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Hollywood

Der kanadische Schauspieler Donald Sutherland ist tot

  • Barbara Munker (dpa)

  • Do, 20. Juni 2024, 20:05 Uhr
    Panorama

     

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Hollywoods höchster Preis blieb Donald Sutherland versagt. Doch der Schauspieler erhielt einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Jetzt ist die kanadische Leinwand-Ikone mit 88 Jahren gestorben.

Donald Sutherland ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Foto: Chris Pizzello (dpa)
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Bis ins hohe Alter, auch mit schlohweißem Haar, konnte Donald Sutherland noch junge Zuschauer begeistern. Als der skrupellose Präsident Snow in der "Tribute von Panem"-Blockbuster-Reihe trumpfte der kanadische Leinwandstar neben viel jüngeren Kollegen wie Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson und Liam Hemsworth auf. Seit 2012 verkörperte er in den vier "Panem"-Filmen den Politiker, der wie ein Diktator herrscht. Am Donnerstag starb Sutherland im Alter von 88 Jahren "nach langer Krankheit" in Miami, wie unter anderem die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf seinen Agenten meldete.

"Mit schwerem Herzen sage ich euch, dass mein Vater, Donald Sutherland, gestorben ist. Ich persönlich denke, dass er einer der wichtigsten Schauspieler in der Geschichte des Films ist. Nie von einer Rolle eingeschüchtert, gut, schlecht oder hässlich. Er hat geliebt, was er getan hat, und getan, was er geliebt hat, und um mehr kann man nicht bitten. Ein gut gelebtes Leben", schrieb sein Sohn, der Schauspieler Kiefer Sutherland, auf Instagram.

Bekannt aus der Reihe "Tribute von Panem"

Macht und Revolte sind zentrale Motive in der düsteren Fantasy-Saga "Panem", in der Jugendliche für Hungerspiele in eine Arena geschickt werden, um einander zu töten. Der ultraliberale Kanadier wollte mit seiner Rolle auch etwas bewirken. "Ich hoffe, dass junge Menschen daraus lernen, dass sie sich unbedingt politisch engagieren müssen. Dass sie sich organisieren müssen", sagte Sutherland 2015 der Deutschen Presse-Agentur bei der Berlin-Premiere.

Der Zwei-Meter-Mann nahm nie ein Blatt vor den Mund. Als er 2019 beim Filmfest im nordspanischen San Sebastián einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt, beklagte er die "Bullshit"-Haltung von Politikern beim Kampf gegen den Klimawandel: "Ich habe Kinder, ich habe Enkel, und die Welt, die ich ihnen hinterlasse, ist eine, in der sie nicht leben können."

Der fünffache Vater wirkte seit den 1960er Jahren in über 150 Filmen und TV-Produktionen mit. Dank seiner großen Wandlungsfähigkeit ließ er kaum ein Genre aus. Der Kriegsklassiker "Das dreckige Dutzend" (1967) war sein erster internationaler Erfolg. Mit Robert Altmans Militär-Satire "M.A.S.H." kam ein weiterer Hit. An der Seite von Jane Fonda brillierte er 1971 als Privatdetektiv in Alan Pakulas Psychothriller "Klute".

Schlagzeilen machte er durch eine Liebesszene in Nicolas Roegs Horror-Studie "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1973). Sutherland und Julie Christie spielten Eheleute, die um ihre tote Tochter trauern. Eine legendäre Sexszene in dem Film hielten viele für echt, was Sutherland und andere stets dementierten.

Er sah sich nicht als Hollywood-Star

Federico Fellini machte ihn zu "Casanova", Bertolucci zum faschistischen Gutsbesitzer Attila in dem Drama "1900". Robert Redford holte ihn für sein Regiedebüt "Eine ganz normale Familie" vor die Kamera. Mit Charlize Theron knackte er in dem Krimi "The Italian Job - Jagd auf Millionen" Tresore. Alle wollten mit Sutherland arbeiten, darunter legendäre Regisseure wie Claude Chabrol, Louis Malle, Ken Russell, John Schlesinger und Werner Herzog.

Doch als Hollywood-Star sah er sich nicht. "Ich weiß nichts über Hollywood", sagte Sutherland im Herbst 2019 bei seiner Ehrung in San Sebastián. "Ich arbeite nur." Mit seiner dritten Ehefrau Francine Racette lebte er weitab von der kalifornischen Filmmetropole in seiner kanadischen Heimat, im Osten der Provinz Québec.

In Hollywood wurde er 2011 mit einem Stern auf dem "Walk of Fame" verewigt, gleich neben der Plakette seines Sohnes Kiefer. Doch die höchste Ehre - ein Oscar im Wettbewerb - blieb ihm versagt. Trotz seiner vielen herausragenden Rollen war er nie für einen Oscar nominiert worden. Die Film-Akademie würdigte ihn 2017 schließlich mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Im Rückblick auf seine lange Karriere wurde Sutherland in San Sebastián gefragt, ob er einen Lieblingsfilm habe. Der fünffache Vater wehrte ab, er könne ja auch nicht sagen, ob er ein Lieblingskind habe. "Ich habe keinen Favoriten. Ich habe enge Beziehungen mit allen", sagte er diplomatisch. Und fügte nach kurzer Pause hinzu, "aber ich habe wirklich sehr gerne mit Fellini gearbeitet".

Ressort: Panorama

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Kommentare (5)

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Herrmann Krieger

57 seit 30. Nov 2018

Mit den Tributen von Panem als Aufhänger tut man diesem großartigen Schauspieler Unrecht. Aber auch bei anderen Medien im Internet reicht das Gedächtnis der GenZ nur eine Handvoll Jahre zurück. So viele grandiose Filme und Auftritte, beginnend im Jahr 1962. Sogar zuletzt noch zu sehen in der Miniserie Bass Reeves als Richter Parker.

Rest in peace, Mr. Sutherland!

Leo Märker

20 seit 12. Dez 2023

Sehe ich genau so Herr Krieger. Muß aber zugeben, bei gefühlt tausend großartigen Filmen hat sich "Wenn die Gondeln Trauer tragen" in mein cineastisches Gedächtnis eingebrannt. Und das bei weitem nicht wegen der EINEN zugegeben einmaligen Szene mit Filmpartnerin Julie Christie.
Auf die der legendäre Film von -ein Genie für sich- Nicholas Roeg, hier bedauerlicherweise reduziert wird.
Was ich aber sagen will. Ich finde es einigermaßen erschütternd wie wenig Leserresonanz generell dieser und ähnliche Artikel zu Kunst und Kultur auf dieser Plattform gerade dieser Zeitung finden.
Das sieht auf anderen Allgemeinzeitungen bedeutend anders aus.
Sollte es sich bei den sonst so eloquenten Pantoffelpolitikern allesamt um Kulturbanausen handeln?
Da fällt mir gerade noch ein erwähnenwertes Spätwerk ein. "Das Leuchten der Erinnerung"/OT:"The Leisure Seeker" zusammen mit Helen Mirren.


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