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Kräuterwanderung

Der Supermarkt vor der Haustür – welche Wiesenkräuter man essen kann

Auf Wiesen und an Wegrändern wachsen jede Menge essbare Pflanzen. Welche das sind, hat Michaela Berthold-Sieber auf einer Kräuterwanderung in Wehr erklärt.  

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Foto: Lara Wehler
Brennnessel, Löwenzahn und Gänseblümchen kennt jede und jeder. Aber: Was wächst da sonst noch auf unseren Wiesen? Und: Was davon kann man essen? "Man kann fast alles essen", sagt Kräuterpädagogin Michaela Berthold-Sieber. "Es ist einfacher, zu lernen, was giftig ist", sagt sie, lacht und läuft weiter. Ihre Wanderstiefel erzeugen auf dem feuchten Feldweg ein schmatzendes Geräusch. Michaela Berthold-Sieber beschäftigt sich, seit sie ein Kind ist, mit Wildkräutern. 2013 hat sie die Ausbildung zur Kräuterpädagogin absolviert.

Echter Baldrian ist schnell gefunden

Schon nach den ersten fünf Metern entdeckt Michaela Berthold-Sieber ein Wildkraut, das sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kräuterwanderung zeigen will. Zum Ausflug geladen hat der Obst- und Gartenbauverein Wehr. Sie bricht einen Stängel ab, reicht die Blüte durch die Runde. Es ist ein echter Baldrian. Die weißen Blütenköpfe riechen wie die kultivierte Pflanze.

Weiter geht der Spaziergang über den Dinkelberg. An einem Wegrand wächst Weißdorn. "Die Blüte riecht, als hätte jemand hingepinkelt", sagt Michaela Berthold-Sieber. Testen lässt sich das nicht, denn die Blütezeit des Weißdorns ist schon vorbei. "Aus den Beeren kann man Marmelade oder Likör machen", erklärt die Kräuterpädagogin. Doch auch die Beeren sind noch nicht reif. Ihre Erntezeit ist im August und September.

Wildkräuter sammeln bezeichnet Michaela Berthold-Sieber als "Gesundheitsvorsorge" und erklärt auch gleich, warum: "Man bewegt sich, ist in der Natur und in den Wildkräutern stecken viele Vitamine."

Grüne Walnüsse kann man einlegen

An einem Walnussbaum entdeckt Michaela Berthold-Sieber einen herabgefallenen Ast, an dem einige grüne Früchte hängen. Sie bricht einen Zweig ab und zeigt ihn der Gruppe. "Die grünen Walnüsse kann man bis zum Johannistag, dem 24. Juni, sammeln und einlegen", sagt sie. "Die eingelegten Früchte schmecken gut zu Käse oder Vanilleeis."

Das Wissen über Wildkräuter und ihre Verwendung ist ein altes Wissen. "Da ist viel verloren gegangen", sagt die Kräuterpädagogin. Ein Beispiel: das Labkraut. Das enthält einen Labstoff und wurde früher für die Käseherstellung genutzt. Oder der Muckefuck, ein Kaffeeersatz, der aus den Wurzeln von Löwenzahn hergestellt werden kann. Auch bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wecken die Wildkräuter Erinnerungen. Eine erzählt: "Als Kinder haben wir die Kelche vom Rotklee immer ausgesaugt."

Die Feinstrahlaster ist eine invasive Art

Dann entdeckt Michaela Berthold-Sieber etwas, was ihr nicht so gefällt: eine Feinstrahlaster. Das ist eine invasive Art, die die heimische Flora gefährdet. Feinstrahlastern breiten sich stark aus und unterdrücken so das Wachstum anderer Pflanzen. "In der Schweiz ist sie melde- und bekämpfungspflichtig", sagt Michaela Berthold-Sieber.

Ein paar Meter weiter stehen Brennnesseln. "Die Samen kann man wie Chiasamen verwenden", sagt die Kräuterpädagogin. "Einfach mit einem Handschuh von der Pflanze abziehen, trocknen lassen und dann kann man sie wie Chiasamen verwenden."

Und dass das schmeckt, stellt Michaela Berthold-Sieberzum Abschluss der Wanderung unter Beweis. Sie hat verschiedene Sirupe, Brote, Aufstriche und einen Kuchen mitgebracht – natürlich alles mit Wildkräutern. In dem Rührkuchen sind Brennnesselsamen, die einen angenehmen, nussigen Geschmack haben.

Zum Abschluss hat Michaela Berthold-Sieber noch einen Tipp: "Langsam anfangen. In den Wildkräutern stecken viele Bitterstoffe. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen."
Darauf ist beim Sammeln zu achten

Es sollten nur Kräuter gesammelt werden, bei denen man sich sicher ist, was es ist. Bei der Bestimmung können Bücher oder die App "Flora Incognita" helfen. Wildkräuter sollten nicht dort gesammelt werden, wo Hunde ihr Geschäft verrichten. Außerdem sollten Wiesen, die bald gemäht werden, nicht zertrampelt werden. Es gilt die Ein-Hand-Regel: Von jeder Art darf eine Hand voll gepflückt werden. Wildkräuter für Tees sollten morgens vor zwölf Uhr bei trockenem Wetter gesammelt werden. Für den Frischverzehr spielen Tageszeit und Witterung keine Rolle. Blüten sollte man generell nicht waschen. Alle anderen kann gewachsen werden.

Ressort: Wehr

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 15. Juni 2024: PDF-Version herunterladen

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