Sanierungskonzept

Baywa vereinbart Rettungplan - erste große Schritte

Im Sommer geriet Deutschlands führender Agrarhändler an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Der Preis der Rettung ist die Schrumpfung.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Die Baywa ist der größte de...erzliche Sanierung bevor. (Archivbild)  | Foto: Fabian Sommer/dpa
Die Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Wegen Schulden in Milliardenhöhe steht dem Konzern eine jahrelange schmerzliche Sanierung bevor. (Archivbild) Foto: Fabian Sommer/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

München (dpa) - Beim hoch verschuldeten Münchner Mischkonzern Baywa stehen die ersten Schritte zur erhofften finanziellen Gesundung bevor: Das Unternehmen hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden Hauptaktionären auf den Fahrplan zur Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt. 

Die Baywa veröffentlichte in der Nacht eine Börsenpflichtmitteilung. Die Sanierungsvereinbarung soll bis spätestens Ende April 2025 rechtsverbindlich abgeschlossen sein, einschließlich einer Neuordnung der Finanzierung. Auf dem Konzern lasten Milliarden-Schulden, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump. 

Kapitalerhöhung über 150 Millionen Euro

Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Der Konzern spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Außerdem ist das 101 Jahre alte Unternehmen in den Geschäftsbereichen Bau und Energie als Dienstleister und Händler tätig. 

Ein Bestandteil des Sanierungskonzepts ist die Ausgabe neuer Aktien. Die Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bisherigen Baywa-Aktionäre soll dem Unternehmen 150 Millionen Euro einbringen. Die Einzelheiten sollen im ersten Quartal des neuen Jahres festgelegt werden. 

Große Unternehmensbeteiligung in Österreich wird verkauft

Es beginnt auch die erwartete Verkleinerung der Baywa: Bis Ende März will das Unternehmen seinen knapp 48-prozentigen Anteil an der Raiffeisen Ware Austria (RWA) für 176 Millionen Euro verkaufen, dem österreichischen Pendant der Baywa. Bisher sind die Unternehmen in einer verschachtelten Konstruktion über Kreuz aneinander beteiligt. 

Der Baywa-Anteil an der RWA soll nun nach Österreich zurückgehen und von einem Verbundunternehmen der Vermögensverwaltung der RWA-Gruppe übernommen werden. Der dazugehörige Vertrag ist demnach bereits unterschrieben, die kartellrechtliche Genehmigung steht aber noch aus. 

Stellenabbau und Verkäufe

Anfang Dezember hatte die Baywa Stellenabbau in größerem Maßstab angekündigt: Von den 8.000 Vollzeitstellen der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1.300 gestrichen werden, das entspricht 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland. Weltweit beschäftigt die in 60 Ländern vertretene Baywa über 23.000 Menschen. 

Auch die Auslandsbelegschaft wird wegen der angekündigten Verkäufe von Unternehmensteilen schrumpfen. Die Baywa hatte Anfang Dezember auch angekündigt, wesentliche Beteiligungen verkaufen zu wollen. 

Die wichtigsten Beteiligungen neben der RWA sind die auf Planung und Bau von Ökostromkraftwerken spezialisierte Baywa r.e., der neuseeländische Apfelproduzent Turners & Growers und die niederländische Agrarhandelsgesellschaft Cefetra. Zur Zukunft dieser drei Beteiligungen machte die Baywa am Wochenende aber noch keine Angaben.

Konzern hat sich übernommen

Das Ökostromgeschäft und die Beteiligungen an Cefetra und T&G hatte die Baywa erst im Laufe des vergangenen Jahrzehnts aufgebaut beziehungsweise gekauft. Die Schulden aus dieser kreditfinanzierten Expansion haben sich zum Mühlstein für das Unternehmen entwickelt. 

Im September 2025 wäre ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro fällig geworden. Abgesehen davon führte der vom Management nicht erwartete rapide Anstieg der Kreditzinsen seit 2022 zu einer Verdreifachung der jährlich fälligen Zinszahlungen. In den ersten neun Monaten 2024 schrieb die Baywa einen Nettoverlust von knapp 641 Millionen Euro.

Bis spätestens Ende April sollen neue Finanzierungsverträge für die Zeit bis zur erhofften finanziellen Gesundung im Jahr 2027 abgeschlossen werden. Laut Baywa unterstützen "nahezu alle der rund 300 Finanzgläubiger" die Sanierungsbemühungen, wie das Unternehmen am Samstag in einer ergänzenden Pressemitteilung mitteilte.

© dpa‍-infocom, dpa:241228‍-930‍-329112/2

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel