Die Bart-Arbeiter

Schneiden, föhnen, ölen: Die Gesichtsbehaarung des Mannes braucht viel Pflege / Unterstützung gibt’s beim Barbier – und auf Youtube.  

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Arbeit am Bart im „The Heritage Barber Shop“ in Freiburg. Foto: Susanne Ehmann

Der Bart des Mannes: ein Merkmal der Individualität, ein Statussymbol, Lifestyle. Der Hipster hat ihn auch bei jungen Leuten wieder beliebt gemacht und prompt entstehen vielerorts Angebote zur richtigen Bartpflege. Zwei Freiburger geben etwa über den YouTube-Kanal "Beardtastic" Tipps für die Pflege zu Hause – und wer’s ausführlicher mag, kriegt im "The Heritage Barber Shop" das Rundum- Wohlfühl-Programm.

Bart tragen ist ein Lebensgefühl. Und ein Männer-Bart ist für viele (Männer wie Frauen) nicht nur der Inbegriff von Männlichkeit sondern noch dazu verdammt hip. Bei so manchem Dreitagebart-Träger mag Faulheit das Bartwuchsmittel gewesen sein, einige wiederum sind bartlos glücklich – alle anderen aber definitiv Bartträger aus Leidenschaft. Ob Schnauzbart, Kinnbart, Backenbart oder Vollbart – es gibt fast nichts, was es in der Bärte-Szene nicht gibt. Und das gute Stück wird gehegt und gepflegt, gestutzt und geföhnt, gekämmt und eingeölt.

Auch in Freiburg wird Bartkultur gepflegt. Zum Beispiel von Manuel Bauer und Marcel Ganter. "So ein bisschen aus Langeweile" hatte Manuel vor eineinhalb Jahren begonnen, sich einen Bart stehen zu lassen. Um mit Vollbart nicht wie ein exzentrischer Waldschrat auszusehen, informierte sich der 26-Jährige über die Pflege – und daraus entstand ein Youtube-Kanal.

Marcel, 27 Jahre alt, freischaffender Screen- und Webdesigner und Nicht-Bartträger, entwarf das Logo, ist Ideengeber und Kameramann. Manuel übernahm die Moderation und gibt seitdem regelmäßig Tipps zur Bartpflege – spontan und ganz ungekünstelt in Marcels Badezimmer. Mittlerweile hat sein Kanal "Beardtastic" mehr als 700 Abonnenten, seine Videos wurden mehr als 70 000 Mal angeguckt. Übrigens: Drei Prozent der Abonnenten sind Frauen.

Die Themen überlegt sich das Beardtastic-Team gemeinsam – viele kommen aus Manuels Bart-Alltag – oder er greift Vorschläge der User auf. Tipps wie "Wie rasiere ich Konturen?", "Wie mache ich Bartöl selbst?" oder "Was sind die Vorteile eines Rasierhobels?" sollen den Nutzern zeigen, wie sie ihre Gesichtsbehaarung mit wenig Geld selbst pflegen können. Auch im eigenen Interesse: Derzeit finanzieren sich die beiden "Beardtastics" noch selbst. Wie andere ihr Motorrad oder Briefmarken hat Manuel seinen Bart zum Hobby gemacht; ein Lifestyle, sagt er. Daneben studiert er noch ein bisschen BWL, Logistik und Handel in Gengenbach.
Ein Barbier braucht vor
allem eine leichte Hand

Den Bart selber zu stutzen – davon halten andere nicht ganz so viel. In Barberhops wird nicht nur der Bart gepflegt, sie sind auch eine Art Männer-Wohlfühloase. Im Freiburger "The Heritage Barber Shop" bedeutet das etwa: Unter sich sein, mal eine Stunde abschalten, einen Whiskey trinken und Haare, Haut und Bart pflegen lassen. Umgeben von viel Holz, alten Spiegeln und stilechten Frisierstühlen wollen Matteo Trisoglio (38) und Marco Holz (34) nicht nur Bart- sondern Männerkultur pflegen.

Barbershops sind in den USA entstanden, nachdem italienische Barbiere ihre Techniken dort etabliert hatten. Nun schwappt der Trend zurück nach Europa. Für die Bartpflege zuständig sind im "The Heritage" ausgebildete Barbiere wie Santo Venticinque. Der Italiener betrieb auf Sizilien 18 Jahre lang seinen eigenen Laden. Der Beruf des Barbiers sei einer der ältesten der Welt, sagt der 48-Jährige auf Italienisch. Fünf Jahre dauere die Ausbildung zum Barbier in Italien, 80 Prozent davon sei Theorie. Die Barbierschüler beschäftigen sich dabei mit unterschiedlichen Kopfformen, Haar- und Hauttypen sowie den dazu passenden Pflege- und Stylingprodukten. Was macht einen guten Barbier aus? "Immer auf dem aktuellen Stand der Mode und der Produkte zu sein", sagt Venticinque. Hautstruktur und Gesichtsform des Kunden erkennen zu können, empathisch und einfühlsam zu sein. Und eine leichte Hand. Ein Barbier werde nicht gemacht – man sei dazu geboren. Das Schöne am Barbier-Beruf? "Alles." Venticinque schmunzelt unter seinem prächtigen Schnauzbart. "Der Barbier ist ein Beruf, der leider kaum mehr gelernt wird", sagt Matteo Trisoglio. Viele Frisöre würden das Rasieren einfach ungelernt mit übernehmen.

Vor 1930 war das anders. Bis dahin wurde noch das Handwerk des "Staatlich geprüften Baders" gelernt. Mit Erfindung des Rasierhobels, einem Nassrasierer, Ende des 19. Jahrhunderts allerdings begannen viele Männer, sich selbst zu Hause zu rasieren. Heute ist der Barbier eine Zusatzausbildung zum Frisörhandwerk. Doch mit dem Trend zum Bart scheinen auch die Barbiere wieder in zu sein. In Freiburg hat kürzlich "Ingmar Schettler – Friseur & Barbershop" eröffnet, nun noch "The Heritage". Wer die orientalische Weise bevorzugt, lässt sich bei "Memo’s Hairlounge & Cosmetics" den Bart auf türkische Art stutzen – Ohrhaarabflämmen inklusive.

Warum der Bart derzeit so im Trend ist? Da können sowohl die beiden YouTuber als auch Trisoglio nur spekulieren: Es sei ein Männlichkeitssymbol, da sind sich alle einig. Etwas, das die Frau in dieser Form nicht hat, womit Mann sich von anderen abhebt. Eine Art Statussymbol, ergänzt Holz. "Bart", sagt Trisoglio, "gab’s zwar schon immer. Nun gibt es aber ein neues Bewusstsein dafür." Aber natürlich nur, wenn das gute Stück auch gepflegt ist. Und sich pflegen, das würden die Männer heutzutage generell mehr als früher. YouTuber Manuel kann sich ein Leben ohne Bart kaum mehr vorstellen. Sein Ziel: wachsen lassen bis zur B rust.

Wie pflegt man den Bart richtig? Marcel von Beardtastic gibt auf fudder Tipps. Das Video gibt’s auf http://fudr.fr/barttipps

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