Zischup-Interview
"Der Wald braucht uns nicht – aber wir brauchen ihn"
Christian Junele ist Förster in Friesenheim. Alexander Trauter hat mit ihm über die Zukunft des Waldes gesprochen.
Alexander Trauter, Klasse 8c, Max-Planck-Gymnasium (Lahr)
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Zischup: Was wären zukünftige mögliche Gefahren für den Wald?
Junele: Die größte Gefahr besteht zunächst in der Austrocknung der Böden. Da fehlt dann einfach das Wasser, um den Baum am Leben erhalten zu können. Vor allem Baumarten, die relativ viel und stark transpirieren im Sommer, wie die Buche, werden die Verlierer sein. Generell wird die natürliche Abwehrkraft der Bäume geschwächt. Wenn Wasser fehlt, können zum Beispiel Nadelbäume nicht genügend Harz bilden, um in den Baum eindringende Borkenkäfer oder Bockkäfer zu bekämpfen. Gerade die Nadelbäume sind ohne Harzbildung den Schadinsekten oft hilflos ausgeliefert. Gleichzeitig steigt mit dem Wassermangel im Sommer die Waldbrandgefahr, die jedes Jahr stetig zunimmt. In der Ortenau gab es im letzten Jahr einige Waldbrände, die zum Glück rechtzeitig gelöscht werden konnten.
Zischup: Welche Rolle spielen die Tiere für die Gesundheit des Waldes?
Junele: Mit den tausenden Tierarten wäre eine detaillierte Antwort zu lang. Es gibt Gewinner und Verlierer des Klimawandels. Zu den Gewinnern gehören wärmeliebende Insektenarten, wie die Gottesanbeterin oder Stechmücken. Und es gibt Verlierer, wie den Feuersalamander, der feuchte Stellen und Bachläufe braucht. Generell werden auch Frösche und Kröten zu den Verlierern gehören.
Zischup: Was meinen Sie mit Gewinner? Junele: Gewinner heißt, sie haben bessere Lebensbedingungen, weil die Temperatur steigt und der benötigte Lebensraum sich für die entsprechende Tierart verbessert. Es gibt zum Beispiel Insektenarten wie die asiatische Tigermücke, die tropische Krankheiten übertragen kann. Sie wird sicher vom Klimawandel profitieren. Auch Reptilien könnten dazugehören aber nur, wenn sie nicht abhängig von Wasser sind, wie Eidechsen. Sie könnten zu den Gewinnern gehören. Gewinner heißt, sie profitieren von der Klimaverschiebung. Unterm Strich wird es aber mehr Verlierer als Gewinner geben.
Zischup: Ist es schlecht, wenn Reptilien sozusagen verlieren?
Junele: Es kommt auf den Blickwinkel an: Da ich kein Freund von Schlangen und Spinnen bin, fände ich es nicht gut, wenn die jetzt zu den Gewinnern gehörten. Andererseits fände ich es sehr schade, wenn es zukünftig weniger Frösche und Kröten gibt. Da der Klimawandel noch nicht gänzlich erforscht und die Komplexität so umfassend ist, kann man noch nicht all seine Auswirkungen abschätzen.
Zischup: Was tragen Sie zur Gesundheit des Waldes bei?
Junele: Mein Team und ich versuchen, den Gemeindewald Friesenheim fit für die Zukunft zu machen. Ich kann natürlich als Einzelner wenig gegen den globalen Klimawandel tun. Da muss die internationalen Staatengemeinschaft ran. Da sind wir selbst in Deutschland mit 84 Millionen Einwohnern Traumtänzerinnen und Traumtänzer, wenn wir glauben, dass wir den Klimawandel alleine in Deutschland aufhalten könnten. Als Förster versuche ich mit meinem Team und der Bevölkerung, Bäume zu pflanzen, die mit weniger Wasser und etwas höheren Temperaturen auskommen. Dazu gehören zum Beispiel die Orientalische Buche, die Baumhasel, die Esskastanie und einige Eichenarten, und bei den Nadelbäumen die Douglasie, Kiefern und Zedern.
Zischup: Wie wird es dem Wald zukünftig gehen?
Junele: Wenn nicht bald ein globales Umdenken einsetzt, wird der Wald weiterhin leiden. Vor Ort versuche ich die Ressourcen so zu nutzen, dass wir andere natürliche Ressourcen außerhalb Deutschlands schonen können, zum Beispiel den tropischen Regenwald in Brasilien. Denn wenn die wenigen bestehenden Regenwälder unseres Planeten weiter übernutzt und zerstört werden, wirkt sich das negativ auf das Weltklima aus. Letztendlich sitzen wir alle im selben Boot. Aus diesem Grund sollten wir unsere Wälder nachhaltig und schonend nutzen. Wir sollten Stahl, Beton und Aluminium, wenn möglich und sinnvoll, durch Holz ersetzen. Im Haus- und Wohnungsbau ist Holz der geeignete Baustoff und bindet lange Zeit Kohlendioxid. Wenn wir es schaffen, die Weltbevölkerung nicht noch mehr anwachsen zu lassen und unseren CO2 Ausstoß zu reduzieren, dann hat auch unser Wald eine reelle Chance, die nächsten Jahrzehnte gut zu überstehen. Der Wald braucht uns nicht – aber wir umso mehr den Wald!
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