Tabuthema

Drittklässler in Freiburg denken über den Tod nach

Was passiert eigentlich, wenn jemand stirbt? Wo sind die Toten dann? Die Kinder der 3b der Schönberggrundschule haben sich eine Woche lang mit solchen Fragen auseinandergesetzt.  

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Otto (8) hat sich im Grab gemalt. Foto: Ingo Schneider

Fünf ehrenamtliche Mitarbeiterinnen von verschiedenen Hospizgruppen haben mit ihnen im Projekt "Hospiz macht Schule" in kleinen Gruppen nachgedacht, gemalt und getanzt. Bei den Kindern kam das sehr gut an.

Totsein ist nichts Schlimmes. Da ist sich Otto (8) sicher: "Man liegt dann unter der Erde im Sarg und schläft. Ganz friedlich." Er hat sich selbst im Grab gemalt, in einer fernen Zukunft, wenn er im Jahr 2099 vielleicht stirbt – da wäre er 91 Jahre alt. Otto kennt niemanden, der tot ist, von seinen Uromas und Uropas hat er nur Fotos gesehen.

Aber sein Opa geht oft auf Beerdigungen, erzählt er: "Und er denkt viel an Jesus." Auch Amelie (8) hat den Cousin ihres Vaters nie kennengelernt, über den ihre Familie viel spricht: Er hatte Krebs und ist mit 52 Jahren gestorben. Amelie glaubt, dass er jetzt im Himmel ist – und dass die Toten dort unsichtbar sind. Sie hat, wie einige andere, ein Bild von Wolken und vom Himmel gemalt. Die Uroma von Jakob (8) ist auch dort, weit oben, davon ist Jakob überzeugt. Er kann sich noch an sie erinnern, er war fünf Jahre alt bei ihrem Tod: "Das war sehr traurig. Wie immer, wenn jemand stirbt."

Bei der Beerdigung war er dabei, bei den Liedern in der Kirche und auf dem Friedhof. Das war gut, findet er: "Bei der Beerdigung denkt man nochmal an die Toten." Maria (10) war drei Jahre alt, als ihr Opa gestorben ist, auch sie weiß noch ein bisschen, wie er war. Während ihrer Hospiz-Woche haben die Kinder überlegt,wie sich alles dauernd verändert: Aus Raupen werden Schmetterlinge, auf Gräbern wachsen Pflanzen. Auch sie selbst sehen jetzt ganz anders aus als nach ihrer Geburt, als sie kleine Babys waren. Es ist vieles, womit sie sich beschäftigt haben – ein paar Ergebnisse zeigen sie zum Abschluss mit ihrem Lehrer Michael Peters den Eltern, die eingeladen wurden.

Zum Beispiel haben sie nachgespielt, wie es ist, wenn jemand plötzlich krank wird und umfällt. Auf Plakaten haben alle gemalt und aufgeschrieben, was ihnen gut tut, wenn sie selbst krank sind: Bei Luisa sind das zum Beispiel Salzbrezeln, Fernsehen, Bananen, Äpfel und der kalte Lappen, den ihre Mutter ihr bringt, wenn sie Fieber hat.

Und wie ist das mit dem Trösten, wenn jemand traurig ist? Die Kinder haben Trostbriefe geschrieben für jemand Traurigen, den sie kennen – oder an Fantasiefiguren. Ganz zum Schluss haben alle getanzt und alles Schwere, was sie die Woche beschäftigt hat, von ihrem Rücken runtergeworfen. Das Projekt wurde vor zehn Jahren speziell für Drittklässler entwickelt, erzählen Anne Krakau und Karin Dittmar vom ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser. Sie und ihre Hospiz-Kolleginnen hatten es bereits in Umkirch umgesetzt, in Freiburg war es nun das erste Mal.

Weil alle ehrenamtlich im Einsatz sind, reichen die Kapazitäten nur für zwei Schulen im Jahr. Die Kinder der 3 b konnten sich sehr gut einlassen, sagt Karin Dittmar. So sei das meist, nur die Eltern hätten manchmal Bedenken, die sich aber bald legen. Bei einem Jungen in der 3 b gab’s vor kurzem einen Todesfall in der Familie, da war die Befürchtung, dass die Hospizwoche schlimm für ihn wäre. Aber es war umgekehrt, sagt Karin Dittmar: "Er hat offen drüber gesprochen und konnte es so besser verarbeiten."

Auch Ottos Vater Berthold Metz findet das Projekt gut: "Die Eltern sind dankbar – sowas ist ja nicht selbstverständlich."
Kontakt: [email protected]

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