"Ein Pinguin steht einfach vor dir"

ZISCH-INTERVIEW mit dem Biologen und Naturfotografen Eckhart Pott über seine Erlebnisse mit Tieren überall auf der Welt.  

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Eckhart Pott, hier einmal nicht hinter, sondern vor und mit einer Kamera, inmitten einer Gruppe Pinguine. Der Schmetterling unten ist ein Monarchfalter. Foto: Privat

Spinnen, die über ein Meter breite Netze spinnen können. Fische, die sehr aggressiv auf die Farbe Rot reagieren oder Biber, die sich trocknen, indem sie sich durch einen sehr engen Durchgang in ihrem Bau quetschen und so das Wasser aus ihrem Fell herauswringen. Wer kann so etwas nicht spannend finden? Schon seitdem ich, Ben Probst und Zisch-Reporter der Klasse 4a an der Schneeburgschule in Freiburg, sehr klein war, haben mich solche Informationen schwer fasziniert. Deshalb wollte ich Eckart Pott interviewen.

Eckart Pott ist Biologe und Naturfotograf und hat schon viele Bücher geschrieben und Fotos veröffentlicht. Bisher besitze ich zwei Bücher von ihm, eines über Singvögel und das "Ravensburger Tierlexikon von A bis Z". Als ich für die Schule ein Plakat über Luchse machen wollte, war mir das Tierlexikon sehr nützlich. Jedes Tier ist in dem Lexikon mit einem Foto, einem Steckbrief und Informationen vertreten.

Um mehr von Eckart Potts Arbeit und seinem Leben zu erfahren, wollte ich ihn gerne interviewen. Es war aber erstmal gar nicht so einfach, einen Kontakt zu ihm herzustellen. Ich musste zuerst den Ravensburger Verlag anschreiben, der meine Mail an Eckart Pott weiterleitete. Doch da dieser gerade an der Ostsee fotografierte, wartete ich so lange auf eine Nachricht von ihm, dass ich schon dachte, ich würde gar keine Antwort mehr bekommen. Umso glücklicher war ich, dann doch noch von ihm zu hören. Ich freue mich sehr, dass ich Eckart Pott interviewen durfte.

Zisch: Was ist Ihr Lieblingstier?

Pott: Eine einzige Tierart möchte ich nicht gerne benennen. Als Gruppe allerdings finde ich die Pinguine ganz toll, zum Beispiel die kleinen Zwergpinguine von der Südküste Australiens, die nachts an Land kommen und zu ihren Höhlen marschieren. Oder die großen Kaiserpinguine, die tief unten in der Antarktis leben, wohin ich aber auch nur wenige Male gekommen bin.

Zisch: Wo haben Sie studiert?
Pott: Ich habe an der Uni in Freiburg Biologie studiert. Meine Diplom- und meine Doktorarbeit habe ich aber in Konstanz gemacht. Dort gab es damals das limnologische Institut der Universität Freiburg, das heute zur Uni Konstanz gehört. Limnologie ist die Ökologie der Binnengewässer.

Zisch: Wie sind Sie auf Biologie gekommen?
Pott: Ich bin schon als Kind und Jugendlicher mit dem Fernglas unterwegs gewesen, um die einheimischen Vögel kennenzulernen. Glücklicherweise habe ich einige Menschen um mich herum gehabt, die mir zum Beispiel die Stimmen der Vögel beibringen konnten. Später bin ich dann losgefahren nach Helgoland, an die Nordseeküste, in die Alpen und so weiter, um nach den dort lebenden Vögeln Ausschau zu halten. Mir war dann klar, dass ich nach dem Abitur Biologie studieren wollte. Und meine Eltern haben mir das dann auch ermöglicht.

Zisch: Waren Sie für Ihre Arbeiten schon einmal in einem anderen Land?
Pott: Ja, in vielen anderen Ländern, zum Beispiel in der Schweiz, in Österreich, Frankreich, Spanien, Holland, Belgien, Großbritannien, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland, am Nordpol, in Russland, Japan, Kanada, den USA, Mexiko, Honduras, in Ekuador auf den Galapagos-Inseln, in Uruguay, Argentinien, Chile, in der Antarktis, in Australien, Neuseeland, Kenia, Namibia und Südafrika. Wahrscheinlich habe ich auch noch ein paar Länder vergessen. Ich habe das Glück gehabt, für meine Arbeit weltweit unterwegs sein zu können.

Zisch: Was war Ihr überraschendstes Erlebnis mit Tieren?
Pott: Überraschungen gibt es immer wieder. Aber als Biologe und Naturfotograf habe ich viele Jahre Erfahrung und versuche, meine Projekte so gut zu planen wie möglich, damit ich auf möglichst viele Situationen vorbereitet bin. Darf ich daher statt "überraschend" das Wort "beeindruckend" nehmen? – Dazu drei Projekte: Ich habe einmal zusammen mit einem Freund in Mexiko Schmetterlinge fotografiert. Genauer gesagt: Monarchfalter. Diese Schmetterlinge kommen aus den USA und überwintern in den mexikanischen Bergen. Dabei sitzen die Schmetterlinge an manchen Stellen in so großen
Massen auf den Bäumen, dass Zweige abbrechen können – unter dem Gewicht der Schmetterlinge! Mit demselben Freund bin ich später auf einer kleinen Insel mitten im Atlantik gewesen, um Meeresschildkröten zu fotografieren. Stell dir einfach vor, es ist stockfinster, und im Mondlicht siehst du, wie eine richtig große Schildkröte aus der Weite des Meeres genau an diesem Strand vor dir auftaucht. Einige Male bin ich Kaiserpinguinen begegnet. Stell dir eine weiße Eislandschaft um dich herum vor, es ist lausig kalt – minus 20 Grad oder so – und die großen Vögel stehen vor dir und schauen dich einfach neugierig an. Die Kleinen haben sich in Gruppen ganz eng zusammengekuschelt, weil es ihnen genauso kalt war wie mir. Irgendwann konnte ich meine Finger kaum mehr bewegen und war froh, mit dem Hubschrauber zu unserem Eisbrecher zurückfliegen zu können. Und dann war natürlich ganz toll, einmal direkt am Nordpol zu sein, wo also der Kompass 90 Grad Nord zeigt. Ich bin allerdings nicht zu Fuß dorthin marschiert, sondern ich bin mit einem schweren russischen Eisbrecher dort oben gewesen. Auf dem langen Weg zum Nordpol haben wir natürlich auch einige Eisbären gesehen.

Zisch: Waren Sie schon einmal in einer gefährlichen Situation mit Tieren?
Pott: Einmal hat mich in Schweden eine Elchkuh angegriffen. Ich war ihr und ihrem Kalb zu nah gekommen. Deshalb wollte sie mich auf Abstand haben. Ich bin dann im Zickzack weggerannt, und die Elchkuh hat sich gleich wieder beruhigt. Mein Fehler! In Deutschland hat mich einmal ein Wildschwein angegriffen. Ich stand aber gerade unter einem Baum und hätte mich letztlich dort hochziehen und in Sicherheit bringen können. Es war aber nur ein Scheinangriff. Manchmal können die Pelzrobben unten in der Antarktis garstig werden. In den meisten Fällen machen sie nur Scheinangriffe. Ich kenne die Tiere aber gut, und bis heute bin ich noch nie wirklich gebissen worden.

Zisch: Gibt es etwas, was Sie allen Kindern sagen wollen?
Pott: Geht viel raus in die Natur und versucht, die jeweils dort lebenden Pflanzen und Tiere kennenzulernen. Es gibt darüber so viele tolle Bücher, es gibt Apps, mit deren Hilfe man Pflanzen und Tiere bestimmen kann... Macht euch Aufzeichnungen über eure Beobachtungen und Erlebnisse. Legt euch vielleicht ein Erlebnis-Natur-Buch an. Darin könnt ihr schreiben, zeichnen, malen, etwas einkleben und so weiter. Schaut euch durchaus Filme an, aber seid nicht mit Bildern zufrieden. Stellt das Fernsehen ab und legt vor allem das Handy ganz weit weg und geht raus – auch mal frühmorgens oder spätabends oder nachts. Schaut hin, hört hin, riecht hin, fühlt hin! Was ihr alles vor Ort erleben könnt, kann euch kein Film zeigen – mag er noch so gut sein. Und wenn ihr das nicht alleine tun könnt, oder wollt, dann fragt eure Eltern, schließt euch Jugendgruppen an, zum Beispiel vom NABU oder BUND. Gemeinsam macht die Naturbeobachtung meist viel mehr Spaß, als wenn ihr alleine unterwegs seid.
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