"Vernichtung lebensunwerten Lebens" – vor 70 Jahren begannen die Euthanasie-Morde. Die Idee lieferten zwei renommierte Freiburger Professoren / Von Stephan Kuß
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Sie treffen sich in den Wintermonaten des Jahres 1920, um eine Broschüre zu verfassen – der Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik Freiburg, Alfred Hoche, und der emeritierte Strafrechtsprofessor Karl Binding. Das Bändchen bereitet den Weg zum zehntausendfachen Massenmord. "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form." So heißt die Schrift, durch welche die beiden Professoren, schon damals anerkannte Koryphäen, grausigen Ruhm erlangen. Nach allem, was man weiß, finden die Treffen im Hause Hoche statt. Hier, in der Beletage der Weiherhofstraße 6, entstehen die Gedanken, die die Nazis später aufgreifen, radikalisieren und in unverwechselbarem Zynismus "Euthanasie" nennen werden. Ein Gesetzentwurf übernimmt Formulierungen aus der "Freigabeschrift". Doch ein förmliches Gesetz verabschieden die Nazis nicht. Man tötet verdeckt, ohne sich jedoch bei der Geheimhaltung große Mühe zu geben.
Die Bevölkerung kennt bald die roten Reichspostbusse, mit denen die geistig und körperlich Behinderten abtransportiert werden. Nach Grafeneck, Hartheim, ...