"Ein Plus bei Whatsapp heißt, sie leben"
ZISCH-INTERVIEW mit Marina Honcharuk, die aus Kiew floh.
Richard Ayen, Klasse 4e, Lorettoschule (Freiburg)
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In der Ukraine herrscht Krieg, daher fliehen viele Menschen in andere Länder, um ihr Leben zu retten. So auch Marina Honcharuk, die mit ihren zweijährigen Zwillingen aus Kiew nach Freiburg kam. Zisch-Reporter Richard Ayen aus der Klasse 4e der Lorettoschule in Freiburg spricht im Interview mit ihr über die Flucht.
Honcharuk: Ich wohnte mit meiner Familie neben dem Flughafen in Kiew, als ich einen lauten Knall hörte. Ich habe so etwas noch nie zuvor in meinem Leben gehört. Mein Mann sagte: "Der Krieg beginnt." Ich habe die Nachrichten geschaut, es waren zu dem Zeitpunkt bereits vier Flughäfen zerstört worden. Ich bin zunächst mit meinen Kindern in den Keller gegangen. Einen halben Tag verbrachten wir dort, aber ich wusste, dass wir wegmüssen. Ich packte ein paar Sachen und fuhr mit meinen Kindern los.
Zisch: Wie verlief ihre Flucht aus der Ukraine?
Honcharuk: Sie war extrem mit zwei kleinen Kindern. Wir hatten Angst, Kiew zu verlassen. Ständig fielen Bomben. Wir sind zuerst in den Westen der Ukraine, wo es noch friedlich war, zu Freunden gefahren und von dort aus weiter nach Deutschland. Insgesamt waren wir vier Tage unterwegs.
Zisch: Haben Sie noch Verwandte in der Ukraine?
Honcharuk: Meine Mama und meine Oma sind noch in Kiew. Meine Oma ist alt und kann sich schlecht bewegen. Mein Mann ist Beamter in Kiew und muss damit rechnen, jederzeit die Stadt verteidigen zu müssen. Andere Männer aus meiner Familie sind bereits beim Militär und kämpfen um unser Land. Wir haben eine Whatsapp-Gruppe, in der wir fünf Mal am Tag Kontakt mit den Männern haben. Wenn sie uns ein Plus schicken, heißt das, dass sie am Leben sind.
Zisch: Wie geht es für Sie, hier in Deutschland, nun weiter?
Honcharuk: Wir wohnen gerade bei Freunden, durch die wir von einer Wohnung erfahren haben. Wir haben sie besichtigt und werden dort einziehen. Ich werde mir eine Arbeit suchen und vielleicht werden die Kinder in den Kindergarten gehen.
Zisch: Was haben Sie beruflich in der Ukraine gemacht?
Honcharuk: Ich bin Lehrerin und war Direktorin an der Deutschen Schule in Kiew. Außerdem habe ich fünf Kindergärten gegründet.