Erebor befreien!
NEU IM KINO: Regisseur Peter Jackson hat sich Tolkiens Kinderbuchstoff vom "Hobbit" gewidmet.
Ulrich Sonnenschein
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Es geht um Gefährten, 13 Zwerge, einen Hobbit und einen mächtigen Zauberer, die sich aufmachen, um das Zwergenreich Erebor zu befreien, das mit all seinem Gold von einem Drachen besetzt ist. Es gibt Goblins, Wargs – eine Art Werwölfe – und Orks auf der Seite des Bösen und Elben, Menschen, Hobbits auf der des Guten. Differenzierung war Tolkiens Sache nicht. Ihm ging es immer ums Ganze, um eindeutige Feindbilder und den Sieg der Herrlichkeit.
Die Zwerge wollen im "Hobbit" ihre Heimat zurückerobern. Ohne Gandalfs Zauberkräfte wäre das nur schwerlich möglich. Die Frage aber, was der "Halbling" Bilbo Beutlin dabei zu suchen hat, führt kurz in eine andere Dimension. "Er schützt mich in seiner Unscheinbarkeit vor meiner eigenen Angst", sagt Gandalf und verlässt sich für einen einzigen philosophischen Moment auf den tiefgründigen Blick, den Ian McKellen seinem Zauberer trotz tief in die Stirn gezogenem Hut angedeihen lässt.
Solche Momente sind freilich selten in dem kleinen Film, der entschlossen ist, ein ganz großer zu werden, mit drei Teilen wie "Der Herr der Ringe" und rund 500 Minuten Gesamtlaufzeit. Schon in den ersten 170 Minuten gibt es keinen Moment der Leere oder Langeweile.
Anderthalb Jahre drehte Peter Jackson mit einem Budget von 150 Millionen US-Dollar in Neuseeland, ein erstaunliches Unternehmen für das kleine Land mit nur viereinhalb Millionen Einwohnern. Die ersten beiden Teile sind fertig, der dritte ist in Arbeit.
Um eine besondere digitale Schärfe zu erzeugen, hat er ein neues Verfahren angewendet: High Frame Rate – deutsch: hohe Bildrate. Das meint, dass nicht nur wie bisher 24, sondern 48 digitale Bilder pro Sekunde aufgenommen wurden, dazu hat Jackson die Bitrate in Super HD von 2048 auf 5120 Pixel erhöht. Es wurde mit zwei Kameras in 3-D gedreht, insgesamt wurden 24 Mal so viele Daten wie sonst pro Bild erzeugt. Das kann man sehen. Jackson hält sich zurück, was die 3-D-Effekte angeht, es gibt kaum fliegende Gegenstände. Dafür lebt das Bild aus dem ungeheuer tiefen, detailreichen Raum heraus, den immer wieder die neuseeländische Berglandschaft bestimmt, ein heimlicher Hauptdarsteller. Überhaupt ist es erstaunlich, wie sehr die Marke "Herr der Ringe" mit Peter Jackson verbunden ist. Er ist der Einzige, der für ein solches Großprojekt in den neuseeländischen Nationalparks eine Dreherlaubnis erhält, nicht zuletzt, weil er mit seinen Filmen eine Industrie begründet hat.
Seine Lehrjahre mit bizarren Horrorfilmen wie "Bad Taste" und "Braindead" hat er freilich nicht vergessen. Überbordende Gewalt inszeniert er mit Vorliebe und mit großer Kunst. Schon in den ersten Bildern zeigt er seine brutale Meisterschaft, wenn der König der Zwerge enthauptet und einem besonders schurkischen Ork ein Arm abgeschlagen wird, lange bevor die eigentliche Handlung beginnt. Der "Hobbit" ist kein Kinderfilm mehr, zwölf Jahre und älter müssen seine Zuschauer sein – obwohl es durchaus skurril-komische Szenen gibt, mit Dialogen, die eher an Woody Allen erinnern als an Tolkien.
Vielleicht hat "Der Hobbit" von allem etwas zu viel. Zu viele Orks auf zu vielen Brücken in zu tiefen Höhlen. Zu viel von dem großen Bruder "Herr der Ringe" und zu wenig Eigenständigkeit. Aber er bleibt als Fantasy-Abenteuer ein Dokument dessen, was zurzeit filmisch machbar ist. Selbst wenn man nicht erkennt, wie etwas hergestellt wurde, sieht man doch immer, wie intensiv hier an der Illusion gearbeitet wurde.
– "Der Hobbit" (Regie: Peter Jackson) läuft ab Donnerstag in den Kinos.
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