"Die Frauen sind viel motivierter als die Männer"
DREI FRAGEN AN Mostafa Ahmed, der Deutschkurse für Geflüchtete gibt / Die Malteser suchen Ehrenamtliche für Kinderbetreuung.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
FREIBURG. Konzentration und Ruhe? Das gibt’s in den Erstorientierungskursen, die von den Maltesern im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge angeboten werden, nur manchmal. Denn die Teilnehmerinnen können nur kommen, wenn sie ihre Kinder mitbringen. Anja Bochtler sprach mit dem Deutschlehrer Mostafa Ahmed (40) über die Situation. Er hat früher in seiner alten Heimat Ägypten am Gymnasium unterrichtet und arbeitet nun nach einem Studium der Islamwissenschaften als Lehrer in Erstorientierungskursen und als Dolmetscher.
Ahmed: Letztens haben wieder einmal drei Kinder plötzlich zu schreien begonnen. Ich mache dann immer eine kleine Pause. Wenn sich die Kinder nicht beruhigen, bitte ich die Mütter, mit ihnen hinauszugehen. Anders geht es nicht. In meinem Kurs zurzeit sind zwei Männer, 13 Frauen und acht Kinder. Darunter ist ein Baby, aber auch die anderen Kinder sind alle noch klein, zwischen ein und drei Jahren. Nach vier Stunden Unterricht bin ich meist sehr erschöpft.
BZ: Und durch die vielen Störungen kommen Sie mit dem Stoff nur mühsam vorwärts, oder?
Ahmed: Das ist für alle im Kurs sehr schade. Die Erstorientierungskurse richten sich an alle, die keine Integrationskurse besuchen dürfen, weil sie schlechte Bleibeperspektiven haben. Viele kommen aus Gambia, Nigeria, Afghanistan und dem Irak, die meisten Frauen sind ohne ihre Männer allein mit ihren Kindern geflüchtet, sind psychisch traumatisiert und haben Angst davor, abgeschoben zu werden. Einige leben seit zwei bis drei Jahren hier und bekamen nie eine Chance, Deutsch zu lernen. Die Frauen sind sehr interessiert, viel motivierter als die meisten Männer. Sie wollen lernen und sich integrieren und fehlen nie unentschuldigt.
BZ: Was wünschen Sie sich?
Ahmed: Für meinen und die anderen Kurse wäre es eine große Entlastung, wenn sich Ehrenamtliche fänden, die sich um die Kinder kümmern. Das müsste gar nicht die ganze Unterrichtszeit lang sein, schon ein oder zwei Stunden würden weiterhelfen. Es wäre prima, wenn sich Menschen melden würden, die darauf Lust und ein Gespür für Kinder haben. Vielleicht könnten wir dann sogar Exkursionen machen, die wegen der Kinder schwer umzusetzen, aber eigentlich Teil der Erstorientierungskurse sind: Zum Beispiel in die Stadtbücherei oder zur Universitätsklinik.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ