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Die Einstellung zeigt sich schon am Kleidungsstil

  • JuZ-Mitarbeiterin Kathrin Hagemann

  • Do, 29. April 2004
    Zisch

     

Jugend und Politik finden nur schwer zusammen/ Gedanken, warum es sich lohnen könnte, den Sicherheitsabstand aufzugeben.

Jugend und Politik lassen sich auf den ersten Blick nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Das politische Interesse der jungen Bundesbürger ist seit Jahren rückläufig. Laut Shell-Studie sind lediglich ein Drittel der Jugendlichen überhaupt an Politik interessiert - trotz Irak-Krieg, internationalem Terrorismus und demographischen Problemen vor der eigenen Haustür. Parteien und Politiker gelten als "uncool" und weit weg von der jugendlichen Realität. Warum sollten sich Jugendliche eigentlich mit Politik beschäftigen? Die Freiburger Gymnasiastin Kathrin Hagemann machte sich zu dem Thema Gedanken.

Jugendliche und Politik - oh nein, denken wir, sobald jemand diese Worte fallen lässt. Jetzt kommt wieder die gleiche Leier: Wir seien so entsetzlich desinteressiert - und sicher fällt in diesem Kontext auch der nervige Begriff "Politikverdrossenheit". Und alle schauen uns schräg an, weil wir Politik doof und öde finden. Dabei stimmt das so gar nicht.

Wir würden uns ja wirklich gerne interessieren, organisieren, engagieren, nur . . . da trifft man immer gleich auf diese Berufspolitiker (von uns Jugendlichen bevorzugt als "alte Säcke" bezeichnet), und die sind alle fies, gegen die kann man nichts machen. Abschreckend ist diese Spezies irgendwie auch: Wer will schon Politiker sein, wenn man doch so wird wie die da oben? So sprechen wir, die Jugendlichen, und damit ist das Thema dann meistens auch gegessen.

Ist es nicht seltsam, dass wir Menschen im kämpferischen Alter uns so schnell von einem Thema abbringen lassen, das uns jeden Tag begleitet und sogar verfolgt? Dass viele unter uns es trotzdem konsequent ignorieren? Denn Politik liegt gewissermaßen auf der Straße. Alles, was uns ärgert, sei es Bildungswesen, Graffitiverbot oder Sperrstunde, und sogar manches, was uns ganz gut gefällt, wie zum Beispiel, dass Deutschland sich aus dem Irakkrieg herausgehalten hat, haben Politiker zu verantworten. Und sobald uns das einfällt, fühlen wir uns eine Nummer kleiner, ziehen den Kopf ein, nörgeln ein bisschen, finden uns ab - und wählen gehen wir auch nicht, weil sie ja alle gleich sind, die alten Säcke. Und sowieso: Nichts wird besser, egal, ob wir was tun oder nicht. Diese fragwürdige Motivationsschwelle wird nur selten überwunden. Obwohl wir überall direkt mit Politischem konfrontiert werden: Eine eher linke, konservative oder rechte Einstellung zu haben, ist unter Jugendlichen üblich und zeigt sich oft schon am Kleidungsstil. Diskutiert wird darüber aber selten.

Verstaubte Großparteien

Einige von uns engagieren sich in Vereinen, für die Kirche oder in Projekten mit diversen Zielen und kommen so der Politik nahe. Nur von den politischen Parteien halten wir konsequent Abstand. Ob das an (durchaus angebrachtem) Misstrauen liegt oder an unseren Bedenken, wir könnten der "richtigen" Politik nicht gewachsen sein, ist einerlei. Fest steht, dass dem politischen Leben der Nachwuchs ausgeht, und nur wenige junge Menschen, (die falschen, finden wir dann natürlich), bereit sind, sich wirklich um Veränderung zu bemühen.

Dabei muss man sich dafür nicht einmal einer verstaubten Großpartei anschließen. Gerade hat beispielsweise "Junges Freiburg" seine Liste für die Gemeinderatswahlen bekannt gegeben - unter den ersten zwanzig Kandidaten finden sich sechs Schüler. Auch der Jugendrat könnte in Freiburg einiges bewegen. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, den Sicherheitsabstand aufzugeben?

Ressort: Zisch

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