"Die Feuerwehr hilft mir ans Nest"
ZISCH-INTERVIEW mit Martin Kury von der Storchenaufzuchtstation in Reute über das Aufpäppeln und das Auswildern der Tiere.
Nora Anazia und Vilja Gerner, Klasse 4, Grundschule Windenreute (Emmendingen)
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Die beiden Zisch-Reporterinnen Nora Anazia und Vilja Gerner aus der Klasse 4 der Grundschule Emmendingen-Windenreute haben Martin Kury interviewt, den Storchenvater der Storchenaufzuchtstation in Reute.
Kury: Ich finde es beeindruckend, wenn die Störche aus Spanien oder Afrika zurückkommen, Paare werden und Eier legen, wenn sie dann ihre Jungen aufziehen und im Herbst wieder davonfliegen. Störche sind wunderbare Vögel.
Zisch: Wie sind Sie zu Ihrem Hobby gekommen?
Kury: Wir hatten in Reute ein schönes Storchennest auf die Kirche montiert, aber es kamen keine Störche. Ich habe dann den damaligen Storchenvater, Hartmut Späth, angerufen und ihm davon erzählt. Er hat mir geraten, in einer Voliere zwei Lockstörche von ihm zu halten. Und so haben wir es gemacht. Und von einem Tag auf den anderen sind sechs fremde Störche um die Voliere herumgelaufen. Ab da habe ich mich für die Störche eingesetzt und mein Hobby gefunden. Das war ungefähr 1999.
Zisch: Gibt es manchmal Probleme bei Ihrem Job?
Kury: Manchmal gibt es schwer verletzte Störche, denen ich nicht helfen kann. Wir müssen sie zum Tierarzt bringen, und wenn ihnen dort nicht mehr geholfen werden kann, müssen sie leider eingeschläfert werden.
Zisch: Wildern Sie die aufgezogenen Störche wieder aus?
Kury: Die Störche kommen ganz klein zu mir, wenn sie nicht mehr aufs Nest der Eltern zurückgefunden haben. Es gibt viele Menschen, die Storchenfreunde sind und die Kleinen zu mir in die Voliere bringen. Dort ziehe ich sie auf, bis sie sich selbst Futter suchen und fliegen können. Dann kann ich sie herauslassen und sie ziehen im Herbst mit den anderen Störchen in den Süden.
Zisch: Wie oft nehmen Sie einen Jungstorch auf?
Kury: Das ist ganz unterschiedlich. Wir hatten mal weniger als zehn in einem Sommer, aber wir hatten auch mal 34 Störche auf einmal, das war unser Rekord.
Zisch: Wie viele Babystörche kommen pro Jahr bei einem Storchenpaar auf die Welt?
Kury: Pro Jahr legt ein Storch fünf Eier. Da das Futter begrenzt ist und es mehr Störche gibt, ist es gut, wenn die Storcheneltern zwei bis drei Babys durchbringen. Dabei ziehen starke Eltern, die viel Futter finden, mehr Junge groß als die schwachen.
Zisch: Was finden Sie an den Vögeln so beeindruckend?
Kury: Sie sind wunderschön. Wenn ich sie am Himmel oben in der Thermik kreisen sehen, bin ich fasziniert.
Zisch: Gibt es hier in der Gegend auch Schwarzstörche?
Kury: Die Schwarzstörche brauchen ein ganz ruhiges Gebiet, sie sind sehr scheu, leben im Wald und brauchen saubere Bäche. Vor zehn Jahren habe ich hier mal einen gesehen, aber zur Zeit wüsste ich nicht, dass es hier welche gibt.
Zisch: Ist es gefährlich, die kleinen Babystörche zu beringen, wenn die Eltern auf sie aufpassen?
Kury: Die Gefahr geht nicht von den Eltern aus, sondern von den Jungstörchen. Teilweise mögen sie es nicht, wenn man zu ihnen ans Nest kommt, und dann picken sie. Deshalb schütze ich mich mit Handschuhen und langen Ärmeln. Ich beruhige sie, lege eine Decke über sie und dann kann ich ihnen den Ring anziehen.
Zisch: Beringen Sie die Störche alleine?
Kury: Ich brauche einen Helfer, der mich sichert, wenn ich auf die Dächer klettere. Wenn ich an ein Nest nicht herankomme, hilft mir die Feuerwehr Emmendingen und fährt mich mit einer Drehleiter zum Nest hoch. Ich beringe alle Jungstörche im Kreis Emmendingen, aber auch aus Südbaden und bis hoch ins Schwäbische.
Zisch: Haben Sie im Moment Störche in Ihrer Aufzuchtstation?
Kury: Ja, wir haben zwei Stück. Einer kommt aus Stegen bei Freiburg, der hatte sich in einem Baum verfangen und hing mit dem Kopf nach unten. Ein Baumkletterer hat ihn befreit und zu mir gebracht. Der andere kam letzte Woche zu mir, er war gegen etwas geflogen und blutete am Schnabel. Aus Sicherheitsgründen habe ich ihn aufgenommen.
Zisch: Wie wildern Sie die Störche aus?
Kury: Wir machen einfach die Tür auf und sie fliegen in die Freiheit.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.