"Der Heizer muss literweise Wasser trinken"
BZ-INTERVIEW mit Jens Reichelt von der IG 3-Seenbahn, die im Sommer wieder Sonderfahrten mit dem Museumszug anbietet.
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BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD. Es dampft und zischt wieder auf den Gleisen im Hochschwarzwald: Auch in diesem Sommer bietet die Interessengemeinschaft (IG) 3-Seenbahn Sonderfahrten mit Dampflok und Museumszug an. Übers Dampf machen, über Heizer und Hitze hat sich BZ-Mitarbeiter Jonas Hirt mit dem IG-Vorsitzenden Jens Reichelt unterhalten.
Reichelt: Wir fahren mit dem Zug auf einer landschaftlich sehr schönen Strecke: Man hat zum Beispiel einen Blick auf den Feldberg, auf Titisee, Windgfällweiher und Schluchsee – die drei Seen, die der Bahn ihren Namen geben. Hinzu kommen die historischen Waggons. Wir wollen den Leuten zeigen, wie es damals war, wenn man auf der Strecke mitfuhr.
BZ: Wie alt sind denn die Waggons und was macht sie so besonders?
Reichelt: Die Waggons stammen alle aus der Zeit vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Wir haben vier sogenannte Plattformwagen, die im Nahverkehr fuhren, mit 55 Plätzen und einen Eilzugwaggon mit 68 Plätzen. Sie fuhren bis Ende der 1950er Jahre auf der 3-Seenbahn, auf der sie jetzt wieder fahren. Wir legen großen Wert auf Authentizität. Die Fahrzeuge sind alle originalgetreu restauriert worden. Und das Zugpersonal trägt die historischen Uniformen. Die einzige Ausnahme ist die Dampflok 86 333. Sie ist eine typische Nahverkehrslokomotive und wurde 1939 gebaut, fuhr aber damals nicht im Hochschwarzwald. Da wir noch keine eigene Lokomotive besitzen, haben wir sie angemietet. Später soll aber eine originale Lok, die auf der Strecke fuhr, eingesetzt werden. Von deren Baureihe nur zehn Stück gebaut wurden.
BZ: Wie viel Kohle benötigt die Lokomotive auf einer Fahrt?
Reichelt: Sie verbraucht von Seebrugg nach Titisee und zurück ungefähr eine Tonne Kohle. Am Tag der Sonderfahrten sind es rund dreieinhalb Tonnen.
BZ: Die verfeuert ein einziger Heizer?
Reichelt: Ja, er ist alleine für die Feuerung des Kessels zuständig. Zusätzlich muss er auch dafür sorgen, dass genügend Wasser vorhanden ist, da die Lok ja mit Dampf betrieben wird. Zudem hilft er dem Lokführer, in Linkskurven die Strecke zu beobachten, da dieser dort wegen des Kessels keine Sicht auf die Signale hat.
BZ: Hört sich nach einem schweißtreibenden Knochenjob an.
Reichelt: Ja, im Sommer schon – da muss der Heizer literweise Wasser trinken. Im Winter ist es dafür sehr kalt und man friert. Auf jeden Fall ist man abends nach der Arbeit als Heizer erschöpft.
BZ: Aktuell wird vom Museumszug nur die Strecke Titisee-Seebrugg befahren. Welche Gründe hat das?
Reichelt: Das hat vor allem technische Gründe. Wir wollen den Gästen ein enges und attraktives Angebot bieten. Das ist besser möglich, wenn man sich auf eine Strecke konzentriert. Das ist für die Gäste attraktiver. Die Strecke nach Löffingen werden wir in der Zukunft wieder befahren. Sie ist jeweils im Frühjahr im Angebot – allerdings wird nächstes Jahr auf der Strecke gebaut, weswegen sie erst wieder 2017 befahren wird.
BZ: Welche Strecke gefällt Ihnen besser?
Reichelt: Das kann man pauschal nicht sagen. Beide Strecken haben ihren Reiz. Auf dem Weg nach Seebrugg sieht man den Titisee aus der Vogelperspektive. Zudem bekommt man immer wieder einen Blick auf den Feldberg und fährt am Schluchsee vorbei. Nach Löffingen hingegen sieht man zwei große Viadukte und hat einen Blick auf Saig und Lenzkirch.
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