Zischup-Schreibwettbewerb Herbst 2014
Endlich ein Leben ohne Bomben
Der Ukrainer Sergej ist gerade mal 18 Jahre alt und hat schon einen Krieg erleben müssen / In Emmendingen startet er jetzt neu.
Patricia Haas &
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
![Krieg auf dem Frühstückstisch: Eine Kü...entrum von Donezk nach einem Angriff. | Foto: dpa Krieg auf dem Frühstückstisch: Eine Kü...entrum von Donezk nach einem Angriff. | Foto: dpa](https://ais.badische-zeitung.de/piece/05/fe/7f/bb/100564923-w-640.jpg)
Sergej (Name von der Redaktion geändert) sitzt im Zug. Im rettenden Zug, denn endlich hat er die Möglichkeit zu flüchten. Er schaut aus dem Fenster, schaut zurück auf das, was bisher sein Leben ausgemacht hat: seine Stadt Donezk – zerstört, vollkommen zertrümmert, alles chaotisch. Seit drei Monaten lebt Sergej im Kreis Emmendingen. Er ist 18 Jahre alt und musste seine Heimatstadt verlassen. Ein normales Leben ist dort längst nicht mehr möglich. Die Erinnerungen sind aber noch präsent.
Sergej musste den Anblick von vielen toten und verletzten Menschen ertragen, die den Schüssen oder anderen Waffeneinsätzen nicht mehr rechtzeitig entkommen konnten. Noch immer kann er diese schrecklichen Bilder nicht vergessen. Sie sind zu einem Teil von ihm geworden. Und werden es wohl auch bleiben. Auch wenn er sehr traurig darüber ist, dass er seine Heimat verloren hat und seine Verwandten verlassen musste, hat er in Deutschland bessere Chancen zum Lernen und Arbeiten.
Seit September besucht er die Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen in Emmendingen, kurz GHSE. Er lernt in seiner Klasse Deutsch, so dass er sich mittlerweile sogar ein wenig auf Deutsch unterhalten kann. Jeden Tag kommt er ein bisschen mehr im Alltag seiner neuen Heimat an. Er informiert sich auch über die hier üblichen Gepflogenheiten, Gesetze und Verkehrsordnungen. Außerdem lernt er die Verhaltensweisen in Notsituationen kennen. Sergej hat auch schon einen Arbeitsplatz für einen Nebenverdienst gefunden. Endlich hat er wieder eine Perspektive und sieht für sich viele Möglichkeiten, seine Zukunft zu gestalten. In der Ukraine gab es die nicht. Der Krieg hat auch sie zerstört.
Wenn er mit den Menschen aus seinem alten Leben Kontakt aufnehmen will, macht er das über Skype. Für ihn ist das ein unverzichtbares Kommunikationsmittel. Natürlich lebt er in ständiger Angst um seine Verwandten und Bekannten dort, denn er weiß nicht, was in den nächsten Stunden, Tagen oder Wochen mit ihnen passieren wird. Werden sie sterben? Werden sie überleben? Jede Nacht, wenn er im Bett liegt, ist er dankbar dafür, nicht plötzlich aufstehen zu müssen, weil Bomben krachen. Heute muss er keine lebensbedrohlichen Situationen mehr fürchten. Er wünscht sich für seine in der Heimat zurückgebliebenen Freunde und Verwandten nur eines: Frieden!