Zischup-Schreibwettbewerb Herbst 2014

Endlich ein Leben ohne Bomben

Der Ukrainer Sergej ist gerade mal 18 Jahre alt und hat schon einen Krieg erleben müssen / In Emmendingen startet er jetzt neu.  

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Krieg auf dem Frühstückstisch: Eine Kü...entrum von Donezk nach einem Angriff.   | Foto: dpa
Krieg auf dem Frühstückstisch: Eine Küche im Stadtzentrum von Donezk nach einem Angriff. Foto: dpa

Sergej (Name von der Redaktion geändert) sitzt im Zug. Im rettenden Zug, denn endlich hat er die Möglichkeit zu flüchten. Er schaut aus dem Fenster, schaut zurück auf das, was bisher sein Leben ausgemacht hat: seine Stadt Donezk – zerstört, vollkommen zertrümmert, alles chaotisch. Seit drei Monaten lebt Sergej im Kreis Emmendingen. Er ist 18 Jahre alt und musste seine Heimatstadt verlassen. Ein normales Leben ist dort längst nicht mehr möglich. Die Erinnerungen sind aber noch präsent.

Ohne Angst lebt es sich in Donezk nicht mehr. Das weiß auch Sergej, der sich in Sicherheit bringen musste, um überhaupt eine Überlebenschance zu haben. Denn in der ukrainischen Stadt Donezk, die rund 700 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt liegt, tobt seit Monaten der Krieg. Erst hat Sergej seine Heimatstadt verlassen. Seine Mutter kam vor ein paar Wochen nach, sein Vater möchte das so schnell wie möglich auch tun. Seine Freunde und Verwandten sind noch in dem Krisengebiet. Sie leben noch immer in ständiger Alarmbereitschaft und müssen Tag für Tag um ihr Leben bangen. Immer wiederkehrende Explosionen oder Anschläge fordern tagtäglich viele Menschenleben. Tausende von Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Begonnen hat alles ganz langsam im Februar 2014 mit Demonstrationen und kleineren Aufständen. Doch daraus ist längst mehr geworden. Die Situation ist eskaliert, spätestens seit Sommer 2014 kann man von Krieg sprechen.

Sergej musste den Anblick von vielen toten und verletzten Menschen ertragen, die den Schüssen oder anderen Waffeneinsätzen nicht mehr rechtzeitig entkommen konnten. Noch immer kann er diese schrecklichen Bilder nicht vergessen. Sie sind zu einem Teil von ihm geworden. Und werden es wohl auch bleiben. Auch wenn er sehr traurig darüber ist, dass er seine Heimat verloren hat und seine Verwandten verlassen musste, hat er in Deutschland bessere Chancen zum Lernen und Arbeiten.

Seit September besucht er die Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen in Emmendingen, kurz GHSE. Er lernt in seiner Klasse Deutsch, so dass er sich mittlerweile sogar ein wenig auf Deutsch unterhalten kann. Jeden Tag kommt er ein bisschen mehr im Alltag seiner neuen Heimat an. Er informiert sich auch über die hier üblichen Gepflogenheiten, Gesetze und Verkehrsordnungen. Außerdem lernt er die Verhaltensweisen in Notsituationen kennen. Sergej hat auch schon einen Arbeitsplatz für einen Nebenverdienst gefunden. Endlich hat er wieder eine Perspektive und sieht für sich viele Möglichkeiten, seine Zukunft zu gestalten. In der Ukraine gab es die nicht. Der Krieg hat auch sie zerstört.

Wenn er mit den Menschen aus seinem alten Leben Kontakt aufnehmen will, macht er das über Skype. Für ihn ist das ein unverzichtbares Kommunikationsmittel. Natürlich lebt er in ständiger Angst um seine Verwandten und Bekannten dort, denn er weiß nicht, was in den nächsten Stunden, Tagen oder Wochen mit ihnen passieren wird. Werden sie sterben? Werden sie überleben? Jede Nacht, wenn er im Bett liegt, ist er dankbar dafür, nicht plötzlich aufstehen zu müssen, weil Bomben krachen. Heute muss er keine lebensbedrohlichen Situationen mehr fürchten. Er wünscht sich für seine in der Heimat zurückgebliebenen Freunde und Verwandten nur eines: Frieden!
Schlagworte: Zischup-Schreibwettbewerb Herbst
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