben nicht gab. Als unsere Tochter Anika die Vorbereitung zur Erstkommunion machte, habe ich mich intensiver mit meinem Glauben auseinandergesetzt und wahrgenommen, welche Rolle er in meinem Leben einnehmen sollte. Ich kann nicht wirklich beschreiben, wie und was da in mir sich entwickelt hat und geschehen ist. Jedenfalls wurde der Wunsch in mir immer drängender, mein berufliches Leben zu verändern und aus dem Glauben heraus zu gestalten. Ich denke, es war einfach etwas, das man Berufung nennt. Als kirchliches Amt hat sich dann das Amt des Diakons angeboten, das ja schon aus biblischem Verständnis eine ausschließlich soziale Ausrichtung hat. Der Diakon ist da für Menschen, denen es aus irgendwelchen Gründen nicht gut geht.

Zisch: Welche Arbeit hat dir mehr Spaß gemacht?
Altenburger: Da kann ich nur sagen, wie es in der Bibel steht: Alles hat seine Zeit. Ich war sehr gerne Zahnarzt und ich habe diesen Beruf mit Freude und Begeisterung ausgeübt. Dann war wohl einfach noch etwas anderes dran und in meinem Leben für mich vorgesehen. Den Beruf des Diakons habe ich dann mit der gleichen Freude und Begeisterung gelebt.

Zisch:
Hast du die Arbeit als Zahnarzt nicht vermisst?
Altenburger: Lange Zeit gar nicht. Nach meiner Verrentung habe ich aber doch gespürt, dass der Beruf des Zahnarztes einfach doch auch ein Teil meines Lebens, ein Teil von mir selbst ist. Deshalb habe ich mich auch entschlossen, neben der Einzelfallhilfe auch wieder als Zahnarzt zu arbeiten, jetzt ehrenamtlich, und bedürftige Menschen ohne Krankenversicherung zu behandeln. Es fühlt sich für mich jetzt an, dass etwas in mir ganz geworden ist: Zahnarzt, Diakon und Opa. Und das fühlt sich für mich jetzt richtig gut an.

Zisch: In welchem Beruf hattest du mehr Zeit für die Familie?
Altenburger: Als Zahnarzt hatte ich schon mehr Zeit für die Familie, weil ich geregelte Arbeitszeiten hatte. Vor allem waren die Abende und meist auch die Wochenenden frei für gemeinsame Familienzeit.
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