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Die etwas anderen Heimatfilme

Sieben Jungfilmer aus dem Friedrich-Gymnasium haben es mit ihren Kurzfilmen auf die richtige Kinoleinwand geschafft.  

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Seminarkursleiter Gregor Delvaux de Fe...inger, Niklas Arnold und Franz Braun.   | Foto: Schneider
Seminarkursleiter Gregor Delvaux de Fenffe mit Charlotte Finger, Niklas Arnold und Franz Braun. Foto: Schneider

Dass im "Seminarkurs Dokumentarfilm" am Friedrich-Gymnasium sehenswerte Werke entstehen, ist bekannt. Jetzt hat es der Lehrer Gregor Delvaux de Fenffe mit sieben seiner Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal in einen echten Kinosaal geschafft: Unter dem Motto "Heimat(film) – woher wir kommen – wer wir sind" liefen die Filme der sieben Jugendlichen in der "Harmonie". Das war vor allem einem der Filme zu verdanken, in dem es um das mit der "Harmonie" verbundene "Friedrichsbau"-Gebäude und dessen Bedeutung in den 1950ern geht.

Wie sich die Zeiten ändern: Bei Florian und Max, den Freunden des Schülers Franz Braun, geht es locker zu, wenn sie mit ihren Partnerinnen im "Friedrichsbau" in der Tanzschule Gutmann tanzen – aber Braun hat für seinen Film auch Tänzerinnen aus den 1950ern aufgetan, die von ihrer ganz anderen Jugend damals erzählen. Franz Braun ist einer der sieben Jungfilmer aus der Oberstufe, die im vergangenen Schuljahr einen "Heimatfilm" gedreht haben – jeder aus einer ganz eigenen Perspektive. In seinem Film "Heimat Friedrichsbau. Jugend in den Fünfzigern" erzählen Hildegard Werchau und Lieselotte Kintzinger nicht nur von ihren – im Vergleich zu heute sehr steifen – Tanzstunden bei der damaligen Tanzschule im Friedrichsbau, sondern auch von ihren sonstigen Jugenderlebnissen dort im Kino: Lieselotte Kintzinger ging, sobald sie selbst Geld verdiente, mit ihrer Mutter gern in die typischen Heimatfilme der 1950er, Hildegard Werchau bevorzugte den rebellischeren James Dean und sagt: "Das war mein erster großer Schwarm." Der Friedrichsbau beherbergte nicht nur Tanzende und ein Kino, er war auch der Ort, von dem aus der SWF, der Vorgänger des Südwestdeutschen Rundfunks (SWR), nach dem Krieg auf Sendung ging. Und es gab dort "ein wunderbares Café" nach österreichischer Kaffeehausart, wie es in Freiburg kein einziges mehr gibt, bedauert Lothar Böhler, der langjährige Leiter der Stiftungsverwaltung.

Außer Franz Braun hat nur Vincent Clement, der seine "Weinheimat Kaiserstuhl" zeigt, eine auf den ersten Blick weniger politische Herangehensweise für seinen Heimatfilm gewählt. In den anderen fünf Filmen geht’s um Kriegs- und Nachkriegsgeschichte: Für Claudius Moret ergab sich sein Thema nach dem Tod seines Großvaters im vergangenen Jahr, als er Briefe, Fotos und das Tagebuch seines Großonkels entdeckte, der als junger Soldat am "Afrikafeldzug" im Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte. Die Einordnung der Fotos übernimmt die Freiburgerin Vera Marstaller, die ihre Doktorarbeit über Kriegsfotografien geschrieben hat. Auch ein 96 Jahre alter Veteran kommt mit seiner damaligen unkritischen Euphorie zu Wort: "Wir waren begeistert, wir durften nach Afrika."

Gleich vier Jugendliche beschäftigen sich mit den deutschen Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg. Elias Pfeiffer und Julius Jehle vergleichen die Situation mit der heutigen Fluchtthematik und lassen Flüchtlinge von damals erzählen: von Zeiten, in denen Einheimische gezwungen wurden, Geflüchtete bei sich zu Hause aufzunehmen. Über Menschen, die heutzutage flüchtlingsfeindlich sind, sagt das einstige Flüchtlingskind Joachim Blaudszun fassungslos: "Die sollten auch mal ohne etwas dastehen."

Maximilian Quirin und Charlotte Finger gehen ihren Familiengeschichten nach. Julius Jehle lässt seinen Großvater von seiner Kindheit im Sudetenland erzählen, wo die Tschechen sich an den Deutschen für die brutale Besetzung rächen wollten – vergleichsweise harmlos, wie der Freiburger Historiker Ulrich Herbert klarmacht: Sie setzten die Deutschen "nur" in Züge in den Westen – nicht in den Tod, wie es davor die Deutschen mit ihren jüdischen Nachbarn taten. Auch der Großvater von Charlotte Finger musste aus dem Sudetenland fliehen und sich in einer neuen Heimat zurechtfinden.

Ressort: Freiburg

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