"Er hätte Hans-Georg heißen können"
ZISCH-INTERVIEW mit Michael Kaiser und Christoph Kopp vom Theater Freiburg über die "Geisterjagd ums Theater", den Namen des Geists und die Schauspielerei.
Klassen 4a und 4b, Sommerbergschule (Buchenbach)
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Zisch: Wie sind Sie auf die Idee mit dem Hör-Abenteuer gekommen?
Kaiser: Im März hatten wir ja zum ersten Mal die Situation, dass wir nicht mehr so spielen konnten wegen dieses blöden Virus’. Das Theater musste schließen, und wir haben überlegt, was wir nun machen. Damals wussten wir auch noch nicht, wie lange der Lockdown anhalten würde. Wir haben darüber nachgedacht, was wir Familien in Freiburg und Umgebung in dieser Situation anbieten könnten. Während ich da so zuhause in Quarantäne saß, habe ich angefangen, wieder Gesellschaftsspiele zu spielen, unter anderem auch Escape-Spiele. Das fand ich superinteressant und es kam langsam die Idee auf, eine Art Escape-Spiel zu erfinden: Eines, das so funktioniert, dass die Menschen nicht ins Theater kommen müssen, und bei dem man sich nicht berühren und sich nahekommen muss. Ich habe Christoph Kopp angerufen, mit dem ich früher bereits zusammengearbeitet hatte, und er war von der Idee begeistert. Dann haben wir sofort gesagt: Das machen wir!
Zisch: Wie sind sie auf den Namen für den Geist gekommen?
Kaiser: Die Sache mit dem Geisternamen war etwas, worüber wir tatsächlich lange diskutiert haben. Sein Name ist ja am Ende der "Geisterjagd ums Theater" das Lösungswort, das erraten werden muss – das Wichtigste überhaupt in diesem Spiel. Wir hatten noch eine dritte Person im Team, den Regisseur Benedikt Grubel. Mit ihm gemeinsam haben wir vor fünf Jahren das Vorgängerformat, die "Geisterjagd durchs Theater", erfunden. Damals hat Christoph den Geisterjäger Theo van Thom zum ersten Mal gespielt und ich die Figur des Herrn König. Wir haben mit Benedikt lange über den Namen gesprochen und hatten viele Ideen zur Auswahl. Christoph hatte eine sehr lange Liste erstellt, auf der auch ganz normale Namen standen. Der Geist hätte auch Hans-Georg heißen können. Schlussendlich haben wir uns bei einer alten Sprache bedient, die für unsere Ohren heu te vielleicht etwas fremd klingt. Und wir haben dabei auch ein bisschen an Harry Potter denken müssen.
Zisch: Sind eigentlich die Geschichten, die den Rätseln zugrunde liegen, wahr?
Kaiser: Was glaubst du – sind die wahr?
Zisch: Keine Ahnung, ich glaube, manche eher nicht.
Kaiser: Du hast Recht. Es gibt ganz viel an der Geisterjagd, das wahr ist. Wir haben uns zum Beispiel bei der Geschichte des Theaters sehr stark an der echten Historie orientiert – wann das Theater gebaut wurde, wann es eröffnet wurde und so weiter. All das ist wahr – sämtliche Spukgeschichten jedoch haben wir uns ausgedacht.
Zisch: Haben Sie schon Rückmeldungen zur Geisterjagd bekommen?
Kaiser: Ja, es ist ja so, dass die Menschen eine E-Mail an den Geist schreiben, sobald sie alle Rätsel gelöst haben. Diese E-Mails bekomme alle ich – das kann ich ja jetzt hier mal verraten, es bleibt ja unter uns. Das ist ganz schön, da die Leute öfters dazu schreiben "hat uns Spaß gemacht" oder "wir hatten einen tollen Nachmittag". Insofern bekommen wir, obwohl wir nicht vor Ort sind und die Leute nicht treffen, über dieses Mittel Rückmeldungen.
Zisch: Glauben Sie an Geister?
Kaiser und Kopp: Nein. (Alle müssen lachen.)
Kaiser: Glaubst du denn an Geister?
Zisch: Neee.
Kaiser: Dann sind wir uns ja alle einig.
Zisch: Wie heißt das nächste Stück, in dem sie mitspielen?
Kopp: Das nächste Stück heißt "Pippi Langstrumpf" und ich spiele darin so viele Rollen, wie noch nie in meinem Leben in einem einzigen Stück, nämlich vier: einen Jahrmarktdirektor, einen Ganoven, einen Polizisten und Pippis Papa.
Kaiser: Ich hatte gerade eine Wiederaufnahme mit "Dracula". Darin spiele ich einen Abenteurer, der sich auf Vampirsuche begibt.
Zisch: Seit wann sind Sie schon Schauspieler?
Kopp: Ich habe dieses Jahr eine Urkunde der Gewerkschaft bekommen, dass ich seit 25 Jahren in der Gewerkschaft der Bühnenangehörigen bin. Aber als Schauspieler arbeite ich eher schon 27 Jahre.
Kaiser: Ich arbeite seit 20 Jahren am Theater.
Zisch: Waren Sie schon an einem anderen Theater als Freiburg angestellt?
Kopp: Bei mir waren es schon einige Theater: in Klagenfurt und Wien in Österreich, in St. Gallen und Zürich in der Schweiz, in Karlsruhe, Hamburg, Schwäbisch Hall, Stuttgart … also ziemlich viele.
Kaiser: Ich war bisher an zwei Theatern tätig: am Staatstheater in Darmstadt und am Theater in Freiburg.
Zisch: Wie kriegen Sie das hin, dass die Stimme einer Rolle immer gleich klingt?
Kopp: Das hat relativ viel mit Vorstellungskraft zu tun. Ich bin ein Schauspieler, dessen Stimme man immer recht leicht wiedererkennt, weil es eine sehr markante und besondere Stimme ist. Wenn ich, wie bei "Pippi Langstrumpf", vier verschiedene Rollen spiele, dann ist es letztlich natürlich immer die gleiche Stimme, die darunter liegt, aber die Vorstellungskraft hilft mir dann eben dabei, in diese verschiedenen Rollen zu schlüpfen und auch die Stimme dementsprechend anzupassen. Der Papa von Pippi ist etwas gemütlicher und redet daher freundlich, gemütlich und etwas breiter. Eine andere Figur ist hektischer und schneller und redet dementsprechend ein bisschen anders.
Zisch: Ist es schwieriger, ein Hörspiel aufzunehmen oder in einem Theaterstück mitzuspielen?
Kaiser: Das sind zwei ganz unterschiedliche Sachen. Tatsächlich ist es ein bisschen so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Für uns war es das erste Mal, dass wir so ein Hör-Abenteuer produziert haben. Es hat uns wahnsinnig viel Spaß gemacht, es uns auszudenken und aufzunehmen. Wenn man für ein Theaterstück probt, ist man jeden Tag auf der Probebühne und erarbeitet die Inszenierung miteinander im Team. Bei einem Hörspiel befindet man sich im Tonstudio, steht alleine in der Aufnahmebox, hat ein Mikrofon vor dem Gesicht und spricht den Text ein. Auf der Bühne zu stehen und miteinander zu spielen, würde ich auf Dauer definitiv nicht missen wollen. Die Geisterjagd war ein interessanter Ausflug, aber jetzt freuen wir uns alle sehr darauf, nach dem Lockdown wieder auf der Bühne stehen zu können!
EIN HÖR-ABENTEUER: Viertklässler auf Geisterjagd
Wer spukt da im Freiburger Theater? Die Suche nach der Lösung ist spannend und recht kniffelig.
Die "Geisterjagd ums Theater" ist ein Hör-Escape-Spiel für Kinder zwischen acht und zehn Jahren, das in einem Rundgang um das Freiburger Theater gespielt werden kann und vom Jungen Theater Freiburg erstellt worden ist. Da wegen Corona zurzeit keine Ausflüge mit einer Schulklasse möglich sind, hat unsere Lehrerin den Weg und wichtige Hinweise in den Herbstferien gefilmt und fotografiert, so dass wir die Geisterjagd in der Schule virtuell an einer großen Leinwand machen konnten.Im Theater Freiburg spukt es mal wieder, auf der Bühne passiert Entsetzliches: Die Bühnenvorhänge gehen auf und zu, es knallt und zischt, man hört einen Geist lachen. Deshalb wird der berühmte Geisterjäger Theo van Thom beauftragt, den Geist einzufangen. Dabei gerät er selbst in dessen Hände. Unsere Aufgabe war nun, Theo van Thom zu helfen, indem wir den Namen des "Namenlosen Geistes" herausfinden sollten. Wir nahmen immer wieder Kontakt mit dem im Theater eingeschlossenen Theo van Thom auf (leider versuchte der Geist immer wieder, dies zu stören und zu unterbinden), und erhielten so Tipps und Hinweise, mit deren Hilfe wir das Rätsel Buchstabe für Buchstabe lösen konnten.
Wir begannen vor dem Theater und fanden die ersten Rätsel an der Theaterfassade. Nun ging es zur Theaterkasse und bis zum Bühneneingang. Wir würden das Theater einmal umrunden. Dabei hielten wir unsere Augen und Ohren auf, um alle Hinweise zu finden. Wir betrachteten die Truhe, die beim ersten Theaterstück "Wallenstein" auf der Bühne stand, schnupperten an einer Lüftung echte Bühnenluft, betrachteten ein Gemälde und ein Amulett, zwischendurch schalteten wir sogar Spukknechte des Geistes magisch aus. Dabei erfuhren wir viele Geschichten über das Freiburger Theater.
Bei der letzten Station entdeckten wir ein Kostüm mit einem versteckten Hinweis zum Quiz. Das war ganz schön knifflig zu finden. Am Ende gelang es uns aber, das Rätsel zu lösen und damit Theo van Thom zu befreien.
"Ich fand die Geschichte sehr toll, es war sehr spannend", sagte Zisch-Reporter Daniel Schweiz im Anschluss. "Die Geisterjagd war spannend und auch ein bisschen gruselig", fand Zisch-Reporterin Martha Kuhn.
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