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Es wird kaum hell in Archangelsk

Am Weißen Meer gibt's im Sommer "Weiße Nächte" ohne Sonnenuntergang, dafür aber fast endlose dunkle Winternächte.  

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Studenten aus aller Welt kommen Jahr für Jahr nach Freiburg, um hier in den Sommerkursen der Universität Deutsch zu lernen. Die JuZ bietet ihnen die Gelegenheit, in der Jugendredaktion mitzuwirken. Eine Zusammenarbeit mit Nachwirkungen bis in die kalte Jahreszeit: ein junger Student aus dem nordrussischen Archangelsk schickte uns den Bericht von einem langen, dunklen Wintertag.

6 Uhr: Der CD-Spieler wird automatisch eingeschaltet, auf dem Radiosender "Europa plus". Ich stehe auf, gehe in die Dusche - Scheiße: kaltes Wasser (draußen ist es dreißig Grad unter Null). Das Wasser braucht ganze fünf Minuten, um warm zu werden. Ich trinke eine Tasse heißen Kaffee, um munter zu werden. 7.30 Uhr: Auf dem Weg zur Uni, draußen ist es natürlich noch stockdunkel.

10.00 Uhr: Der erste Unterricht ist zu Ende, draußen schleicht sich ein erster Hauch von Licht am lichtlosen Himmel ein, es beginnt ganz langsam zu tagen.

Was folgt ist das ganz gewöhnliche interessante und heitere Studentenleben an der Universität: mit allem von den komischen Situationen des Alltags bis hin zu den zahlreichen Anstrengungen. 16 Uhr: Alles ist vorbei, im Freien ist es längst wieder finster. Soviel "Tag" bekommt der nordrussische Student mit. Und danach? Danach gilt die Formel: vormittags strengt man sich an der Uni an, abends gleicht man das mit Party aus - oder man hat einen Job. Ob Party oder Job: wer das eine oder andere gefunden hat, ist in jedem Fall ein Glückspilz.

Aber nicht nur die Uni bestimmt das studentische Leben im tiefen dunklen Winter in Archangelsk am Weißen Meer im Norden Russlands: Kälte (etwa 35 Grad unter Null) und Schnee spielen eine wichtige Rolle, manchem gehen sie mit der Zeit richtig auf den Wecker, andere freuen sich aber ungebrochen über den schönen knusprigen und schimmernden Schnee - und über das Nordlicht wundert sich hier niemand mehr. Wer von den jungen Leuten den Schnee liebt, unternimmt in seiner Freizeit etwas im Freien. Ich bevorzuge es, mit Freunden im Studentenwohnheim zu sein, oder bei Freunden oder in einer gemütlichen warmen Kneipe zu hocken. Dazu gehört manchmal auch ein Gläschen Wodka, aber "tief ins Glas" guckt niemand: der Wodka dient nämlich in erster Linie der Erwärmung, aber auch Kaffee heißer Tee helfen gut.

Und was an Unterhaltung geboten ist? Anna, meine Kommilitonin geht viel ins Kino, meine Freundin Zhanna bevorzugt Clubs, Nikita, ein Freund, hängt ständig online. Im Januar kommen zum Üblichen noch die Feste. Zuerst das Neujahrsfest, am Tag vor der Neujahrsnacht sind die Russen alle zu Hause, bereiten das Fest vor und kaufen Geschenke. Das neue Jahr wird unbedingt im Familienkreis begonnen, erst eine Stunde später zieht man mit den besten Freunden los. Man trifft sich in der Stadt vor dem Dramatischen Theater. Dort gibt es - open air! - eine traditionelle Neujahrsaufführung mit Feuerwerk und großer Quizveranstaltung. Die Hauptfiguren der Auffürung sind "Väterchen Frost" (der entspricht dem Weihnachtsmann) und "Schneewittchen", die Enkelin von Väterchen Frost. Dass es minus 30 Grad ist, spielt keine Rolle: daran hat man sich längst gewöhnt. Von Bedeutung ist nur, dass man sich lustig und wohl fühlt. Dennoch wird die Party später an einem wärmeren Ort fortgesetzt: in einer Kneipe oder zu Hause.

Leichter Katzenjammer am Morgen ist sicher, aber das Feiern geht weiter bis zum 14. Januar, dem "Alten Neujahr", das heißt dem Neujahr nach der alten Zeitrechnung. Dazwischen, am 7. Januar wird hier Weihnachten gefeiert - nach dem julianischen Kalender - ein ausgeprägt kirchliches Fest hier in Russland. Nach dem 14. januar beginnt für uns Studenten die Prüfungszeit. Durch die hilft die Hoffnung, dass das vorbeigeht - und dann kann wieder gefeiert werden!

Ressort: Zisch

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