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"Die Corona-Hilfen kommen viel zu spät"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Kampfsportlehrer Michael Hockenjos über seine Titel und über die coronabedingte Schließung seines Kampfsportzentrums.  

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Um Michael Hockenjos’ Hals baumeln jede Menge Medaillen  | Foto: privat
Um Michael Hockenjos’ Hals baumeln jede Menge Medaillen Foto: privat

Nachdem er im Alter von 22 Jahren brutal zusammengeschlagen wurde, beschließt Michael Hockenjos Kampfsport zu lernen. Heute hat er eine eigene Kampfsportschule. Im Gespräch mit seinem Sohn Marius Hockenjos aus der Klasse 9d des Scheffelgymnasiums in Lahr erzählt der Sportler von seinen nationalen und internationalen Erfolgen und wie ihn Corona derzeit beruflich ausbremst.

Zischup: Was ist Brazilian Jiu-Jitsu und Luta Livre?
Hockenjos: Brazilian Jiu-Jitsu und Luta Livre sind Kampfortstile, die in Rio de Janeiro entwickelt wurden. Das BJJ hat seine Wurzeln im Judo und Jiu-Jitsu ist eine japanische Kampfkunst. Das Luta Livre stammt aus Europa und entwickelte sich aus dem "Catch as catch can"-Wrestling, bei dem fast alle Griffe erlaubt sind.
Zischup: Wie bist du zu diesen exotischen Kampfkünsten gekommen?
Hockenjos: Ich wollte schon als kleines Kind Kampfsport lernen, jedoch gab es bei uns im Dorf so etwas nicht. Erst mit 22 Jahren, nachdem ich brutal zusammengeschlagen wurde, fand ich den Weg zur Kampfkunst. Ein Freund meiner damaligen Freundin trainierte bereits BJJ und lud mich ein, ein Probetraining zu machen. Ich war sofort begeistert von dem BJJ. Nachdem ich drei Jahre BJJ betrieben habe und an Wettkämpfen mit und ohne Gi, das ist der Judoanzug, erfolgreich teilnahm, wuchs mein Interesse an Grappling ohne Gi. Ich begann parallel zu ringen und bin von da an fast monatlich nach Köln zum Luta Livre gefahren. Dort lernte ich meinen Meister Daniel D’Dane kennen, von welchem ich 2008 in Rio de Janeiro zum Schwarzgurt graduiert wurde.
Zischup: Welche sportlichen Erfolge konntest du verzeichnen?
Hockenjos: Ich wurde mehrfacher internationaler und deutscher Meister im BJJ sowie im Luta Livre, dazu erkämpfte ich mir auch Europatitel. Auch meine Schüler errangen deutsche Meistertitel. 2013 führte ich die Stuttgarter Muchachos in der Bundesliga des Aufgaberingen zum deutschen Meistertitel als Trainer und Kämpfer. Zuvor waren wir dreimal Vizemeister. Im Deutschen Ju-Jutsu-Verband arbeitete ich ein paar Jahre als Bundestrainer und entwickelte mit anderen Experten Prüfungsprogramme und bereitete die Athleten auf internationale Wettkämpfe vor.
Zischup: Wie sieht aber deine aktuelle Lage in der Pandemie aus?
Hockenjos: Seit dem 2. November 2020 musste ich aufgrund von Corona meine Schule schließen. Die versprochenen Corona-Hilfen kommen viel zu spät und sind zu niedrig. Ohne treue Mitglieder meiner Schule, die ihre Beiträge trotzdem bezahlt haben, wäre ich bereits unverschuldet bankrottgegangen. Gewaltpräventionskurse wie "Raufen nach Regeln" an Schulen und Kindergärten konnte ich seit März 2020 nicht mehr durchführen sowie Seminare im In- und Ausland. Die einzigen Optionen derzeit sind Eins-zu-eins-Training, Online-Training sowie draußen, wenn maximal zehn Leute kontaktlos trainieren. Allerdings werden diese Möglichkeiten leider kaum wahrgenommen.
Zischup: Gibt es trotz der aktuellen Lage Highlights?
Hockenjos: Ich wurde aufgrund meiner Leistungen zur Verbreitung des Luta Livre von meinem Meister Daniel D’Dane, dem Präsidenten des Luta Livre Weltverbandes, zum 4. Dan graduiert. Auch drei meiner langjährigen Schüler erhielten die Auszeichnung zum Schwarzgurt. Diese sind Waldemar Lackmann und Andreas Zeier aus Lahr sowie Marcus Hess aus Schutterwald.
Zischup: Wo konnte man vor dem Lockdown mit dir trainieren?
Hockenjos: Im Kampfsportzentrum Offenburg und Lahr.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. April 2021: PDF-Version herunterladen

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