Eine Aktivistin und ihr Vater
NEU IM KINO: Davis Duggenheim porträtiert die mittlerweile 18-jährige Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai.
Andreas Busche
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Die Person, der Malala ihren Namen verdankt und die im Film eine etwas zweifelhafte Rolle spielt, ist der Vater des Mädchens. Der Name Malala geht zurück auf die pakistanische Volksheldin Malalai, die 1880 die Paschtunen gegen die Engländer anführte. Guggenheim fragt mehrfach nach dem Einfluss des Vaters, dessen Ambitionen für seine Tochter offensichtlich sind. Eine Frage steht dabei im Raum, die aber unausgesprochen bleibt: Hätte der Anschlag auf Malala vermieden werden können, wären die Drohungen der Taliban gegen die junge Bloggerin, die schon mit elf Jahren für die BBC aus Pakistan berichtete, ernster genommen worden?
Die Rolle des Vaters ist jedoch die einzige Ambivalenz, der Guggenheim in seinem Film Platz einräumt. Es ist natürlich nahezu unmöglich, der imponierenden Geschichte Malalas, die Millionen Menschen inspiriert hat, mit Skepsis zu begegnen. Aber Guggenheim mangelt es, wie schon in seinen Dokumentationen "Eine unbequeme Wahrheit" und "Waiting for Superman", an journalistischer Distanz gegenüber seiner Protagonistin. "Malala" ist garniert mit Malalas Auftritten bei Jon Stewart und Oprah Winfrey, dazu gibt es Ausschnitte ihrer Rede vor der UN und eines Treffens mit Obama. Die Souveränität, mit der sich Malala druckreif im Gespräch mit den Führern der Welt für die Bildung junger Mädchen einsetzt, wirkt stellenweise unheimlich. Ihre Sätze entbehren nicht eines gewissen Pathos, das einem jungen Menschen, der eine traumatische Nahtoderfahrung durchgemacht hat, durchaus eigen sein kann – das aber eben auch zum rhetorischen Repertoire von Politprofis gehört. So hinterlässt der Film einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits werden die Zuschauer mit allen erdenklichen filmischen Mitteln (Close-ups, Archivaufnahmen, dramatische Musik, Animationen) auf eine positive Botschaft eingestimmt. Über den Teenager Malala hat man – bis auf ein paar wirklich hinreißende Szenen mit ihren Brüdern oder wenn sie über ihre Schulnoten spricht – am Ende jedoch wenig erfahren.
In Anbetracht des patriarchalischen Familienoberhaupts, das als eine Art Manager fungiert, bleibt das Gefühl zurück, dass der Film einen wichtigen Aspekt ausspart, der der inspirierenden Geschichte Malala Yousafzais möglicherweise im Weg gestanden hätte.
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