Account/Login

Unterm Strich

Die deutsche Sprache coronisiert sich

Krisen bescheren der Gesellschaft neue Wortkreationen. Auch das Coronavirus hat die Sprache infiziert.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Das Coronavirus beschert der deutschen Sprache neue Wörter.  | Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Das Coronavirus beschert der deutschen Sprache neue Wörter. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
"Wörter unter Beobachtung" nennt das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache eine Liste der Wortschöpfungen, die die Pandemie begleiten. Dazu gehört das Social Distancing, ein Begriff, den die Soziologie kreierte, um die Ausgrenzung von Minderheiten zu beschreiben.

Heute geht es bei den Abstandsregeln streng genommen zwar mehr um körperliche als soziale Distanz. Doch solche Unebenheiten ignoriert die virale Umgangssprache geflissentlich – genauso wie beim Homeoffice, das ursprünglich das britische Innenministerium bezeichnet. Aber Homeoffice klingt allemal moderner und weltläufiger als das biedere Heimarbeit.

Das Virus mag eine Affinität zum Englischen haben. Aber es stimuliert auch reihenweise Neuschöpfungen. Der vom Leibniz-Institut ständig aktualisierte Online-Wortschatz zur Krise listet bereits mehr als 200 Einträge auf – von Abstandslinie über Corona-Krise bis zum Zoomen. Sprachwissenschaftler werten solche Kreationen als Indiz, dass das Thema die Gesellschaft intensiv bewegt. Sie sind aber ebenso ein Ventil für Ängste und Wut. Manches knüpft an Bekanntes an: Das Kriseln etwa ist seit Jahrzehnten ein Begleiter der Moderne – von der Suezkrise der 1950er- über die Ölkrisen der 70er-Jahre und die Nahostkrise bis zur Finanz- und Staatsschuldenkrise ab 2008. Zu guter Letzt mag auch die Corona-Krise nur eine Episode dieser Krisen-Chronik sein.

Andere Kreationen sind echt originell – vom Corona-Kilo, dem seuchenbedingten Kummerspeck, über Coronials, den in Quarantäne gezeugten Kindern, und dem Coronisieren, der Anpassung an den pandemischen Alltag, bis zu den Covidioten, die sich unangemessen verhalten. Von der Coronik, dem Dokumentieren der Krise, bis zum Eau des Coronne, den allgegenwärtigen Düften der Desinfektionsmittel, ließe sich nach dem Motto "Not macht erfinderisch" noch vieles hinzufügen. Ob es einer der Begriffe mal in den Duden schafft, ist zwar offen, für Unterhaltung sorgen sie derzeit aber allemal.

Ressort: Unterm Strich

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 20. Mai 2020: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel