Interview
Die Enden der Welt - tief unten und weit draußen: "Im Meer der Unwissenheit"
Sie erforschen weit entfernte Welten, die mehr gemeinsam haben, als man im ersten Moment vermuten würde. Ein Gespräch mit Tiefseeforscherin Antje Boetius und Astrophysikerin Katja Poppenhäger.
So, 2. Jun 2024, 13:50 Uhr
Bildung & Wissen
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BZ: Frau Boetius, Frau Poppenhäger, worüber weiß die Menschheit mehr: Tiefsee oder Weltall?
Poppenhäger: Das lässt sich schwer vergleichen. Das Weltall ist natürlich viel größer. Und die Tiefsee hat den Vorteil, dass man dort Proben nehmen kann. Das geht im Weltall nur innerhalb unseres Sonnensystems. Außerhalb können wir nur das Licht analysieren, das zu uns herüberscheint, und daraus unsere Schlüsse ziehen.
Boetius: Es ist dennoch absurd, wie wenig wir noch immer über unsere Erde und ihre Ozeane wissen. Sie nehmen etwa 70 Prozent der Erdoberfläche ein – vom Meeresboden ist aber nicht mal ein Fünftel vermessen. Ständig entdecken wir neue Landschaften, neue Prozesse, neue Lebewesen.
Poppenhäger: In der Astrophysik wäre die Hölle los, wenn wir auch nur eine winzige Lebensform entdecken würden. Was findet ihr denn genau?
Boetius: Vor allem dauernd neue Einzeller. Aber neulich zum Beispiel auch Riesenschwämme im Arktischen Ozean.
BZ: … tierische Organismen, die uralt werden.
Boetius: Hunderte Jahre, ja. In der Arktis haben wir welche entdeckt, die ...