Corona-Krise
Die Veranstalter der Tour de France zögern weiter mit der Absage
Während in anderen Sportarten die Highlights bereits abgesagt wurden, tun sich die Veranstalter der Tour de France schwer, das wichtigste Radrennen der Welt wegen der Corona-Krise abzusagen.
dpa
Do, 2. Apr 2020, 21:30 Uhr
Radsport
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Frankreich zählt derzeit noch rund 500 Tote pro Tag im Zuge der Coronavirus-Pandemie. Kaum vorstellbar, dass in weniger als drei Monaten zehn bis zwölf Millionen Menschen aus aller Welt in Frankreich am Straßenrand stehen. Der Tour-Veranstalter ASO hat sich für eine Entscheidung den 15. Mai als Deadline gesetzt. "Le Tour" ist schließlich nicht irgendeine Sportveranstaltung, das größte Radrennen der Welt gilt in Frankreich als Nationalheiligtum, als riesengroßes Volksfest. Jedes Jahr im Juli sind zahlreiche Orte ganz in Gelb geschmückt, selbst ein Besuch des französischen Staatschefs gehört zum Pflichtprogramm.
Egal ob Nicolas Sarkozy, Francois Hollande oder Emmanuel Macron, der 2019 auf dem Tourmalet zuschaute. Nicht einmal die schlimmen Doping-Jahre in der dunklen Ära Armstrong konnten das Rennen in die Knie zwingen. Eine Veranstaltung von größter Bedeutung, wie Sportministerin Roxana Maracineanu betont. Nur während der beiden Weltkriege pausierte das Rennen zwischen 1914 und 1919 sowie zwischen 1939 und 1947.
So laufen bereits diverse Gedankenspiele – alle mit dem Ziel, die Tour de France 2020 zu retten. Maracineanu brachte eine Austragung ohne Zuschauer ins Gespräch – ähnlich wie im März bei der Rundfahrt Paris-Nizza. Eine Variante, mit der sich auch der Tour-Vierte Emanuel Buchmann anfreunden könnte. "Wir alle sind für die Tour motiviert, egal ob mit oder ohne Zuschauer. So gesehen wäre das eindeutig besser als nichts", sagte der 27-jährige Ravensburger der Sport-Bild. Dies lehnt Tourchef Christian Prudhomme jedoch ab. Wahrscheinlicher ist eine Verschiebung.
Denn die Austragung der Tour ist für viele Teams von existenzieller Bedeutung. 70 bis 80 Prozent der Sponsoring-Werte werden in den drei Wochen während der Grande Boucle generiert. "Sofern die Tour de France stattfindet, kommen wir mit einem blauen Auge davon. Die Tour ist das wichtigste Event im Jahr, nicht nur für uns, auch für unsere Sponsoren. Wenn das stattfindet, kann man über alles andere großzügig hinwegschauen", sagte Ralph Denk als Teamchef des deutschen Rennstalls Bora-Hansgrohe. So steht der Radsport-Weltverband UCI bei der Neugestaltung des Kalenders vor einem großen Puzzle. Erstes Bauteil ist die Tour, dann kommen die anderen großen Rundfahrten und schließlich die Klassiker wie Paris-Roubaix. "Wir haben die Tour, den Giro, die Spanien-Rundfahrt und fünf große Klassiker. Wenn man die irgendwie dieses Jahr unterbringt, ist das Radsport-Jahr noch gerettet", sagt Denk.
Bis zum 1. Juni stehen die Räder auf jeden Fall still, vermutlich aber länger. Prudhomme möchte, dass die Tour stattfindet, und zwar nicht im Interesse der Rundfahrt. "Im Namen Tour de France ist das wichtigste Wort Frankreich. Die Gesundheitssituation im Land ist das, was zählt. Findet sie (die Tour) nicht statt, bedeutet es, dass das Land in einer katastrophalen Situation ist", sagte Prudhomme dem Internetportal Sports-Auvergne.fr.
Laut UCI-Vizepräsident Renato Di Rocco kommen drei mögliche Termine für den Neustart der Saison in Betracht: Der 1. Juli, der 15. Juli oder der 1. August. Das ließ Di Rocco gegenüber mehreren italienischen Medien durchblicken. Demnach soll den Fahrern dann eine 30-tägige Vorbereitungszeit mit kleineren Rennen eingeräumt werden. Anschließend könnte die Tour beginnen, also womöglich im August.
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