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Studie

Druck statt Spaß: Deutsche Kinder hadern mit der Schule

Keine Lust auf Schule: Deutsche Kinder gehen im weltweiten Vergleich ungern in den Unterricht. Algerier und Äthiopier tun dies am liebsten, wie eine aktuelle Studie zeigt.  

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Je älter die Kinder werden, deshalb mehr hadern sie mit der Schule.   | Foto: dpa
Je älter die Kinder werden, deshalb mehr hadern sie mit der Schule. Foto: dpa
Deutsche Kinder sind im weltweiten Vergleich eher schlecht auf die Schule zu sprechen. Das ergab die Studie "The Children’s Worlds" der britischen York Universität und der Schweizer Jacobs Stiftung, für die insgesamt 56.000 Kinder in 16 Ländern verschiedener Kontinente befragt wurden.

Mehr Leistungsdruck, weniger Spaß: Einer Studie zufolge gehen deutsche Kinder und Jugendliche in einem weltweiten Vergleich besonders ungern zur Schule. "Die Belastung für die Schüler steigt", sagt der Berliner Schulpsychologe Klaus Seifried. Er warnt jedoch davor, das Umfrageergebnis zu verallgemeinern. "Es gibt auch viele Kinder, die jeden Tag mit einem Leuchten in den Augen in die Schule gehen." Entscheidend sei das soziale Klima.

"Es gibt Länder, in denen die Belastung deutlich höher ist als in Deutschland", sagt Seifried. Zum Beispiel in Südkorea oder Japan, aber auch in Frankreich. In der Studie gaben die Schüler aus Südkorea ebenfalls an, ungern die Schule zu besuchen. Kinder und Jugendliche aus Algerien und Äthiopien mochten demnach den Schulbesuch am liebsten.

Weltweit gilt: Je älter Kinder werden, desto mehr hadern sie mit der Schule. Die meisten Achtjährigen (62 Prozent) gaben an, gerne in die Schule zu gehen. Das sind erheblich mehr als unter den befragten Zehnjährigen (52 Prozent) oder Zwölfjährigen (42 Prozent). "Die Beliebtheit der Schule sinkt mit dem Alter", fassen die Autoren zusammen.

Seifried war über solche Resultate bereits in der Vergangenheit nicht besonders verwundert. "Kinder, die im Wohlstand aufwachsen, sind sehr anspruchsvoll und somit auch schneller unzufrieden. In unserer Gesellschaft dreht sich viel um Wohlstand, Konsum und Freizeitsensationen, während es für Kinder in ärmeren Ländern um die Existenzabsicherung geht", sagte er im vergangenen Jahr. Allerdings gibt es aus seiner Sicht auch noch weitere Gründe für die Ergebnisse.

Leistungsdruck und Mobbing könnten ebenfalls zum deutschen Verdruss beitragen, sagt Seifried. Die Qualifikationsanforderungen der Gesellschaft seien höher geworden. Heute bräuchten Jugendliche einen Realschulabschluss, um beispielsweise Kfz-Mechaniker zu werden – früher sei das auch mit einem Abschluss der Hauptschule möglich gewesen. Auch die Zulassungsvoraussetzungen für Studiengänge seien deutlich gestiegen.

Über Erfahrung mit Gewalt in der Schule berichten deutsche Schüler neben denen aus Estland und England in der Studie am häufigsten. Die Dunkelziffer sei bei Mobbing-Fällen aber sehr hoch, sagt Psychologe Seifried. "Es werden nur etwa 30 Prozent der Fälle bekannt." Die Belastung der Kinder kann dann psychosomatische Folgen haben. "Sie flüchten sich in Krankheiten wie Bauch- und Kopfschmerzen", sagt Seifried.

Die Studie erforschte über mehrere Jahre hinweg das Wohlbefinden von Kindern von acht bis zwölf Jahren. Neben der Schule wurden sie unter anderem zu Themen wie Freundschaft, Familie und Kinderrechten befragt. Die Forscher fragten auch nach materieller Zufriedenheit. In dem Punkt geht es deutschen Kindern neben denen aus Südkorea besonders gut: Weniger als zehn Prozent machen sich Sorgen um Geld.

Ressort: Panorama

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