Tag der Schnäppchen

Einkaufswahn am "Black Friday": Briten kaufen Waren für mehr als zwei Millionen Pfund

In Großbritannien sorgt der Tag der Schnäppchen für Kaufrausch und hohe Schuldenberge / Aus den USA importiert.  

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Schnäppchen, wo man hinsieht: Am „Black Friday“ klingeln die Kassen. Foto: AFP

LONDON. Vor ein paar Jahren erst ist der "Black Friday", der Tag nach Thanksgiving als Start der Weihnachtseinkaufssaison, aus den USA nach Großbritannien importiert worden – und schon erweisen sich die Briten als Weltmeister im Einkaufswahnsinn der End-Novemberzeit. Für mehr als zwei Milliarden Pfund sind am Freitag auf der Insel heruntergesetzte Waren gekauft worden. Und übers Wochenende wird sich die Summe wahrscheinlich noch verdoppeln. Das Problem: Rund ein Zehntel aller Einkäufe landet nach einiger Zeit unbenutzt auf dem Müllplatz, wie jetzt eine Untersuchung der Verkaufs-Webseite Gumtree zeigte.

In Erwartung baldiger scharfer Preiserhöhungen infolge des Brexit scheint sich das Vereinigte Königreich am "Black Friday" noch einmal einzudecken, so gut es kann. Doch vieles landet eben auch wieder auf dem Müll. Küchenmixer und andere Küchengeräte zu Beispiel kommen nach dem Kauf oft gar nicht zum Einsatz. Außerdem wandern alte, aber noch funktionstüchtige Geräte zum Müll – weil sich ihre Inhaber "verbesserte", modernere, größere Geräte zulegen wollen.

Jeder dritte Brite gibt an, sich vom "Black Friday"-Rummel zum Kauf von Dingen genötigt zu fühlen, die er im Grunde, nach eigenem Eingeständnis, gar nicht braucht. Mehr Warnungen denn je vor unüberlegten Käufen hat es dieses Jahr denn auch gegeben. Vom Reiz der Reduktionen, meinen besorgte Verbraucher-Verbände, solle man sich "um Himmels willen nicht verführen lassen" in dieser trüben Jahreszeit.

So versucht auch das Verbraucherschutz-Magazin Which seinen Landsleuten klar zu machen, dass manche "Super-Schnäppchen" nicht wirklich welche sind, oder die Ware anderswo günstiger zu bekommen ist als in den Auslagen des "Black Friday".

Doch mancher Insulaner gerät dann wieder ins Schwanken, wenn er den Nachbarn an diesem Tag ein oder zwei Mammut-Fernseher heimschleppen sieht. Oder wenn der Lieferwagen vorfährt. Mittlerweile kaufen die meisten "Black Friday"-Konsumenten online ein. Damit ersparen sie sich das heillose Gedränge, das noch vor zwei Jahren zu gefährlichen Szenen in vielen Kaufhäusern führte. Am gestrigen Freitagmorgen übertraf die Zahl der vorsichtshalber angeheuerten Wachleute in manchen Geschäften die der angerückten Käufer. Die Kassen klingelten – wenn auch unhörbar. Der Elektronik-Riese Currys meldete eine halbe Million Online-Besuche schon vor sechs Uhr morgens. Der Versandkonzern Argos kam auf noch mehr zwischen acht und neun Uhr. Viele Briten bestellten offenbar auf dem Weg zur Arbeit, via Handy oder iPad – keine Zeit für einen Ladenbesuch, nur am Datum hält man fest.

Was mit dem Kaufrausch des "Black Friday" freilich auch zunimmt, ist der mächtige Schuldenberg, den die Briten anhäufen. Im Augenblick hat dieser Berg mit mehr als 1,5 Billionen Pfund eine neue Rekordhöhe seit vielen Jahren erreicht.

Bang schauen Politiker und Ökonomen aufs nächste Jahr, wenn wegen des gefallenen Pfundkurses scharfe Teuerungen und höhere Hypothekenzinsen, bei gleichzeitig stagnierenden Einkommen und Jobverlusten, erwartet werden. Schon jetzt wird mehr und mehr auf Pump gekauft, auf der Insel. Pessimisten sehen fürs kommende Jahr schwarz.

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