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Erst die Höhle, nun das Kloster

Die zwölf Jugendlichen und ihr Trainer, die in Thailand aus einer Höhle gerettet wurden, haben nun das Krankenhaus verlassen.  

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Strahlend und wieder wohlgenährt zeigt... am Mittwoch bei der Pressekonferenz.   | Foto: dpa
Strahlend und wieder wohlgenährt zeigten die Jugendliche und ihr Trainer sich am Mittwoch bei der Pressekonferenz. Foto: dpa
BANGKOK. Sie strahlten. Einer der zwölf Jungen streckte in Siegerpose fröhlich die Faust in die Luft, als sie am Mittwoch eine Woche nach ihrer Rettung aus der Tham Luang Höhle gemeinsam mit ihrem Trainer erstmals vor die Öffentlichkeit traten und einigen Kumpels von der Schule begegneten. Die Kinder mit ihren nagelneuen Trikots mit einem feuerroten Keilerkopf hatten mit ihren Pausbacken kaum noch Gemeinsamkeiten mit den bis auf die Knochen abgemagerten Gestalten, die nach tagelanger Suche von Rettungstauchern entdeckt worden waren und vor einer Woche aus der Tham Luang Höhle im Norden Thailands gerettet wurden.

"Nein, ich werde nie wieder in die Höhle gehen", sagte einer der Jungen. "Wir haben gelernt, dass wir erst nachdenken müssen, bevor wir etwas unternehmen", erklärte der 14-jährige Adul Sam-on mit nachdenklicher Miene. Eine Woche lang hatten Thailands Behörden die Jungen und ihren Trainer in einem Krankenhaus in der Stadt Chiang Rai aufgepäppelt, nachdem sie bei einer dramatischen Rettung aus ihrem Verlies tief im Inneren der Tham Luang Höhlen geholt worden waren.

Sie waren am 23. Juni nach dem Fußballtraining zu einem eigentlich nur einstündigen Ausflug in die Höhle gezogen. Doch die Nachwuchsmannschaft der Moo Pa (Wildschwein)-Fußballakademie wurde vom Wasser überrascht und eingeschlossen. 18 Tage dauerte es, bis die Jungen wieder Tageslicht sahen. "Wir hatten in der Zeit nichts zu essen. Wir haben nur Wasser getrunken", beschrieb der 25-jährige Trainer Ekkapol Chantawong die Zeit voller Todesangst. "Ich habe versucht, nicht an Essen zu denken", erzählte der elfjährige Chanin Wiboonrungrueng, der jüngste der Mannschaft, und berichtete von einem ganz persönlichen Albtraum: "Nach fünf Tagen in der Höhle ist mir eingefallen, dass meine Mutter mich bei der Heimkehr wohl ganz schön ausschimpfen würde."

Alle Fragen der streng choreographierten Pressekonferenz, die zur besten Sendezeit Thailands live im Fernsehen gesendet wurde, mussten bereits einen Tag vorher eingereicht werden. Auf einer Seite saßen Mitglieder der Spezialeinheit der thailändischen Navy Seals und versuchten mit ihren Schirmkappen und dunklen Sonnenbrillen eine möglichst finstere Miene aufzusetzen. Auf der anderen Seite der Jungen hatten die Organisatoren ein Bild von König Vajiralongkorn aufgestellt. Der Monarch hatte seit seiner Ernennung im Oktober 2016 noch nie so viel Volksnähe gezeigt, wie während der Tage der dramatischen Rettung. Sein 13-jähriger Sohn Dipangkorn Rasmijoti schickte einen Gruß auf Deutsch aus seiner Schule in Bayern.

Dabei sind neben dem Trainer drei der geretteten Jungen keine Thailänder, sondern staatenlos und können deshalb nicht einmal die Einladung des englischen Fußballklubs Manchester United zu einem Besuch annehmen. Sie besitzen keinen Pass, können kein Bankkonto eröffnen. Reisen ist ausgeschlossen. Wählen geht nicht. Nicht einmal eine legale Heirat ist möglich. "Es gibt mehr als eine halbe Million Staatenlose in Thailand", sagt der Menschenrechtler Surapong Kongchantuk. Sie sind sozusagen das Kanonenfutter der thailändischen Wirtschaft. Mangels Papieren können sie nur illegal arbeiten. Viele landen in der Fischverarbeitungsindustrie, die in die ganze Welt exportiert. Andere enden als Unterhalter in Karaoke-Bars, einer harmlos klingenden Umschreibung für Prostitution.

Ein solches Schicksal drohte auch dem 14-jährigen Adul Sam-on. Der Junge, der Englisch, Chinesisch, Thai, Birmanisch und Wa spricht, war der einzige, der nach der Entdeckung mit den beiden britischen Tauchern kommunizieren konnte, die die Vermissten fanden. "Der Coach dachte, er hätte Stimmen gehört", erzählte Dul, so Aduls Spitzname, während der Pressekonferenz, "ich bin mit einem Kameraden runter und da haben wir sie gesehen." Es muss eine unwirkliche Szene gewesen sein. "Mein Hirn war etwas langsam", sagte Adul am Mittwoch unter dem Gelächter seiner Kameraden, "ich habe erst mal Hallo gesagt und gefragt: Können wir Ihnen helfen?"

Zumindest können die staatenlosen unter den Geretteten hoffen, dass sich ihre Situation nun verbessert. Die Behörden versprachen, ihnen innerhalb von sechs Monaten die thailändische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Doch erst einmal werden die "13", wie sie in Thailand genannt werden, für ein paar Wochen als Novizen in buddhistischen Klöstern untertauchen.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 19. Juli 2018: PDF-Version herunterladen

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