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"Es geht viel um Leben und Tod"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Studenten Nico Salfeld, der mit Geschichten, Politik und Fußball seinem Handicap trotzt.  

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Gehirn ist die Schaltzentrale des Menschen Foto: dimdimich (fotolia.com)

Vor zehn Jahren wurde bei dem heute 20-jährigen Nico Salfeld ein Gehirntumor entdeckt. Er leidet noch heute an den Folgeerkrankungen, trotzdem lässt er sich nicht unterkriegen. Er studiert auf Lehramt, ist politisch aktiv und trainiert nebenbei auch noch eine Jugendfußballmannschaft. Benjamin Petersmann, Schüler der Klasse 9c des Freiburger Droste-Hülshoff-Gymnasiums, trainiert er auch. Der Zischup-Reporter hat seinen Trainer zu seiner Krankheit und seinem Umgang damit befragt.

Zischup: An was genau bist du erkrankt, wie ist die Erkrankung verlaufen und wie ging es danach für dich weiter?
Salfeld: Anfang 2006 wurde bei mir ein Hirntumor zwischen den beiden Sehnerven festgestellt. Dieser musste entfernt werden, da ich sonst erblindet wäre. Während der OP bekam ich einen Hirninfarkt, das ist ein Schlaganfall. Danach war ich auf der linken Seite gelähmt und habe dann innerhalb von zehn Tagen wieder laufen gelernt. Es ging aber stetig bergauf. Ich habe daraufhin viel Unterstützung durch meine Familie und Freunde erhalten, habe mich langsam wieder an die Schule herangetastet und kam dann schlussendlich aufs Gymnasium.

Zischup: Seit wann schreibst du Geschichten?
Salfeld: Ich habe nach der OP mit Gedichten und Kurzgeschichten angefangen, die dann so tolle Namen hatten wie "Freddy Fuchs feiert Geburtstag" oder "Kalli Kahlkopf auf großer Wanderschaft". Meine Deutschlehrerin hat mich sehr unterstützt, indem sie die Geschichten korrigiert und mich motiviert hat. In der 9. Klasse fing ich dann mit meinem ersten richtigen Buch an, welches 250 Seiten umfasst.

Zischup: Was ist für dich das Besondere am Schreiben?
Salfeld: In meinen Gedichten geht es viel um Leben und um den Tod, und es ging anfangs viel darum, zu verarbeiten, was gerade mit mir geschehen ist. Ich habe mich schon immer sehr für Bücher interessiert und viel gelesen. Es entwickelte sich dann so, dass ich immer mehr Ideen im Kopf hatte, die dann irgendwie raus mussten. So kam ich zum Schreiben.

Zischup: Woher nimmst du deine Ideen?
Salfeld: Ich sitze meistens am Laptop, habe eine grobe Vorstellung davon, was passieren soll und dann fange ich an zu schreiben. Dann höre ich nach drei, vier Stunden auf und plötzlich sind 100 Seiten entstanden. Ich habe meistens ein Grundgerüst, und die restlichen Ideen fliegen mir dann einfach zu.

Zischup: Wie viele Bücher hast du bereits geschrieben und wann kommt das nächste?
Salfeld: Von meinem Fantasy-Roman habe ich bereits zwei Bände veröffentlicht. Zurzeit schreibe ich an einem ganz anderen Roman, den ich im Sommer des nächsten Jahres herausbringen möchte. Da ich im Moment mit meinem Verlag unzufrieden bin, plane ich es als Selbstverleger.

Zischup: Hattest du schon mal eine Schreibblockade und wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Salfeld: Ja, als ich mit meinem zweiten Buch fertig war, wollte ich sofort mit dem dritten Buch starten, habe es aber ein ganzes Jahr nicht hinbekommen. Daraufhin habe ich mir gesagt, dass ich jetzt eine Auszeit mache, und als es dann immer noch nicht geklappt hat, habe ich was Neues angefangen. Das hat auch gut geholfen. Im Endeffekt geht jeder anders damit um, und ich mache in solchen Fällen am liebsten eine Auszeit oder schreibe einfach drauf los und dann klappt das meistens.

Zischup: Wie vereinbarst du deine Lähmung mit Fußball?
Salfeld: Mittlerweile ist es zum Glück so, dass ich nicht mehr ganz gelähmt bin, sondern nur noch eingeschränkt. Ich sage es mal so, dass ich mit der Zeit gelernt habe, damit umzugehen. So habe ich 2011 meinen Schiedsrichterschein gemacht und versuche, mein Bestes zu geben, sowohl auf dem Platz wie auch neben dem Platz.

Zischup: Du warst bereits in der Zeitung, wie hast du reagiert, als du einen Artikel und ein Bild von dir in der Zeitung gesehen hast?
Salfeld: Ich glaube, ich habe da relativ gelassen reagiert. Es kommt auch immer darauf an, welcher Artikel es war. Waren sie allerdings komisch, fand ich das natürlich nicht so gut. Meine Mutter war eher diejenige, die dann immer sehr euphorisch war und mittlerweile ist schon fast das ganze Haus in Nordrhein-Westfalen mit Artikeln über mich ausstaffiert.

Zischup: Wie ist es, ein Mitglied der "Grünen Jugend" zu sein und warum machst du das?
Salfeld: In der 9. Klasse habe ich angefangen, mich für Politik zu interessieren und habe nach einer gewissen Zeit gemerkt, dass Die Grünen sehr nahe an meinen Idealen sind. Ich habe mich dann bei den Grünen gemeldet und wurde sofort freudig aufgenommen. Da ich sehr gerne mit Jugendlichen arbeite, habe ich dann in meinem Heimatort, also in Gladbeck, die Grüne Jugend gegründet. Dort waren wir sehr populär. Als ich dann nach Freiburg gezogen bin, wollte ich weitermachen und habe auch guten Anschluss gefunden.

Zischup: Du lässt dich bei den nächsten Bundestagswahlen aufstellen. Welche Ziele erhoffst du dir und willst du was verändern?
Salfeld: Ich werde mich auf einen Landeslistenplatz der Grünen bewerben, allerdings erst ab 20 abwärts. Ich vermute aber stark, dass ich nicht in den Bundestag einziehen werde. Wenn ich jedoch die Chance bekommen sollte, etwas zu verändern, würde ich ganz stark im Bereich Integration, Inklusion und da vor allem am Bundesteilhabegesetz arbeiten. Dieses schränkt meiner Meinung nach die Menschen mit Behinderung sehr stark ein. Auch im Bereich Bildung würde ich Verbesserungen vorschlagen.

Zischup: Wie schaffst du es, neben dem Studium zum Lehrer, dem Schreiben und Fußball auch noch Zeit für politisches Engagement zu haben?
Salfeld: Ich sag’ immer so schön: Ich bin Teilzeitstudent (lacht). Nein, also an erster Stelle steht für mich ganz klar das Studium, und dann schaue ich immer Woche für Woche, wo ich Zeit oder Verpflichtungen habe. Ich versuche einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Meistens klappt es mit wenigen Ausnahmen ganz gut. Manchmal kann es etwas stressiger werden, aber außer dem Studium ist der Rest eher noch ein Hobby für mich.

Zischup: Was waren drei Höhepunkte in deinem Leben?
Salfeld: Der erste Höhepunkt war, als ich 2005 mit Gerard Asamoah, einem ehemaligen Schalker Fußballspieler, sprechen und als normaler Junge mit ihm auf eine Torwand schießen durfte. Das war ganz toll für mich, als Schalke- und Asamoah-Fan. Weitere Höhepunkte waren sicherlich, als mein erstes Buch rauskam und als ich 2012 oder 2011 mal eine Reise gewonnen habe. Mit der Schalker Mannschaft zusammen im Flieger nach Österreich ins Trainingslager zu sitzen, war auch ein großes Ereignis.

Ressort: Schülertexte

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