Bildung
Eltern klagen gegen Unterrichtsausfall an den Gymnasien im Südwesten
Im Südwesten fällt nach Meinung von Elternvertretern viel zu viel Unterricht an Gymnasien aus. Sie wollen gegen das Land klagen. Doch kann ein langes Gerichtsverfahren etwas an der Lage ändern?
Mo, 18. Nov 2019, 18:41 Uhr
Südwest
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Die Klage solle im ersten Halbjahr 2020 auf den Weg gebracht werden. Damit würde die juristische Auseinandersetzung in den heraufziehenden Landtagswahlkampf fallen, bei dem Kultusministerin Susanne Eisenmann zugleich CDU-Spitzenkandidatin ist. Mattig-Gerlach rückte den politischen Fokus bei einer Pressekonferenz in Stuttgart indes auf den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann: "Wie kann es der ehemalige Lehrer Kretschmann zulassen, dass Baden-Württemberg in seiner Amtszeit in den Bildungsrankings abstinkt?"
Die Elternvertreter haben zu Beginn des aktuellen Schuljahres das Ausmaß des Unterrichtsausfalls über einen Zeitraum von fünf Wochen an den Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart abgefragt. Nach ihren Angaben reagierten von 140 angefragten Schulen 32. Danach seien 10,9 Prozent des Unterrichts nicht wie geplant erteilt worden. Dabei seien 5,7 Prozent des Unterrichts komplett ausgefallen, rund 5,1 Prozent habe nur in Vertretung stattgefunden. Im Regierungsbezirk Freiburg war vom Kultusministerium im Juni erhoben worden, dass über alle Schularten hinweg 4,5 Prozent der Unterrichtsstunden ausfielen. Dabei waren es in Grundschulen nur 1,1 Prozent, in Gymnasien dagegen 7,8 Prozent.
Der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei sprach am Montag von einem "Armutszeugnis" für Kultusministerin Eisenmann. Der FDP-Bildungsexperte Timm Kern warf der grün-schwarzen Koalition vor, sie sei "unfähig zu entschiedenem bildungspolitischen Handeln". Eisenmann wies die Vorwürfe zurück: Der Lehrermangel sei "kein singuläres Problem" im Südwesten, sondern bundesweit eine Herausforderung. In einigen Ländern sei die Lage "weitaus dramatischer" als in Baden-Württemberg. "Wir haben offene Stellen, da wir schlicht zu wenig Lehrer haben."
Im Doppeletat 2020/21 sei außerdem eine Erhöhung der Krankheitsreserve von derzeit 1666 auf knapp 1900 Stellen vorgesehen. An diesem Dienstag stellt die Ministerin zudem ein Konzept zur Stärkung der Grundschulrektoren vor. Mehr als 150 Schulen im Südwesten sind derzeit ohne Rektor. Dabei gilt die Besetzung der Position an der Spitze der Kollegien als entscheidend für die Qualität der Schule. Die Vakanzen betreffen vor allem Grundschulen.
Eisenmanns Konzept, das am Dienstag im Kabinett beschlossen werden soll, sieht die Anhebung der Besoldung von Rektoren an Grund-, Haupt- und Werkrealschulen zum Schuljahr 2020/21 vor. Bisher werden Schulleiter, die für mehr als 80 Kinder verantwortlich sind, nach der Besoldungsstufe A12 bezahlt, und sie erhalten eine Zulage. Künftig soll die Besoldung für alle Grundschulrektoren bei A13 beginnen und mit zunehmender Schülerzahl steigen. Die Besoldung von Leitern von Hauptschulen, Werkrealschulen sowie Verbundschulen in diesem Bereich soll bei A14 beginnen. Zudem erhalten stellvertretende Schulleiter mehr Geld. Für kommissarische Schulleiter wird eine Zulage eingeführt.
Für die Anhebung der Besoldungen nimmt das Land jährlich knapp 14 Millionen Euro in die Hand. Erst am Freitag haben sich die Koalitionspartner auf Druck der CDU-Fraktion darauf verständigt, dass auch Rektoren kleiner Grundschulen A13 erhalten.
Die grünschwarze Koalition steigert nicht nur die Förderung von Schulen. So steigt die Grundförderung für die Volkshochschulen (bisher knapp 23 Millionen Euro) 2020 um drei Millionen Euro und 2021 um weitere fünf. Auch für die Musik- und Jugendkunstschulen gibt es 4 Millionen Euro mehr (bisher knapp 21 Millionen). Die Jugendbildungsakademien bekommen einen einmaligen Zuschuss von rund 8 Millionen Euro für Baumaßnahmen.
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