Riesenechsen
Ein "Jurassic-Park" soll auf der indonesischen Insel Komodo entstehen
Die einen schwärmen von einem modernen Safari-Park, die anderen warnen vor schweren Umweltschäden. Indonesiens Regierung plant im Komodo-Nationalpark eine neue Touristenattraktion.
Ahmad Pathoni und Carola Frentzen (dpa)
Mo, 19. Okt 2020, 19:21 Uhr
Panorama
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Einige der Riesenechsen sollen nun in eine neue Touristenattraktion auf Rinca Island im weltberühmten Komodo-Nationalpark integriert werden. Tierschützer fürchten, dass das natürliche Habitat der Reptilien auf der Strecke bleiben könnte. Das 1,3 Hektar große Geopark-Projekt, das 6,7 Millionen Dollar (5,7 Millionen Euro) kosten soll, ist Teil der Bemühungen der Regierung von Präsident Joko Widodo, den Tourismus anzukurbeln. Neben der beliebten Urlaubsinsel Bali sollen weitere Touristen-Hotspots Besucher nach Indonesien locken.
Kritiker würden das Komodo-Archipel aber lieber außen vor lassen. Die Struktur des Parks passe nicht zu dem 1980 eingerichteten Nationalpark, der den Waranen Schutz bieten soll, sagt Akbar Alayubi, Vorsitzender der örtlichen Umweltschutzgruppe "Komodo Young Guards". "Die Pläne sind ein Gegensatz zum Image eines natürlichen Tourismus, auf den wir so stolz sind."
Der Komodo-Nationalpark, der sich aus den Inseln Rinca, Komodo und Padar zusammensetzt, gehört seit 1991 zum Unesco-Weltnaturerbe. Nach jüngsten Zahlen der Behörden leben dort heute weniger als 3000 Riesenechsen. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Waran als gefährdet ein. Ungeachtet dessen hat die Regierung in Jakarta entschieden, dem Schutzgebiet – ebenso wie dem Ort Labuan Bajo auf der Insel Flores, von dem aus traditionell die Bootstouren zu den Waranen starten – Priorität bei der Tourismusentwicklung einzuräumen.
"Wir möchten, dass Touristen eine gute Zeit haben, ohne dass die Aktivität der Wildtiere gestört wird", sagt Shana Fatina, Direktorin der Tourismusbehörde Labuan Bajo Flores. Die neue Konstruktion werde nur 0,5 Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks belegen. "Wir ersetzen alte Gebäude durch eine einzige Struktur mit einem erhöhten Deck, um die Überwachung und die Bestandserhaltung zu erleichtern", erklärt sie. "Der Rest der Insel wird unberührt bleiben."
Komodo-Warane sind schnell und gelten als aggressiv. Charakteristisch ist ihre lange, gespaltene Zunge. Die bis zu 70 Kilogramm schweren Raubtiere leben von Aas, greifen aber auch Tiere an, die ein Vielfaches ihrer eigenen Größe haben – Hirsche, Wasserbüffel, Wildschweine. Beim Zubeißen produzieren sie Gift, das ihre Beute in einen Schockzustand versetzt und die Blutgerinnung verhindert. Angriffe auf Menschen sind selten, kommen aber vor. So hatte eine Riesenechse 2007 auf Komodo einen neunjährigen Jungen angegriffen und getötet. 2013 verletzte ein Waran einen Touristenführer schwer.
Der Chefarchitekt des Projekts, Yori Antar, ist überzeugt, dass die neue Konstruktion Besucher vor derartigen Angriffen schützen kann. "Die Komodo-Drachen können sich frei in der Anlage bewegen, während Touristen sie vom erhöhten Deck aus beobachten oder füttern können, ohne attackiert zu werden", erläutert er. Auch seien ein Info- und Forschungszentrum sowie Unterkünfte für Forscher, Ranger und Tourguides geplant. Der Bau soll 2021 fertig sein.
Mit dem Spitznamen "Jurassic Park" wolle man die Fantasie von potenziellen Gästen anregen: "Wir wollen, dass das Ganze im Ausland viral geht", so Antar. Im September veröffentlichten die Baumeister auf Instagram ein Video mit ihrem Modell, untermalt vom Soundtrack des Dinosaurier-Epos. Vor allem für die Menschen in der Region sei das Projekt ein "Segen", ist er überzeugt.
Trotz seiner abgelegenen Lage erfreut sich das Komodo-Archipel bei Touristen aus aller Welt immer größerer Beliebtheit. 2018 haben offiziellen Statistiken zufolge mehr als 175.000 Menschen den Nationalpark besucht, die meisten davon Ausländer. Schon länger gilt die Region als negatives Beispiel für den sogenannten Overtourism, jenen überbordenden Tourismus, der heute so viele einst idyllische Destinationen plagt.
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