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Raumfahrt

Ein Roboter soll in Zukunft Astronauten zur Hand gehen – und für gute Laune sorgen

  • dpa

  • Mo, 26. Februar 2018, 20:19 Uhr
    Panorama

     

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hat einen neuen besten Freund. Er ist klein, weiß, rund und kann Witze erzählen. Cimon heißt der Roboter, der künftig Raumfahrern zur Seite stehen soll.

Till Eisenberg, Leiter des Projektes C...ren Aufgaben im All unterstützen soll.  | Foto: dpa
Till Eisenberg, Leiter des Projektes Cimon bei Airbus Defence and Space Friedrichshafen, mit dem Roboter Cimon. Das ist ein ballförmiger, frei fliegender Assistent mit künstlicher Intelligenz, der künftig Astronauten bei ihren Aufgaben im All unterstützen soll. Foto: dpa
Er ist weiß, so groß und rund wie ein Medizinball und sein Display zeigt ein freundlich lächelndes Gesicht: Der Roboter Cimon soll im Sommer mit dem Astronauten Alexander Gerst zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Seine Aufgaben: Fragen beantworten, Hintergrundinfos liefern, Videos und Tondateien abspielen, vor Gefahren warnen – und für Unterhaltung sorgen.

Der Roboter kann durch den schwerelosen Raum fliegen

Cimon steht für "Crew Interactive Mobile Companion" – zu Deutsch: Interaktiver mobiler Begleiter der Besatzung. Denn das soll der Roboter sein, wie Airbus Defence and Space am Montag mitteilte. Das Unternehmen hat Cimon gebaut, im Auftrag des DLR Raumfahrtmanagements und in Zusammenarbeit mit IBM.

Wie Projektleiter Till Eisenberg erklärt, kann der Roboter durch einen propellerartigen Antrieb in der Schwerelosigkeit fliegen. Navigieren kann Cimon durch mehrere Sensoren und Kameras, außerdem reagiert er auf Sprachbefehle. Dazu kommen ein acht Zoll großes Display und zwei große Batterien. Gesicht, Stimme und die künstliche Intelligenz sollen ihm eine möglichst menschliche Wirkung verleihen und ihn dadurch zu so etwas wie einem Kollegen der Crew machen.

"Das ist ein Testbetrieb, also man darf sich das jetzt noch nicht so vorstellen, als ob er mir Kaffee bringt und Werkzeuge." Alexander Gerst
Dafür trainiere Cimon, seinen menschlichen Partner zu erkennen, etwa durch Stimmbeispiele und Fotos, wie Eisenberg erklärt. Und um den Astronauten für sich einzunehmen, hat Cimon in seiner Datenbank die Lieblingsmusik von Gerst gespeichert. Dieser wiederum habe bei der Stimme und dem Display-Gesicht von Cimon mitbestimmen können, damit er sich mit seinem elektronischen Kollegen leichter anfreunden könne. Und für den Fall dass die Astronauten – wie es viele Menschen auf der Erde mit sprachgesteuerten Assistenten wie "Alexa", "Cortana" oder "Siri" schon längst getan haben – testen wollen, ob Cimon Humor kennt, wurden ihm auch ein paar Witze einprogrammiert.

Alexander Gerst freut sich auf die Zusammenarbeit

Er sei gespannt, wie Cimon sich verhalten werde, sagte Alexander Gerst kürzlich im Interview mit der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. "Das ist ein Testbetrieb, also man darf sich das jetzt noch nicht so vorstellen, als ob er mir Kaffee bringt und Werkzeuge." So weit sei Cimon leider noch nicht. "Aber das ist das Schöne daran, wenn man Technologien entwickelt, wir wollen herausfinden, wie man so ein Ding bauen muss, dass es einem wirklich was hilft."

Die Entwickler um Till Eisenberg nennen den frei fliegenden Roboter derzeit Cimon 1.0 – in weiteren Versionen soll der fliegende Assistent dann noch mehr Fähigkeiten haben. So könnte ein Nachfolgemodell beispielsweise einen Arm erhalten, um etwa Werkzeuge reichen zu können, oder auch einen Laserpointer, um beispielsweise auf eine Schraube zu zeigen, die gedreht werden muss.

Raumfahrt lebt vom Mensch-Roboter-Verhältnis

Oder er könnte am Gesichtsausdruck des Astronauten erkennen, in welcher Stimmung er ist, und entsprechend darauf reagieren. Dadurch könne Cimon dazu beitragen, Stress bei der Crew abzubauen, sagt Eisenberg. "Und er könnte ihr helfen, effizienter zu arbeiten und die Sicherheit zu erhöhen." Später einmal – so hoffen die Entwickler, könnten solche Assistenten auch über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.

"Eine Raumstation wie die ISS oder ein Raumschiff ist immer ein human-robotisches System. Wir sind zu 90 Prozent robotisch und zu zehn Prozent human. Das ist eine Synergie, mit der wir das beste Resultat erreichen können", sagte Gerst. Die Entwicklung hin zu autonomeren robotischen Systemen werde noch weiter gehen. "Auf den Flügen zum Mars, wo wir uns noch mehr auf die Roboter verlassen können müssen, werden sie uns viel Arbeit abnehmen. So können wir mehr von unseren Vorteilen ausspielen, die wir als Menschen haben, wie das schnelle Reagieren, die Intuition."

Ressort: Panorama

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