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Fußball

Die Bundesliga zwischen Zuversicht und Skepsis

Fortsetzung der Bundesliga-Saison vom 9. Mai an? Reaktionen aus der Politik sind divers und weisen auch auf Schwachstellen hin.  

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Wann im Berliner Olympiastadion wieder...st ebenso noch wie in anderen Stadien.  | Foto: Tom Weller (dpa)
Wann im Berliner Olympiastadion wieder der Ball rollt, ist ebenso noch wie in anderen Stadien. Foto: Tom Weller (dpa)
Es ist das Zeichen, auf das Fußball-Fans und Clubs gewartet haben. Am 9. Mai könnte die Bundesliga nach fast zwei Monaten Corona-Auszeit ihre Saison fortsetzen. Dieses Datum brachten die Ministerpräsidenten Markus Söder (Bayern) und Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) ins Gespräch, auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verschließt sich wohl nicht dem Wiederbeginn und spricht von einem "Stück Normalität, wenn auch im leeren Stadion". Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) will am Donnerstag über das weitere Vorgehen beraten.
Die DFL wird sich während ihrer Mitgliederversammlung allerdings nicht auf einen konkreten Termin für den Bundesliga-Neustart festlegen. Die Entscheidung darüber liege "selbstverständlich bei den zuständigen politischen Gremien", teilte die DFL am Dienstag mit.

Im Gegensatz zu Söder und Laschet ist das Bundesinnenministerium strikt dagegen, jetzt schon einen Termin für die Wiederaufnahme von Bundesliga-Spielen zu nennen. Das geht hervor aus einem Schreiben des parlamentarischen Staatssekretärs Stephan Mayer (CSU) an die Vorsitzende der Sportministerkonferenz, die Bremer Senatorin Anja Stahmann (Grüne). Vor der Entscheidung seien "die weiteren Entwicklungen der Pandemie in Deutschland und die noch nicht bekannten Konzepte" von DFB und DFL abzuwarten. Doch selbst, falls es am Samstag, 9. Mai, schon weitergehen sollte, sind noch einige Fragen zu klären.

» Termine: Bis Ende Juni stehen vom 9. Mai an acht Wochenenden zur Verfügung. Insgesamt sind noch neun Spieltage auszutragen. Mindestens ein Spieltag müsste unter der Woche ausgetragen werden. Vermutlich sogar zwei, soll das Pokalfinale auch an einem Wochenende stattfinden. Dazu stehen noch das Nachholspiel zwischen Bremen und Frankfurt sowie die Halbfinal-Partien im Pokal an. Offen ist auch, wie es im Europapokal weitergeht. In München, Leipzig (beide Champions League), Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt (alle Europa League) sind immerhin noch fünf deutsche Clubs vertreten. Sollten weitere Komplikationen entstehen, könnte ein EM- oder Eil-Modell als Kompromisslösung dienen. Beim EM-Modell würden wenige fixe Spielorte im Norden, Westen, Süden und Osten benannt, an denen mehrere Spiele pro Tag ausgetragen werden, was die Logistik erleichtern und die beteiligte Anzahl an Menschen reduzieren könnte. In einem Eil-Modell könnte die Taktung noch dichter gestaltet werden, so dass Teams zum Beispiel im Zwei-Tages-Rhythmus antreten. Grund dafür könnten beispielsweise neue Infektionen in den Clubs sein, die neue Schutzmaßnahmen erfordern und Zeit kosten.

» Tests: Im Gespräch ist, dass die Bundesliga-Spieler regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden. Die DFL erwägt offenbar Spieler, Trainer und Mitglieder der Funktionsteams alle drei Tage mit einem Schnelltest auf Corona zu testen, um die Sicherheit bei den möglichen Geisterspielen zu garantieren. Bis zum Saisonende würden so wohl etwa 20 000 Tests fällig. Schalkes Aufsichtsratschef und Fleischfabrikant Clemens Tönnies hat angeboten, in seinem Firmenlabor Corona-Tests vornehmen zu lassen. Lars Schaade, der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, steht den geplanten Tests in der Bundesliga skeptisch gegenüber. "Ich sehe nicht, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen, ob die nun Sportler sind – man kann sich ja auch alles andere ausdenken, was möglicherweise ein gewisses gesellschaftliches Interesse hat, – warum die routinemäßig gescreent werden sollen", sagte Schaade am Dienstag auf der RKI-Pressekonferenz in Berlin.

Personal: Bei der Austragung der Geisterspiele müsste das Aufgebot an Sicherheitsleuten, Journalisten und Vereinsangehörigen auf ein Minimum reduziert werden. Etwa 250 arbeitende Personen sind angepeilt. Auch wären hygienische Auflagen im Stadion einzuhalten.

Fans: Vorfälle wie beim Geisterspiel zwischen Gladbach und Köln vor der Corona-Zwangspause, als mehrere hundert Zuschauer vor dem Stadion ihre Mannschaft unterstützten, wären tabu. Clubs müssten Vorkehrungen treffen. Außerdem hat die Fan-Organisation "Unsere Kurve" den Profifußball vor einer Wiederaufnahme der Saison unter Druck gesetzt und ein Umdenken gefordert. "Wir möchten nicht mehr über Symptome diskutieren, sondern endlich über die Krankheit und die Wege zur Gesundung des Fußballs sprechen", heißt es in einer Mitteilung. "Anders ist eine Akzeptanz für Maßnahmen zur Beendigung der laufenden Saison aus unserer Sicht nicht zu erreichen." "Unsere Kurve" ist in der AG Fankulturen unter dem Dach der DFL und in der Ad-hoc-Gruppe Fan-Institutionen und Verbände zu Corona vertreten. Das Bündnis gilt als gemäßigt und hatte bisher ein Statement zu Geisterspielen gemieden. Nun fordert die Fan-Organisation einen Wertewandel in der Bundesliga: "Das setzt voraus, dass der Profifußball anerkennt, dass er nicht erst seit der Corona-Krise krank ist." Nicht wenige Vereine seien durch finanziellen Hochmut und Misswirtschaft in Schieflage geraten.

Ressort: 1. Bundesliga

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 22. April 2020: PDF-Version herunterladen

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