Emotionaler Zweikampf um Eislauf-Gold
Die beiden russischen Eisprinzessinnen Alina Sagitowa (15) und Jewgenija Medwedjewa (18) sind zwar Kolleginnen, bei der Kürentscheidung jedoch kühle Rivalinnen.
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"Ich muss noch mit mehr Geschwindigkeit in die Sprünge gehen, die Landungen müssen sanfter werden, und ich muss mehr Emotionen zeigen", sagte die gerade einmal 15 Jahre alte Sagitowa selbstkritisch. Medwedjewa war ebenfalls nicht mit sich zufrieden: "Die Sprungkombination hätte besser sein können." Und doch: Kaum etwas ist sicherer bei den Olympischen Winterspielen in Pyeong-chang als ein Sieg einer der beiden Ausnahmeläuferinnen in der Kür-Entscheidung am Freitag (10 Uhr Ortszeit/2 Uhr MEZ) in der Gangneung Ice Arena. Selbst die drittplatzierte Kanadierin Kaetlyn Osmond dürfte im Normalfall keine Siegchance haben. Spielerisch leicht hatte zunächst Weltmeisterin Medwedjewa ihre eigene Kurzprogramm-Bestmarke von 81,06 auf 81,61 Punkte gesteigert. Nur Minuten später konterte die Europameisterin und erlief 82,92 Zähler.
Fragen nach der sporthistorischen Bedeutung des möglichen ersten OAR-Goldes wollte Medwedjewa nicht beantworten: "Ich denke nicht an eine Medaille. Ich will eine saubere Kür laufen und mit meiner Leistung zufrieden sein." Aber schenken wird die 18-Jährige ihrer Trainingskollegin und guten Freundin im Kürduell der Olympia-Debütantinnen nichts. "Wir sind junge Mädchen und nach dem Training reden wir über alles. Aber auf dem Eis kämpfen wir einen kleinen Krieg", sagte Medwedjewa, die bereits im Januar bei den Europameisterschaften in Moskau zum ersten Mal knapp gegen Sagitowa verloren hatte. Denn auch abseits von Olympia ist der Leistungsdruck für die beiden gewaltig. Speziell in der russischen Hauptstadt boomt der Eiskunstlauf, viele Kinder und junge Mädchen streben dorthin, wo Sagitowa und Medwedjewa bereits sind. "In den vergangenen zehn Jahren sind bestimmt 20 neue Eishallen gebaut worden. Das hat zu einem ständigen Talentestrom geführt. Sie wachsen wie die Pilze", sagte Trainerin Eteri Tutberidse, die die beiden Goldfavoritinnen betreut. Schwieriger ist die Situation beim männlichen Nachwuchs. Tutberidse erklärt: "Bei unseren Castings kommen meistens auf 100 Teilnehmer 85 bis 90 Mädchen. Und die paar Jungs wollen Eislaufen eigentlich nur lernen, um möglichst schnell zum Eishockey zu wechseln."
Im Schatten der beiden überragenden russischen Läuferinnen bot die dreimalige deutsche Meisterin Nicole Schott aus Essen eine fehlerfreie Kurzkür. Die 21-Jährige liegt vor der Kür mit ihrer Saisonbestleistung von 59,20 Punkten auf Platz 14. "Sie hat geliefert, das ist schon mal das Wichtigste", sagte Olympiasiegerin Katarina Witt. Zehn Tage nach dem Teamwettbewerb vermied Schott den Fehler beim Eingangs-Flip. "Ich fühle mich großartig, das war das beste Kurzprogramm der Saison", sagte die EM-Zehnte.
"Ich freue mich wahnsinnig, sie bestätigt mehr und mehr ihre Trainingsleistungen. Das wird ihr Selbstvertrauen geben, ist für die Kür aber kein Selbstläufer", sagte ihr Trainer Michael Huth. Schott erkämpfe sich allmählich die Akzeptanz der Preisrichter und sei immerhin sechstbeste Europäerin im Wettbewerb.
Gemeinsam mit der Italienerin Carolina Kostner, die nach dem Kurzprogramm auf Platz sechs liegt, hatte Schott zwischen den Wettkämpfen ein sechstägiges Trainingscamp in Seoul eingelegt. In ihrem Vortrag "Nella Fantasia" von Ennio Morricone gelang ihr dann eine Kombination aus zwei dreifachen Toeloops und ein Doppel-Axel. Zudem legte sie in den vergangenen Jahren im künstlerischen Ausdruck zu. "Sie hat ihre Leistung abgerufen, sie ist bei den guten Sportlern angekommen", sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union.