Eine Casting-Show als familientherapeutisches Instrument
KOMÖDIE: "Die Welt der Wunderlichs" von Dani Levy ist temporeich, durchgeknallt und hervorragend besetzt.
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Zu Beginn des Filmes muss Mimi (Katharina Schüttler) ihren hyperaktiven Sohn Felix (Ewi Rodriguez) bei der Direktorin abholen, weil er seine Lehrerin in den Schrank gesperrt hat. Zu Hause merken Mutter und Sohn, dass die Haushaltskasse aus dem Brotkasten verschwunden ist – und dafür kommt nur ein Täter infrage: Opa Walter (Peter Simonischek), der wieder mal aus der geschlossenen Abteilung ausgebüchst ist. Dessen Ex-Frau Liliane (Hannelore Elsner) darf zwar noch frei herumlaufen, liegt aber lieber als eingebildete Sterbenskranke im Bett. Mimis Ex Nico (Steffen Groth) wiederum, ein Rockstar mit Bauchansatz, ist aufgrund seines Drogenkonsums als Erziehungsberechtigter keine große Hilfe. Schwester Manuela (Christiane Paul) wird zur Cholerikerin, wenn ihr Vater im Raum ist. Mitten in die Dauereskalation platzt der Anruf einer Schweizer Casting-Show. Mimi war früher eine erfolgreiche Musikerin und soll nun bei "Second Chance" eine Möglichkeit zur Wiederbelebung ihrer Karriere bekommen. Natürlich will Mimi ohne die Sippschaft nach Zürich fahren. Klar kommen alle mit.
Von der ersten Minute passt sich Dani Levys "Die Welt der Wunderlichs" mit rasantem Schnittrhythmus und schnellem Dialogabtausch dem hyperaktiven Betriebsmodus seiner Figuren an. Tempo ist der wichtigste Treibstoff der Komödie, doch das nützt alles nichts, wenn die Charakterisierung der Figuren nicht gelingt. Aber Levy, der 1957 in Basel geborene Regisseur ("Alles auf Zucker!"), Autor und Schauspieler, hat ein fabelhaftes Ensemble zusammengestellt, in dem etwa Peter Simonischek im feinsten "Erdmann"-Modus als manisch-depressiver Vater brilliert und Frau Elsner den eigenen Diven-Status aufs Korn nehmen darf. Dass ausgerechnet eine Casting-Show zum familientherapeutischen Instrument wird, mutet zunächst etwas käsig an, aber Levy lotet auch das Chaos-Potenzial dieses Mikrokosmos’ gründlich aus. So viel Beziehungsdynamik und Pointenreichtum sieht man selten im deutschen Lustspielwesen, da kann man über das etwas übersteuerte Massen-Happy-End in den letzten zwei Filmminuten großzügig hinwegsehen.
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