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Eskaliert, um Lösungen zu finden

  • Mo, 07. Oktober 2024
    Lahr

     

Das Dialogtheaterstück "Der 52. Hochzeitstag" im Schlachthof Lahr ist auf große Resonanz gestoßen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Thema Demenz und wie man Betroffene begleiten kann.

Sorgte für Lacher aber regte auch zum ...erstück „52. Hochzeitstag“  | Foto: Stadt Lahr/Beatrice Meyer
Sorgte für Lacher aber regte auch zum Nachdenken an: Das Theaterstück „52. Hochzeitstag“ Foto: Stadt Lahr/Beatrice Meyer
Dr. Hubert Schreiner, ehemaliger Geschäftsführer, leidet seit einiger Zeit an Demenz. Obwohl seine Frau Gerda oft an ihre Grenzen stößt, versucht sie, die Situation nach außen hin zu verharmlosen. Anlässlich ihres 52. Hochzeitstages lädt Gerda ihre Kinder ein. Die geplante Feier, die auch dazu dienen sollte, den Familienfrieden wiederherzustellen, löst jedoch zahlreiche schwelende Konflikte aus. Das Theaterstück im Schlachthof endete mit einem herausfordernden Schluss und vielen offenen Fragen.

Schon beim Sektempfang vor dem Stück war jeder freie Platz besetzt. Vorherrschendes Gesprächsthema war die Begleitung und Pflege von Angehörigen mit Demenz und die damit verbundenen Herausforderungen. Interessierte konnten sich anhand von Flyern über das Thema Demenz, das Projekt "Zeit für mich" und den Pflegestützpunkt informieren.

Beatrice Meyer, Poolmanagerin des Projekts "Zeit für mich" im Netzwerk Demenz, begrüßte die rund 140 Besucherinnen und Besucher. Heike Dorow vom Pflegestützpunkt Ortenaukreis, Außenstelle Lahr, stellte den Pflegestützpunkt sowie die Demenzagentur vor. Die Nachbarschaftshilfen informierten zudem über ihre Arbeit.

Im perfekt inszenierten Theaterstück von Karlo Müller, Theaterpädagoge und Psychotherapeut, und Kornelia Masur, Diplom-Sozialpädagogin und Krankenschwester, ließen die Schauspielerinnen und Schauspieler die Situationen bewusst eskalieren, um im darauffolgenden Teil gemeinsam mit dem Publikum nach Verbesserungsvorschlägen zu suchen.

Anhand der Fragen "Was hat Sie berührt?" und "Wo sehen Sie Probleme?" wurde das Publikum in die Szenen eingebunden. Es fielen Stichworte wie Eskalation aus geringem Anlass, der Vergleich früher und heute, Kränkungen und Entmündigungen, falsche Scham, Verdrängung, die Hilflosigkeit der Angehörigen, Zeitmangel, Beschuldigungen, herausforderndes Verhalten, fehlende Diagnose, Angst vor Offenheit, das Spannungsfeld zwischen Wut und Ohnmacht sowie der Umgang mit negativen Gefühlen, Selbstschutz und Selbstfürsorge.

Im zweiten Teil des Abends wurden die eskalierenden Szenen erneut angespielt, und das Publikum war aufgefordert, die Konfliktsituationen zu erkennen. Anschließend schlüpften die Zuschauenden selbst in die Rollen und spielten aus dem Stegreif die Szenen mit alternativen Verhaltensweisen und Reaktionen, die zur Deeskalation und Lösung der Konflikte beitragen konnten.

Der Abend ging somit weit über einen gewöhnlichen Theaterauftritt hinaus und zeigte konkrete Handlungsalternativen auf, die trotz des ernsten Themas auch für Lacher sorgten.

Ressort: Lahr

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