Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2015 II
Die unbekannte Vergangenheit
Von Selina Kaiser, Klasse 4b, Grundschule Rickenbach
Selina Kaiser, Klasse 4b & Grundschule Rickenbach
Di, 7. Jul 2015, 11:47 Uhr
Schreibwettbewerb
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"Nicki, es gibt Frühstück, und zwar Brötchen mit Schinken!", rief meine Mutter aus der Küche. Ich wachte auf und zog mich an. "Heute gehen wir ins Schwimmbad, oder nicht?", fragte ich meine Mutter, als ich verschlafen die Treppe hinunterkam. "Aber klar doch. Wie wäre es um 15 Uhr im Trumper-Schwimmbad?", fragte meine Mutter. "Okay, ich hole gleich meinen Badeanzug", sagte ich zu meiner Mutter, während ich mein Brötchen aß.
Ich ging in mein Zimmer und packte meine Badesachen, meine Flip-Flops und die Sonnencreme. Als es endlich 15 Uhr war, kam mein Vater nach Hause, und es ging los ins Schwimmbad.
Ich legte mich auf eine Liege und aß einen Eisbecher mit Sahne. Ich wollte einfach meine Ruhe haben, doch plötzlich erschrak ich, denn neben mir tauchte meine Schildkröte Kiki auf. Kiki hatte ein Foto im Maul.
Als ich ihr das Foto aus dem Maul nahm, entdeckte ich auf dem Bild das Ehepaar aus meinen Träumen, und zwischen dem Ehepaar war ein Kind zu sehen. Und dieses Kind sah aus wie ich! Seltsamerweise war auch die Schildkröte, die mir das Foto gegeben hat, auf dem Foto zu sehen. "Kiki?", fragte ich, und ich erkannte, dass die Familie auf dem Foto meine Familie sein musste. Aber wer waren dann Alex und Karen, die Menschen, von denen ich dachte, sie wären meine Eltern? Bin ich etwa adoptiert, oder träumte ich schon wieder? Aber mir kam alles so real vor!
Ich nahm meine Schildkröte Kiki auf den Arm und ging zu meiner angeblichen Mutter. Ich fragte sie, was das für ein Foto ist, und warum ich darauf zu sehen bin. "Wo hast du das Foto her, Nicki?", fragte meine Mutter. "Das spielt jetzt keine Rolle, Mama. Oder sollte ich dich besser gar nicht so nennen, Karen?", fragte ich Karen, die mir daraufhin sagte, dass ich adoptiert bin. Und sie sagte mir auch, dass mein echter Vater gestorben ist, und meine leibliche Mutter in mir immer meinen Vater gesehen hat. Deshalb gab sie mich zur Adoption frei.
Ich wollte meine echte Mutter sehen, aber Karen erlaubte es nicht, weil sie Angst hatte, mich zu verlieren. Doch das sagte sie mir nicht. "Wir fahren jetzt nach Hause und du bekommst einen Monat lang Hausarrest!", befahl Karen.
Als es endlich Nacht war, schlich ich mich aus dem Haus und machte mich auf den Weg zum Bahnhof, um meine leibliche Mutter zu finden. Dabei hatte ich nur 30 Euro, das Foto und natürlich Kiki, die ich mitnahm. Ich fuhr nach Rheinfelden, und als ich da war, stieg ich aus und suchte nach der Adresse, die ich auf der Rückseite des Fotos entdeckt hatte.
Plötzlich sah ich ein altes Haus, das leer war und einsam aussah. Die Nachbarn sagten mir, dass dort Eltern mit ihrer Tochter lebten, aber als der Vater starb, zog die Mutter nach einem Hausbrand weg. Die Tochter kam in ein Heim und die Frau wurde nie wieder hier gesehen. Ich fragte, ob ich mir das Haus von innen ansehen könnte. Aber leider konnte man es nicht von innen sehen.
Der Nachbar wusste, dass meine Mutter nach Düsseldorf gezogen war, also fuhr ich mit der Bahn nach Düsseldorf. Dort fragte ich, ob jemand meine Mutter gekannt hat oder Kontakt zu ihr hat. Der Nachbar sagte mir auch noch, dass meine echte Mutter Niria Marle hieß. Als ich an ein Haus kam, das weiß gestrichen war, klingelte ich zwei Mal, doch niemand öffnete. Plötzlich fuhr ein Auto auf den Parkplatz neben dem Haus. Eine Frau stieg aus. Ich fragte die Frau, ob sie Niria Marle war, und tatsächlich sagte sie ja. Ich erzählte ihr, dass ich ihre Tochter bin, und wer meine Erinnerung geweckt hatte. Ich fragte sie, ob sie nicht mit mir zurückkommen will, aber sie wusste, dass meine Adoptiveltern das niemals erlauben würden.
"Sie würden das nicht erlauben, mein Schatz", sagte meine Mutter zu mir. "Jetzt würde ich gerne mit dir zusammenleben, aber deine Eltern erlauben das nie. Du bist 13 Jahre alt und brauchst noch fünf Jahre, bis du erwachsen bist. Und dann brauchst du einen Job und hättest gar keine Zeit, um hier mit mir Zeit zu verbringen", erklärte meine Mutter.
"Aber ich will nicht mit Alex und Karen zusammenleben. Sondern mit dir, meiner echten Mutter. Bitte können wir es versuchen, sie zur Vernunft zu bringen?", fragte ich meine Mutter. "Na gut, dann gehen wir zurück zu dir nach Hause", antwortete meine Mutter.
Als wir in der Bahn saßen, erzählte mir meine Mutter, wie mein Vater war. Sie sagte, dass er mir sehr ähnelte. Als wir zu Hause angekommen waren, zeigte ich Niria das Haus von Alex und Karen. Wir klingelten, und kurz darauf öffnete Alex die Tür. Er erschrak, als er mich mit Niria sah. "Schatz, komm mal schnell. Es ist dringend!", rief Alex ins Haus. Gleich nach dem Ruf kam Karen angelaufen. Niria und ich versuchten alles, um sie zur Vernunft zu bringen. Aber erst, als wir ihnen klar machten, wie es ist, zu spüren, dass im Leben etwas fehlte, kamen wir zu dem Entschluss, dass das Jugendamt entscheiden sollte, wer mein Sorgerecht bekommt.
Zwei Wochen später hatten wir einen Termin beim Jugendamt. Das Jugendamt beschloss, dass Niria mein Sorgerecht bekommen sollte. Einen Monat später war das durch den Brand zerstörte Haus von meinen Eltern wieder aufgebaut und wunderschön. Es war toll, in meinem richtigen Heim zu leben. Alex und Karen besuchte ich manchmal. Aber das Schönste war, vereint zu sein mit Kiki und Niria. Albträume hatte ich von nun an keine mehr.
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