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"Eine schlimme Zeit"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Udo Schätzle-König, der als Kind seine Heimatstadt verlassen musste.  

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Ein Tag vor der Abfahrt in den Schwarz...u sehen. Daneben Mutter uns Schwester.  | Foto: privat
Ein Tag vor der Abfahrt in den Schwarzwald. Links auf dem Foto ist der Opa von Gabriel Gutmann zu sehen. Daneben Mutter uns Schwester. Foto: privat

Als im Zweiten Weltkrieg die Bombenangriffe gerade auf Großstädte schlimmer wurden, schloss man dort die Schulen. Zwischen 1940 und 1945 wurden wahrscheinlich zwei Millionen Kinder in Deutschland mit dem Zug auf Reisen geschickt. Die älteren Kinder kamen in sogenannte Kinderlandverschickungslager, die Jüngeren zu Gastfamilien auf dem Lande. So auch der Opa von Zischup-Reporter Gabriel Gutmann aus der Klasse 9c des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach.

Zischup: Wann war die Reise und wie alt warst du?
Schätzle-König: Die Fahrt war am 15. Juli 1942 und ging von Gelsenkirchen über Köln in den Schwarzwald. Ich war damals sechs Jahre alt.
Zischup: Warum wurden die Kinder damals mit der Kinderlandverschickung aus den Städten gebracht?
Schätzle-König: Im Ruhrgebiet gab es aufgrund des Krieges regelmäßig Bombenalarm. Abends sahen wir sie am Himmel fliegen. Wir mussten oft in den Schutzkeller. Um uns Kinder zu schützen, hat man uns aus den bombengefährdeten Gebieten herausgeholt.
Zischup: Und wie lief das ab?
Schätzle-König: Es waren volle Züge mit Mengen von Schulkindern. Meine etwas ältere Schwester war auch dabei, sie kam aber zu einer anderen Familie und war dann eine Klasse über mir. Wir hatten ein Schild um den Hals mit Namen und Adresse darauf. Von Freiburg bis nach Oberwinden wurden an jedem Bahnhof Kinder rausgelassen. In Oberwinden kamen viele Frauen in die Halle und nahmen die Kinder mit nach Hause. Im Ruhrgebiet wurden die Schulen geschlossen. In Oberwinden hatten wir im Rathaus Schulunterricht, zum Teil mit Lehrern vom Ruhrgebiet, da sie dort keine Arbeit mehr hatten.
Zischup: Wie hast du das damals als Kind wahrgenommen?
Schätzle-König: Es war eine sehr schlimme Zeit. Ich hatte starkes Heimweh, da es eine lange Zeit war.
Zischup: Hattest du Kontakt mit deiner Familie?
Schätzle-König: Ja. Ich hatte noch eine weitere ältere Schwester. Sie hat mir vor der Abreise noch das Schreiben beigebracht, damit ich Karten schreiben konnte, wie es mir geht.
Zischup: Wie lange warst du das erste Mal in Oberwinden?
Schätzle-König: Bis März 1943. Später sollte ich dann nach Ostpreußen geschickt werden. Dort wäre es vom Klima her sehr hart gewesen. Meine Mutter hat sich dann dafür eingesetzt, dass ich nochmal in den Schwarzwald komme, weil ich mit der Kälte Probleme hatte.
Zischup: Warum bist du nach dem Krieg nicht mehr zurück?
Schätzle-König: Im Schwarzwald war ich gut versorgt. Es gab genug zu essen. Im Ruhrgebiet ist es meiner Familie nach dem Krieg schlecht gegangen. So habe ich hier einen Beruf erlernt und bin geblieben.
Zischup: Was wurde aus deiner Familie im Ruhrgebiet?
Schätzle-König: Meine Schwester, die auch in Oberwinden war, ist wieder zurückgegangen. Die weiteren älteren Geschwister haben den Krieg überlebt und ihre Familien im Ruhrgebiet gegründet.
Zischup: Wie hast du es geschafft, Kontakt zu halten?
Schätzle-König: Man hat sich während des Krieges geschrieben. Meine älteren Geschwister haben mich später auch im Schwarzwald besucht und hier Urlaub gemacht. Als ich Geld verdient habe, habe ich meine Eltern regelmäßig besucht.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 20. Dezember 2019: PDF-Version herunterladen

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