Ein herausragender Alt-Achtundsechziger mit Nachwirkungen
Stanley Kubricks Science Fiction Film "2001 - Odyssee im Weltraum" ist ein Klassiker der Filmgeschichte, der nicht nur ältere Cineasten fasziniert.
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Doch was lockt an einem Film, in dem sich eine Affenhorde laust und in dem diese Raumschiffe - wie gesagt - zu Walzerklängen im All schweben? Ganz einfach: dass dies der beste und bei weitem intelligenteste SF-Film aller (bisherigen) Zeiten ist. Das Meisterwerk von Stanley Kubrick, der wahrlich nicht wenige geniale Filme drehte ("Uhrwerk Orange", "Barry Lyndon", "Full Metal Jacket"). Ein philosophisches Meisterwerk, ein Konglomerat aus steriler Laboratmosphäre und psychedelischem Drogenrausch. Der Film wirkt dank seiner Authentizität heute noch genauso herausfordernd wie in seinem Entstehungsjahr 1968. Und seine Oscar-prämierten Spezialeffekte setzten Maßstäbe.
Zu einer Zeit, als die in enger Kooperation mit der NASA ausgearbeiteten Raumschiffmodelle noch von Hand gebastelt wurden und kein Mensch den Mond betreten hatte, musste ein solch provokanter, handwerklich perfekter und höchst anspruchsvoller Film in weiten Kreisen Unverständnis hervorrufen. Die legendäre Eröffnungsszene mit der Dreier-Konstellation aus Mond-Erde-Sonne, von Richard Strauss' "Also Sprach Zarathustra" genial begleitet, führt zum ersten Teil "The Dawn of Mankind". Hier treffen Menschenaffen vor Dia-ähnlichen Landschaftsaufnahmen auf einen rätselhaften Monolithen. Von dem werden sie geistig dermaßen inspiriert, dass sie eine Wasserstelle gegen eine andere Horde behaupten können - indem nämlich der gegnerische Anführer erschlagen wird. Der waghalsigste Schnitt der Filmgeschichte folgt, als der Sieger des Kampfes einen Knochen, die Mordwaffe, in die Luft schleudert und Kubrick mit einem einzigen Schnitt zehntausend Jahre Menschheitsgeschichte einfach überspringt!
Der Zuschauer findet sich im All wieder und beobachtet Raumschiffe bei ihrem ästhetischen Weltraum-Ballett im Walzertakt von "An der schönen blauen Donau". Spätestens hier verlässt der unvorbereitete SF-Fan, der Todessterne und furchterregende Aliens erwartet hat, entnervt die Vorstellung. Damit verpasst er den Beginn der eigentlichen Handlung, den Flug Dr. Floyds zur Mondstation "Clavius".
Dort angelangt und von zeitlosem Inventar umrahmt, übernimmt dieser den Vorsitz einer Krisensitzung, denn ein mysteriöser Monolith ist auf dem Mond gefunden worden. Während ein Team von Wissenschaftlern das kryptische Gestein untersucht, stößt dieses plötzlich ein ohrenbetäubendes Signal aus, das geradewegs zum Jupiter führt. Damit beginnt der zweite Teil "Jupiter Mission: 18 Months Later". Das Raumschiff Discovery nimmt die Fährte auf, gesteuert vom allmächtigen Bordcomputer HAL 9000. Der auf tiefenpsychologischer Ebene ausgefochtene Kampf Mensch contra Technik konkretisiert sich im Laufe des Flugs. Die Ironie dabei ist, dass die Maschine HAL menschlicher handelt als die wie geklont aussehenden und kommunikationsarmen Astronauten David Bowman und Frank Poole.
Ein latente Spannung macht sich breit, als HAL erfährt, man wolle ihn abschalten. Daraufhin bringt der Bordcomputer mit Einsatz der Technik Poole um, Bowman erkennt HALs Plan und stellt ihn ab. Was dann folgt, ist ein kaum zu beschreibender Trip in Richtung "Jupiter and Beyond the Infinite". Bowman dringt mit dem steuerlosen Raumschiff in die Atmosphäre des Jupiter ein und erfährt Unglaubliches: Nach einer phantastischen Reise über Falschfarbenaufnahmen der Erde kommt es zum schockierendsten und bewegendsten Teil des ganzen Films: Bowman findet sich in einem im Rokoko-Stil eingerichteten Raum wieder und sieht sich selbst beim Altern und Sterben zu. Schließlich wird er als Sternenkind wiedergeboren und schwebt zu den Klängen von "Zarathustra" in Richtung Erde.
Wie ist dieser Film zu deuten? Kubrick selbst gab keinerlei Hinweise. Doch gibt der Film mit ironischem Unterton Einblick in das Menschenbild von Kubrick und Arthur C. Clarke (mit Kubrick Co-Autor des Drehbuchs): Immerhin ist die erste Handlung des Menschen der Mord mit einem Knochen! Der Film ist religiös und visionär: er nimmt die Bedrohung des Menschen durch die Technik, Bildtelefone und Weltraumtourismus vorweg und setzt nicht auf schleimige Monster, sondern auf ein schlichtes Stück Stein, um genug Raum für die Phantasie zu lassen.
Nie war die Bezeichnung "Science-Fiction" so treffend wie bei dieser irrational realistischen Weltraum-Symphonie, die den Blick in die Unendlichkeit und den "ultimativen Trip" (Filmplakat) erlaubt.
Dennis Roth, 18 Jahre
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