"Eine Entscheidung unter Risiko"

Zwei schlechte Winter haben die Feldbergbahnen GmbH in Geldnöte gebracht. Mit Investitionen wollen die Betreiber aus der Krise kommen. Auch kleine Skigebiete stehen vor der Frage, wie es weiter geht.  

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Investitionen in neue Schneekanonen sollen die Saison am Feldberg deutlich verlängern. Foto: Silas Stein (dpa)
Ein Dutzend Lifte, 30 Pistenkilometer vom Anfängerhügel bis zur steileren Waldabfahrt – das Skigebiet am Feldberg kann mit mancher Ski-Arena in den Alpen mithalten. Die letzten Jahre aber brachten die Feldbergbahnen GmbH, die Betreiberin der Skilifte, in Geldnot. Mit zwei kräftigen Finanzspritzen halfen die drei Eigentümer – die Gemeinden St. Blasien, Feldberg und Todtnau – ihrer Gesellschaft aus der Not. 2023 flossen insgesamt 675.000 Euro, 2024 wurden noch einmal 1,2 Millionen Euro zugesagt.

Eine Insolvenz der Feldbergbahnen GmbH will für die Zukunft keiner der drei Bürgermeister ausschließen. Dabei wird auch die kommende Saison eine wichtige Rolle spielen: Wird sie deutlich besser, dürfte sich die Lage bei den Feldbergbahnen etwas entspannen. Wird sie ähnlich mau wie der vergangene Winter, könnte sich die Frage nach einer Insolvenz konkreter stellen.

Neben den fehlenden Einnahmen durch zu wenige Skitage, verschärft auch das große Parkhaus am Seebuck die Finanzlage vor allem für die Gemeinde Feldberg. Bürgermeister Johannes Albrecht spricht von einem Damoklesschwert, das seit der Fertigstellung der privatfinanzierten Riesengarage 2015 über der 2000-Einwohner-Kommune schwebe. Nach dem noch unter Albrechts Vorgänger geschlossenen Vertrag garantiert die Gemeinde dem privaten Parkhaus-Betreiber hohe Mindesteinnahmen. Die Folge: In schlechten Wintern fehlt Feldberg Geld aus dem Skibetrieb, zugleich muss man mehrere hunderttausend Euro für das schlecht ausgelastete Parkhaus bezahlen.

Als zweites Problem des Skigebiets gilt die Herzogenhorn-Bahn (früher Rothaus-Bahn) von Todtnau-Fahl zum Grafenmatt. Die Feldbergbahnen GmbH muss noch immer für den Bahnbau aufgenommene Schulden zurückzahlen. Zugleich liegt die Talstation auf 933 Metern, dem tiefsten Punkt des Skigebiets: Oft fehlt dort Schnee, die Bahn kann deshalb gar nicht laufen, kostet aber weiter Geld.

Von einer Insolvenz wären vor allem diese Bahn und vier Schlepplifte am Rand des Skigebiets betroffen – sie gehören der Feldbergbahnen GmbH. Der größere Teil der Lifte wird zwar von der GmbH betrieben, gehört aber direkt den Gemeinden St Blasien und Feldberg. Der Betrieb dort könnte weiterlaufen.

Die drei Bürgermeister und Feldbergbahnen-Chef Julian Probst wollen nun den lange geplanten Ausbau der Beschneiung vorantreiben, um den Skibetrieb am Berg zu verlängern.

Modernere Anlagen könnten mit weniger Energie auskommen und zugleich deutlich mehr Schnee produzieren. So ließe sich am Anfang der Saison eine ordentliche Kunstschnee-Grundlage produzieren, die auch mal wärmere Tage überstehe, heißt es. "Dass wir es mal bis Weihnachten schaffen zum Beispiel", sagt Julian Probst. Das Wasser für die neuen Schneekanonen soll dann aus einem Speicherteich kommen, der am Seebuck angelegt werden müsste. Gerade der Teich ist umstritten in Feldberg. Naturschützer kritisieren den Plan. Einen "hohen einstelligen oder niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" könnte das Gesamtpaket wohl kosten, sagt St. Blasiens Rathauschef Adrian Probst.

Auch beim zweiten Zukunftsprojekt hoffen die Verantwortlichen auf einen Durchbruch: der Bau einer neuen Ganzjahresbahn, die sowohl Fußgänger als auch Skifahrer auf den Gipfel bringen kann. Noch fehle aber die Anschubfinanzierung, sagt Feldbergs Bürgermeister Albrecht. Er rechnet mit 10 bis 15 Millionen Euro Kosten und hofft auf einen Landeszuschuss oder wenigstens eine Bürgschaft. "Das ist eine rentable Investition", sagt er, die Bahn amortisiere sich selbst. Albrecht hofft, dass 2026 mit der Planung begonnen werden kann.

Tourismus-Expertin Monika Bachinger von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt kann die Ausbaupläne am Feldberg grundsätzlich nachvollziehen. Sie sagt: "Ich sehe die Notwendigkeit zu investieren" – und so die Saison zu verlängern. Grob gerechnet gelte ein Skigebiet dann als wirtschaftlich tragfähig, wenn es 100 Skitage pro Saison habe. Dabei dürfe es auch mal Ausreißer geben, aber in sieben von zehn Wintern sollte die 100-Tages-Marke erreicht werden, sagt Bachinger.

Grundsätzlich sei der Versuch, mit mehr Beschneiung Zeit zu gewinnen, um den Ausstieg aus dem Alpinsport aktiv zu gestalten, richtig, betont die Professorin. "So etwas braucht ein aktives Management. Man kann ja nicht den Schlüssel heute umdrehen und die Region sich selbst überlassen." Etliche Betriebe und Jobs hingen am Wintertourismus rund um den Feldberg.

Aber: "Es bleibt eine Entscheidung unter Risiko", sagt sie – abhängig davon, wie sich das Klima tatsächlich verändere.

Zwischen Investitionen und großen Sorgen

Auch für die kleineren Skigebiete stellt sich verschärft die Frage: Lohnt es sich noch? "Einen weiteren schlechten Winter können wir nicht verkraften", sagt etwa Ernst Boll, Geschäftsführer der Skilifte Münstertal-Wieden. Im vergangenen Winter habe man gerade zehn Skitage gezählt – Pachten, Reparaturen und TÜV-Prüfungen müssten aber weiter finanziert werden. Irgendwann rechne es sich nicht mehr, sagt er. Andere wollen stattdessen investieren: In Todtnauberg soll ein Schlepplift durch eine Sesselbahn ersetzt werden, die das ganze Jahr über laufen soll – die Genehmigung für den Bau kam erst vor wenigen Wochen.
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