Entsorgung

Was Pfandsammlern das Leben leichter macht

Flaschensammler, die in Mülleimer greifen und nach Pfand suchen, gehören an vielen Orten in Deutschland zum Stadtbild. Simple Ideen erleichtern ihnen das Leben. Michael Gilg stellt sie vor.  

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Ein Bäumchen für die stilvolle Pfandflaschenübergabe Foto: Fotos: Privat
Wer den Sammlern ihre Arbeit ein bisschen angenehmer gestalten will, kann das mit einfachen Mitteln tun: Leere Pfandflaschen etwa neben den Mülleimer stellen, statt sie hineinzuwerfen. Aber es gibt auch noch weitergehende Ideen junger Produktdesigner.

PFANDGEBEN.DE

Das Prinzip der Homepage ist denkbar simpel: Pfandsammler können sich per SMS bei der kostenlosen Seite anmelden, geben eine Stadt oder einen Stadtbezirk als Sammelgebiet an und eine Nummer, unter der sie erreichbar sind. Wer sein Pfand nicht selbst wegbringen möchte, kann mit den registrierten Sammlern ausmachen, wann und wo sie das Pfand – sofern sie möchten – abholen können.

Der mittlerweile 30-jährige Grafik- und Produktdesigner Jonas Kakoschke hat die Plattform im Sommer 2011 in Berlin gegründet. Bundesweit sind inzwischen knapp 400 Städte sowie 1800 Sammler registriert. In Freiburg sind sieben Sammler gelistet, in Lörrach, Weil am Rhein, Bad Krozingen und Kandern jeweils einer. "Je ländlicher die Region, desto schwieriger ist es", weiß Kakoschke. "Ich komme selbst aus einem kleinen Ort, da geht man mit dem Auto einkaufen und bringt die Flaschen gleich mit weg." Selbst in Freiburg läuft das System nicht richtig rund, sagt Michaela. Die 45-jährige Rentnerin bezieht Grundsicherung. Seit knapp zwei Jahren ist sie auf der Homepage als Sammlerin gelistet, hat aber erst fünf Anrufe bekommen. "Das waren immer total nette, junge Leute, die wohl selber zu faul waren und ein gutes Werk tun wollten. Aber es waren immer ganze Kästen, die sie angeboten haben. Und da ich kein Auto habe, hat das noch nie geklappt mit dem Abholen."

Kakoschke will Menschen in schwierigen finanziellen Situationen unterstützen, Geld verdient er mit seiner Homepage nicht. Es ist Idealismus, der ihn antreibt. Dem Vorwurf, dass sich reiche Leute nur ihren (Pfand-)Müll abholen lassen, tritt Kakoschke daher entschieden entgegen: "Ich kann nur sagen, dass mir das positive Feedback der Sammler wichtiger ist. Ist es nicht erniedrigender, wenn jemand neben mir im Müll wühlen muss?"

PFANDRING

Produkt-Designer Paul Ketz aus Köln, 25, will öffentliche Mülleimer "um eine Recycling-Funktion erweitern". Sein Pfandring aus Metall ist ein Zusatz für Mülleimer zum Abstellen von Pfandflaschen. Der Griff in den Behälter hinein sei so für Pfandsammler nicht mehr nötig, zudem versteht er seine Idee auch als Beitrag für die Umwelt: Weil die Pfandflaschen im Recyclingkreislauf bleiben. Auch ihn treibe Idealismus an, sagt Ketz. Allerdings will er seine Idee zu Geld machen: Den Pfandring kann man kaufen, sein Bruder Fabian managt die Geschäfte. Mittlerweile gibt es Ketz zufolge Pfandringe in sechs deutschen Städten, unter anderem Karlsruhe und Stuttgart. Weitere sollen noch in diesem Jahr folgen. "Die Idee kommt gut an, es gibt viele Anfragen", sagt Ketz. Bei Abnahme von zehn Pfandringen liegt der Stückpreis bei rund 130 Euro. "Werden die Auftragsmengen größer, wird auch der Pfandring immer billiger", sagt Ketz.

FLASCHENBAUM

Auch Marko Goller und Tobias Martsch möchten Pfandsammlern den Griff in die Mülltonne ersparen. Aber die beiden Absolventen der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd wollten "weg vom Mülleimer hin zu einem bewussten Spenden für die Flaschensammler". Sie entwickelten den Flaschenbaum, an dessen beiden Ästen man Pfandflaschen einhängen kann. Er soll sich, so ihre Idee, "ins Stadtbild integrieren".

Auf der Stuttgarter Königsstraße testeten sie ihren Prototyp und nahmen alles mit einer versteckten Kamera auf. Zu Beginn hängten sie ein paar Pfandflaschen an den Baum aus Stahl. "Zunächst", so erzählt es Goller (26), "dachten die Passanten an Kunst, aber das Prinzip hat sich dann relativ schnell ganz ohne Anleitung verselbstständigt."

Leute hängten also Flaschen ein, andere nahmen das Leergut mit. 33 Flaschen in 30 Minuten. Goller und Martsch wandten sich nach dem Ende ihres Studiums 2012 mit ihrem Konzept an etwa 30 Städte. Die beiden erhielten nur Absagen, auch aus Freiburg. Es sei nicht hinreichend geklärt, zitiert Goller aus dem Schreiben der Stadtverwaltung, ob der Flaschenbaum nur den sozial Schwachen zugute komme oder ob es eventuell auch Mitnahmeeffekte gebe.

Mitverantwortlich für die Absage war auch die Einschätzung der Freiburger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung. "Zum einen können wir uns nicht vorstellen, dass eine stattliche Zahl an Flaschen zusammenkommt, weil die Rücklaufquote von Pfand in Freiburg gut ist", erläutert Pressesprecher Dieter Bootz. "Zum anderen kommt es in der Innenstadt vor allem am Wochenende und nachts zu Vandalismus. Der Flaschenbaum wäre ein potentielles Ziel."

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