Design-Klassiker
Die Coca-Cola-Flasche feiert ihren 100. Geburtstag
Nicht nur wegen ihrer Kurven wurde die Konturflasche von Coca-Cola zum Meilenstein der Verpackungsgestaltung. Im August 1915 meldete die Root Glass Company den Entwurf mit Hüftschwung zum Patent an.
Mi, 19. Aug 2015, 6:17 Uhr
Panorama
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Um der Situation Herr zu werden, heuerte 1909 Harold Hirsch, Anwalt der Coca-Cola Company, Detektive an, die in Soda-Bars kontrollierten, ob unter dem Namen Coca-Cola andere Produkte ausgeschenkt wurden. Doch ein Problem machte es schwer den Trittbrettfahrern entgegenzutreten.
Coca-Cola-Abfüller benutzten glatte Standardflaschen in etlichen Variationen, die leicht mit anderen Marken verwechselt werden konnten. Deshalb schrieb Hirsch 1915 einen nationalen Wettbewerb aus, an dem rund 30 Flaschenhersteller teilnahmen. Coca-Cola wollte sich mit neuem Design und unverwechselbarer Flasche präsentieren. Gewinner wurde die Root Glass Company aus Terre Haute in Indiana, deren Flaschenform sogar im Dunkeln zu ertasten war und die selbst zerstört am Boden noch als Coca-Cola-Behältnis erkennbar blieb. So die offizielle Version.
Die wahre Geschichte über die Entstehung der Coca-Cola-Flasche sei über Jahrzehnte durch "Mythen, Missverständnisse und Widersprüche" vernebelt worden, behauptet Norman L. Dean in seinem im Jahr 2010 erschienenen Buch "The Man Behind the Bottle". Sein Vater habe die Flasche im Juni 1915 entworfen, nicht der als Erfinder in die Geschichte eingegangene damalige Betriebsleiter der Root Glass Company Alexander Samuelson. Dieser meldete die Konturflasche lediglich beim US-Patentamt in seinem Namen an.
"Deans Rolle wird inzwischen auch von Coca-Cola anerkannt", sagt Phil Mooney, bis 2013 Archivar und Historiker von Coca-Cola in Atlanta, "selbst wenn nicht das gesamte Design von ihm stammen sollte, ist es größtenteils sein Werk. Das Hauptproblem liegt darin, dass Samuelsons Name in der Patentschrift steht. Warum passierte das?", fragt sich Mooney. "Es könnte einfach so gewesen sein, dass der Chef die Meriten erntete, weil er verantwortlich war", spekulierte Mooney. Dean habe zweifelsfrei über die nötige Erfahrung im Flaschendesign verfügt, er sei mit dem Projekt betraut gewesen.
Dean weiß, dass die Hauptzutaten Extrakte von Kokablättern und Kolanüssen sind. Aber wie sehen die aus? Um sich inspirieren zu lassen, fährt er umgehend zur örtlichen Bibliothek. Dort wälzt er Bücher. Abbildungen von Kokablättern und Kolanüssen findet er aber nicht. Doch schließlich entdeckt er in der Encyclopedia Britannica ein paar Seiten weiter die Darstellung einer Kakaobohne. Im Text dazu heißt es: "Kakaosamen produzieren ein Getränk, das zu den Göttern passt". Das gefällt ihm, was er aber nicht realisiert: "cocoa" (deutsch: "Kakao" ist etwas völlig anderes als "coca" (deutsch: "Koka") und keinesfalls ein Bestandteil von Coca-Cola.
Dean fertigt schnell eine Bleistiftskizze der Kakaobohne. Auf dieser Grundlage entwirft er einen ersten Prototypen der Flasche. In die Produktion gelangt sie jedoch nie, da ihr Durchmesser in der Mitte größer ist als am Boden. Dadurch würde sie bei der Verarbeitung in den Förderanlagen instabil sein und leicht umkippen. Dean löst das Problem, indem er Bauch und Sockel des 15 Zentimeter langen Entwurfs angleicht. Die Verantwortlichen erklären sein Design mit überwältigender Mehrheit zu ihrem Favoriten, 1916 wird die Flasche in den Handel gebracht.
Die Riffelung der neuen Cola-Flasche mit den zehn Längsrippen lag gut in der Hand. Ihren Namen erhielt sie aus Frankreich, 1925 wurde sie im Magazin "Le Monde" wegen ihrer fühlbaren Wölbungen erstmals als Konturflasche bezeichnet. 1950 erschien sie auf dem Cover des Time Magazine. Coca-Cola war zur bekanntesten Marke der Welt geworden und das Getränk zu dem Symbol westlichen Lebensstils avanciert. 1960 wurde die Konturflasche als "Trade-Mark" registriert. Patente können auslaufen, eingetragene Warenzeichen nicht.
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