Volksaufstand in Ostberlin

Die Geheimkamera

Gefährlich, geheim und genial – der Bildreporter Richard Perlia brachte durch seine Fotos den Ostberliner Volksaufstand von 1953 an das Licht der Welt. Seine Kamera und ihr Versteck zählen heute zu den wertvollsten Schätzen des Museums.  

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Das Buch ist abgegriffen. "Der unerschöpfliche Ratgeber" lautet sein Titel, erschienen ist das "Handbuch für das deutsche Haus" im Berliner Ullstein-Verlag. Für das Haus der Geschichte ist die unscheinbare Schwarte eines der wertvollsten Vorzeigeobjekte. Das liegt an einem Loch im Deckel und dem ausgehöhlten Innenleben, mit dem eine "Robot Junior" Platz fand, eine vollautomatische Kleinbildkamera, nicht viel größer als eine Zigarettenschachtel.

Mit Hilfe dieser Geheimkamera gelangen eindrucksvolle Aufnahmen von der gewaltsamen Niederschlagung des Volksaufstand am 15./16. Juni 1953 in Ostberlin. Sie zeigen einrückende sowjetische Panzer, bewaffnete Polizisten, demonstrierende Stahlarbeiter. "Offene Rebellion in Ostberlin", schrieb die Berliner Morgenpost, die die Bilder auf ihrer ersten Seite veröffentlichte. Der Fotograf riskierte Kopf und Kragen. Wäre er aufgeflogen, hätten ihm vermutlich viele Jahre Haft gedroht. Und so war nur sein Deckname abgedruckt: xyz.

Erst 50 Jahre später wurde bekannt, wer die Aufnahmen gemacht hatte, die um die Welt gingen: Richard Perlia, ein Westberliner Bildreporter. Seine Arbeit erforderte Courage: Mit dem Buch unter dem Arm fiel der Fotograf zwar nicht auf, aber er musste stets in die erste Reihe.

Die "Robot" bot sich für die Aktion war, erzählte er, als er sein Geheimnis lüftete. Sie war klein, das Federwerk der Kamera transportierte den Film automatisch weiter. Der Auslösemechanismus hing durch eine Öffnung im Buchrücken nach außen. Das einzige Handicap: Die Kamera war nicht geräuschlos. "Ich musste bei jedem Auslösen laut hüsteln", erinnerte sich Perlia.

Übersicht: Haus der Geschichte

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