Frauenfußball

Ein Masterplan zum Frauenfußball in Deutschland ist nicht in Sicht

Der deutsche Frauenfußball will wachsen, um international mithalten zu können. Bloß herrscht Uneinigkeit, wie und aus welchen Mitteln das Ganze bezahlt werden soll. Die Zeit für Reformen wird knapp.  

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Nicht alles läuft beim Frauenfußball in die gleiche Richtung.  | Foto: Imago
Nicht alles läuft beim Frauenfußball in die gleiche Richtung. Foto: Imago

Für neutrale Fans sieht die Tabelle der Bundesliga-Fußballerinnen gerade ziemlich wunderbar aus. Herbstmeister Frankfurt, der FC Bayern und Bayer Leverkusen punktgleich mit 26 Zählern auf den Plätzen eins bis drei, dahinter der VfL Wolfsburg (25). Spannung pur im Meisterrennen. Und auch der SC Freiburg als Fünfter hat es auf beachtliche 20 Zähler nach elf Spielen gebracht. Doch während auf dem Platz das Tempo zunimmt, wird hinter den Kulissen eher gebummelt. Die Professionalisierung der Liga stockt, wesentliche Fragen sind offen. Und die Zeit drängt.

Dabei ist das Ziel eigentlich klar: "Wir müssen dahin kommen, dass alle unter guten Bedingungen Fußball spielen können und sich darauf konzentrieren können", erklärt Nationalspielerin Lena Oberdorf vom FC Bayern: "Wenn jede Einzelne besser wird, dann wird die Mannschaft besser. Dann steigt das Niveau in der Liga weiter und weiter. Das zieht dann nochmal mehr Leute an." Was wiederum für mehr Sponsoren und höhere TV-Gelder sorgen dürfte.

Kosten von 80 bis 90 Millionen Euro – aber kein Konsens

Über das Tempo und die Maßnahmen, die dafür nötig sind, herrscht in der Liga bislang allerdings kein Konsens, genauso wenig wie bei der entscheidenden Frage: Wer soll die kursierenden Fortschritts-Kosten von schätzungsweise 80 bis 90 Millionen Euro bis 2032 tragen? Und: Wann greifen die angedachten Reformen, die ursprünglich schon vor der aktuellen Saison hätten umgesetzt werden sollen?

Ein paar Antworten kann eventuell die Agentur Portas liefern. Die Auftragnehmerin aus England, die bereits der dortigen Liga den Weg in den moderaten Fußball-Kapitalismus bereitete, soll den Bundesligisten präsentieren, wie etwa Stadien und Geschäftsstellen vergrößert, Gehälter angehoben und Medienerlöse (aktuell 5,17 Millionen Euro pro Jahr) gesteigert werden können. Das Ziel: Die Bundesliga im internationalen Vergleich konkurrenzfähig halten. Im besten Fall: an die Spitze führen.

Kleinere Clubs zahlen eher symbolischen Betrag

Etwa 280.000 bis 320.000 Euro lässt sich die Liga die Arbeit der Agentur kosten. Größere Clubs wie Frankfurt oder der FC Bayern beteiligen sich stärker daran, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Kleinere wie Turbine Potsdam oder Carl Zeiss Jena zahlen offenbar nur einen symbolischen Beitrag.

"Für uns muss die weitere Professionalisierung im Einklang mit der wirtschaftlichen Stabilität der Vereine stehen", sagt Florian Zeutschler, Geschäftsführer der SGS Essen. Die Möglichkeiten des Ruhrpott-Clubs, der etliche Nationalspielerinnen wie Oberdorf, Lea Schüller und Linda Dallmann geformt hat, sind finanziell eng abgesteckt. Dafür spielen die Essenerinnen im modernen Stadion an der Hafenstraße, wo mehr als 20.000 Fans Platz finden.

Würde der DFB den Bundesligisten nun eine Mindestkapazität von 5001 Plätzen vorschreiben, hätte ausgerechnet Branchenprimus München ein Problem: Am FC Bayern Campus stehen lediglich 2.500 Plätze zur Verfügung. Dafür genießen die Meisterinnen in quasi allen anderen Handlungsfeldern wie Marketing, Geschäftsstelle und Trainingsbetrieb alle Möglichkeiten eines (Männer-)Weltclubs.

Irritationen beim DFB

Der im Juni von den Clubs forcierte Portas-Einstieg sorgte beim Verband offenbar für leichte Irritationen. Denn der Deutsche Fußball-Bund teilte den Clubs bereits vor einem Jahr mit, was nötig ist, um die Liga voranzubringen: Von zunächst rund 135 Millionen Euro bis zur Saison 2031/32 war die Rede, nun gelten eher 80 bis 90 Millionen als Orientierungsgröße. Im April 2024 wollte der Verband mit den Clubs in wesentlichen Fragen eine Einigung herbeiführen. Doch immer wieder meldeten die Clubs aus unterschiedlichsten Gründen Bedenken an.

Auch Investoren-Einstieg war Thema

Ein weiteres Problem: Sollte der Wachstumsplan nicht zur kommenden Saison an den Start gehen, was derzeit als schwierig gilt, würde das die Verhandlungsposition der Liga bei der Rechtevergabe für die Spielzeiten 2027/28 bis 2031/32 schwächen. Über den neuen TV-Vertrag verhandelt wird voraussichtlich von Ende 2025 an. Ein überzeugender Masterplan für die weitere Professionalisierung des Frauenfußballs wäre bis dahin hilfreich – ist aber noch lange nicht in Sicht.

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