Der Schweizer Diplomat Carl Lutz hat Zehntausenden Juden das Leben gerettet
Carl Lutz ist ein verkannter Helfer und ein verkannter Held. Kein Bundesrat hat mir die Hand geschüttelt. Es wurde mir nicht gedankt." In zwei knappe Sätze verpackte Lutz seine ganze Verbitterung.
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80 Jahre ist Carl Lutz alt, als er dem Schweizer Fernsehen dieses Interview gibt. Mit seiner ganzen Körperhaltung drückt der Interviewte aus, wie tief er getroffen ist, gedemütigt, noch immer, nach Jahrzehnten. Ein Vorgesetzter habe ihm nach seiner Rückkehr nach Bern gesagt, er solle froh sein, dass er den Krieg überlebt habe. "Das war alles", sagt Lutz tief getroffen im Januar 1975. Wenige Wochen später, am 12. Februar, erliegt Carl Lutz in Bern einem Herzversagen, Tage später hätte er seine Wohnung räumen müssen, die ihm 40 Jahre Heimathafen war. Er selbst kann kein weiteres Mal Zeugnis ablegen. Das hat seine Stieftochter Agnes Hirschi übernommen.
Sein Tod verschonte Carl Lutz vor einer weiteren Demütigung. Er musste nicht mehr erleben, dass das Interview nicht ausgestrahlt wurde, nicht im Schweizer Fernsehen und auch sonst nicht. Stattdessen verschwanden die Filmrollen für drei Jahrzehnte im Archiv, wo sie erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden. 1975 war die Schweiz noch nicht so weit, 45 Jahre später, zum ...