Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2009
Der geheimnisvolle Artikel
Von Kira-Elisabeth Sproß, 10 Jahre, Klasse 4 a, Grundschule Steinen
Kira-Elisabeth Sproß, 10 Jahre, Klasse 4 a & Grundschule Steinen
Fr, 17. Jul 2009, 10:09 Uhr
Schreibwettbewerb
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Plötzlich hielt ich inne. " Hey, da ist ja Manfred", rief ich erstaunt. " Echt, wo?", fragte Tanja. Sie blickte sich nach allen Seiten um. " Da!", rief ich Tanja zu und deutete auf einen dunkelhaarigen Jungen, der auf uns zu schwamm. Wir kannten Manfred gut , denn er ging mit uns in die gleiche Klasse. Außerdem arbeitete seine Mutter Carla mit meine Mutter als Redakteurin. " Hey, alles klar?" begrüßte er uns, wurde aber plötzlich wieder ernst. "Uns geht’s gut, aber dass es dir gut geht bezweifle ich stark, so wie du aussiehst, meinte Tanja frech.
"Mir geht’s wirklich schlecht", gab Manfred zu. "Und warum?", wollte ich wissen. "Nur wenn ihr mir eine Pommes spendiert", sagte Manfred herausfordernd. Natürlich waren wir viel zu neugierig, um uns das entgehen zu lassen. "Aber wenn es nur ein kleines Fitzel Problem ist, kriegst du Ärger", warnte ich ihn. Manfred nickte nur. Weil es aber zu heiß war, holten wir uns eine Cola. " Das wird jetzt billiger für dich", sagte ich an Tanja gewandt. "Warum billiger für mich ? Du wolltest doch zahlen", warf Tanja ein.
"Wollt ihr meine Geschichte jetzt hören oder nicht?", fragte Manfred leicht genervt. "Ist ja schon gut", lenkte ich ein, " erzähl". "Also gut", sagte Manfred. Er nahm noch einen großen Schluck von seiner Cola, dann fing er an zu erzählen. "Meine Mutter hatte gerade den letzen Artikel für die Samstag Zeitung fertig geschrieben und schickte ihn ab. Kurz danach rief der Chef an und fragte, wie sie auf diese blöde Idee gekommen ist, dass es die Zeitung jetzt auch am Sonntag geben soll.
Meine Mutter aber hatte den Artikel nicht geschrieben, sie guckte auch in ihren gespeicherten Daten. Der Chef löschte den Artikel und sagte, dass es erst mal ok sei. Dann passierte es aber noch ein paar Mal. Meine Mutter ist total verzweifelt", vollendete Manfred den Satz. " Hm", sagte ich und nippte an meinem Glas. "Wir sollen dir also helfen", stellte Tanja fest. Manfred nickte. " Wir denken darüber nach", riefen wir ihm noch zu, bevor wir uns auf unsere Räder schwangen und nach Hause fuhren.
Manfred winkte uns zum Abschied noch zu. Am nächsten Morgen in der Mathestunde zischte mir Tanja ins Ohr: "Treffen im Eiscafe Mona Lisa. Mir ist was eingefallen. Um 15 Uhr." Nach der Schule beeilte ich mich mit den Hausaufgaben. " Ich muss noch mal los!", rief ich meiner Mutter zu und fuhr mit den Rad zur Mona Lisa. Tanja wartete schon dort. Sie hatte für beide ein Erdbeereis im Becher in der Hand. Aufgeregt winkte sie mir zu. "Hier bin ich", rief sie immer wieder.
"Ist ja schon gut, ich sehe dich", murrte ich, als ich bei ihr angekommen war. "Hier", sie drückte mir das Erdbeereis und einen Zettel in die Hand. "Den soll ich dir von Carla geben", erklärte sie mir, als sie meinen fragenden Blick sah. "Oh!" Neugierig rollte ich den Zettel auf. "Eigentlich ist der Zettel an uns beide gerichtet, aber ich wollte ihn nicht ohne dich aufmachen"
Endlich hatte ich den Zettel aufgerollt und las laut vor:"Liebe Tanja, liebe Caro, herzlichen Dank für eure Hilfe. Falls ihr Fragen habt, könnt ihr morgen Nachmittag zu mir ins Büro kommen. Bis morgen, eure Clara."
"Ist dir nicht was aufgefallen?", fragte Tanja. "Nö, wieso? Mir ist nichts aufgefallen", sagte ich erstaunt. "Clara kann eigentlich nur lügen, denn sonst kann sie den Artikel passend mit den anderen Artikeln losschicken", erklärte mir Tanja. Stimmt, das habe ich nicht bedacht. Wir überlegten noch eine Weile, dann verabredeten wir uns für Morgen im Büro bei Carla. Am nächsten Tag war Samstag und ich hatte noch Zeit bevor ich zu Clara ins Büro musste. Schnell packte ich noch meine Detektivsachen ein, dann fuhr Mama mich zu ihrer Arbeit.
Tanja war noch nicht da, dafür stand Carla schon an der Tür von ihrem Büro. Sie war sehr nervös stellte ich fest. Nach fünf Minuten kam Tanja auch. Tanja und ich hatten uns Fragen aufgeschrieben, die wir Carla stellten. Zum Beispiel: Was der Chef dazu gesagt hat und ob sie eine Presse-Nummer hatte. Dann erzählte Clara noch, dass der Chef sie feuern will, wenn das noch einmal passiert. Tanja und ich waren zutiefst betroffen. Jetzt war ich mir hundertprozentig sicher, dass Clara uns nicht angelogen hatte. Tanja wahrscheinlich auch. Sie warf mir einen erleichterten Blick zu.
Schnell erzählte ich Clara von unserer Entdeckung. Sie nickte: "Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es muss jemand sein, der weiß, wann ich den Artikel losschicke und der muss meine Presse-Nummer kennen." "Schreibst du dir die Abschickzeit auf?", wollte ich von ihr wissen. Clara nickte. "Aber immer nur ungefähr." "Kannst du die Artikel auch früher oder später abschicken?", fragte Tanja. "Das habe ich auch schon versucht", sagte Clara seufzend, "aber er hat es immer rausgekriegt." "Wir arbeiten dran", versprach ich, "Jetzt müssen wir aber los. Mama wartet schon."
Clara winkte noch, dann verschwand sie im Büro. Heute sollte Tanja bei mir übernachten. Nachts quasselten wir noch eine ganze Weile, dann schlief ich ein. Mitten in der Nacht weckte mich Tanja. "Ich hab es, ich hab es", rief sie immer aufgeregter und hüpfte dabei voller Aufregung auf ihrem Schlafsack herum. "Was ist?", murmelte ich und setzte mich müde hin. "Pass auf", sagte Tanja und setzte sich endlich wieder. "Ich habe die Lösung für Carlas Problem." "Echt?! Erzähl!", sagte ich erstaunt.
"Ich habe mir einen Artikel durchgelesen. Habt ihr nicht gemerkt", erzählte Tanja, "und ganz unten stand von Carla Humking. Humkink wird aber am Ende mit k geschrieben und dort stand es mit g. Und Carla wird ja kaum ihren Nachnamen falsch schreiben", erzählte Tanja. "Super Tanja!", rief ich begeistert und klopfte ihr auf die Schulter. "Also kann es ja nur jemand sein, der Carla zwar kennt, aber nicht so gut.", erzählte Tanja weiter.
"Und was bringt uns das weiter?", erkundigte ich mich. "Dann ist es bestimmt Herr Braun. Der kennt Carla nicht so gut. Der holt die Zeitungen immer nur ab, " spekulierte Tanja weiter. "Aber wozu soll er so was machen?", fragte ich weiter? " Oh Mann", Tanja verdrehte die Augen, "der sagt doch selber, dass er den Job von Carla gerne übernehmen will." Ich nickte. Dann schlug ich vor: "Wir müssen herausfinden, wann Herr Braun alleine im Büro ist." Und das machten wir auch am Sonntag. Tanja und ich fuhren mit der S-Bahn in die große Zeitungsfabrik. Dann fragten wir am Informationsstand, wann Herr Braun da wäre.
"Wir sind die Enkel von ihm", logen wir. Dann fragten wir noch, wann er alleine da sei. "Wir haben eine Überraschung für ihn", erklärte ich der Frau, die hinter dem Tresen stand. "So, so", sagte die Frau. Ärgerlich presste sie die Lippen aufeinander, so dass die knallroten Lippen weiß wurden, "eigentlich darf ich euch das gar nicht erzählen." " Erzählen Sie ihm bitte nichts davon.", rief Tanja noch ,dann verschwanden wir kichernd. "Und , hast du dir die Zeiten aufgeschrieben?", wollte Tanja von mir wissen ,als wir mit der S-Bahn nach Hause fuhren. "Jeep", schnell kramte ich den Zettel aus meiner Hosentasche und las laut vor:
"Montag bis Mittwoch 12 bis 18 Uhr Herr Braun und Frau Schelke. Donnerstag 9 bis 11 Uhr Herr Braun. Freitag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr Herr Schunk und Herr Nehme." Tanja schnitt eine Grimasse. "Mist", fluchte sie, " da haben wir gerade Unterricht." "Uns wird schon was einfallen", versprach ich ihr. "Mach doch so als hättest du Bauchschmerzen." Tanja nickte glücklich. "Oja, das machen wir !",rief sie begeistert. Dann planten wir noch unseren "Überfall". Jetzt musste ich nur noch Max mit einweihen.
Max ist mein kleiner Bruder. Man konnte nicht gerade meinen, dass wir uns liebten. Am selben Abend sprach ich aber noch mit ihm. Ich erzählte ihm die Geschichte mit Carla und dem Schuleschwänzen. Max bekam riesengroße Augen, als ich ihm die Geschichte mit den Überfall erzählte. "Und was soll ich machen?", fragte Max erstaunt. "Du musst Mama anrufen, dass du Bauchschmerzen hast und sie soll dich abholen. Weil Mama vielleicht noch kurz zur Arbeit fährt und sie uns auf keinen Fall sehen darf!", erzählte ich ihm.
"Aber sag auf keinem Fall jemandem etwas", warnte ich ihn noch, dann ging ich schlafen. Am nächsten Morgen war ich sehr aufgeregt. Ich besprach noch mal alles mit Max, dann ging ich zur Schule. Mitten in der ersten Stunde jammerte Tanja plötzlich los. "Au, au mein Bauch tut weh!", meinte sie immer wieder. "Tanja hat Bauchschmerzen", rief ich in die Klasse, "sie möchte nach Hause". Der Lehrer drehte sich zu uns. "Ist jemand bei dir zu Hause Tanja?", wollte er wissen. Tanja schüttelte den Kopf. "Ich bring sie nach Hause", sagte ich schnell. "Gut", der Lehrer nickte, "dann seid ihr heute von dem Unterricht befreit".
Ich grinste in mich hinein. So leicht ging das. Tanja und ich fuhren mit der S-Bahn zur Arbeit. "Dort steht Mamas Auto", flüsterte ich und deutete auf einen blauen Fort. "Und was machen wir jetzt?", flüsterte Tanja mir zu. "Gleich wird Max anrufen und sagen, dass Mama ihn abholen soll, weil er Bauchschmerzen hat.", erzählte ich ihr stolz. Wir versteckten uns schnell in einem Hauseingang der mit Graffiti besprüht war. Genau um die Zeit die Max und ich abgesprochen haben, fuhr Mama vom Hof. "Los!", zischte Tanja, "auf geht’s! "Wir rannten geduckt über dem Hof bis zur Eingangstür.
Ich hatte meine neue Kamera mitgenommen und Tanja ein Gerät, womit man Stimmen aufnehmen kann. Die große Eingangstür fiel hinter uns krachend ins Schloss. Eschrocken sahen wir uns um. "Hoffentlich hat uns keiner gehört.", flüsterte Tanja mir zu. Aber niemand hatte uns gehört, denn der Infostand war leer. Tanja und ich holten noch einmal tief Luft, dann fuhren wir mit einem Aufzug ins dritte Geschoss. "Drittes Geschoss. Büro von Herr Braun, Frau Nelke, Herr Schalk, Frau Irisentz", sagte eine mechanische Stimme, als der Aufzug die Türen öffnete.
Wir stiegen aus und sahen uns um. Ein heller Flur führte in einen großen, grünen Korridor. Links und rechts waren Bilder von Landschaften oder Häusern. Dann folgte immer mal wieder eine Tür von einem Büro. Schließlich kamen wir an die letzte Tür des Ganges. "Büro von Herr Braun", stand dort in dicker, roter Schrift. Wir klopften nicht an, wir drückten die Tür einfach auf. Wenn da jetzt jemand drinnen ist, dachte ich, ist der ganze Plan für die Katz. Das Büro hatte das gleiche Grün und auf dem ersten Blick sah es sehr ordentlich aus.
Wenn man es aber näher betrachtete, war das Chaos nicht zu übersehen. In der Mitte stand ein großer Schreibtisch, wo sich allerlei Sachen türmten. Hinter dem Schreibtisch waren ein großer Schreibtischstuhl und daneben ein kleines weißes Sofa. Dann standen dort noch ein großer Holzschrank und viele kleine Regale, die voll waren mit Akten und Ordnern. Erleichtert atmete ich auf, denn das Büro war leer. "Wir verstecken uns unter dem Sofa", flüsterte ich Tanja zu, und zog sie mit zum Sofa. Tanja machte ein entsetztes Gesicht, kroch aber auch unters Sofa.
Nachdem wir einigermaßen gut lagen und alles im Auge hatten, guckte ich auf meine Uhr. "Kurz vor neun", flüsterte ich Tanja zu", gleich wird er kommen." Nach weiteren 5 Minuten hörten wir schelle Schritte auf dem Gang. Ich bekam plötzlich Angst. Was, wenn der Man uns gleich entdeckte? Oder wenn alle böse auf uns wurden? Aber jetzt konnten wir nicht mehr zurück. Denn die Tür wurde aufgedrückt und ein junger dünner Mann kam zum Vorschein.
Er hatte einen kleinen gezwirbelten Bart und trug eine schwarze Aktentasche unter seinem Arm. Tanja drückte auf einen Knopf bei ihrem Gerät und ein rotes Licht blinkte auf. Der Mann setzte sich auf den roten Schreibtischstuhl und fing an, Akten zu sortieren. Nach einer halben Stunde war er fertig und wendete sich den P.C, der auch auf dem Schreibtisch stand. Und dabei murmelte er: "So, jetzt werde ich einen komischen Artikel schreiben mit Carlas Adresse und abschicken.
Dann bin ich schon mal einen los." Tanja und ich sahen uns an. Das war der, denn wir suchten. Ich nahm meine Kamera und zoomte etwas näher ran, damit ich den Text und den Mann auf das Foto bekam. Dann drückte ich ab. Der Blitz aus der Kamera warnte den Mann. Er drehte sich abrupt um und sah meine vorgestreckte Hand unter dem Sofa. Der Mann sprang auf und rannte zur Tür. "Haltet den Dieb", rief ich, als Tanja und ich unter dem Sofa hervor krochen. Obwohl ich wusste, dass uns hier keiner hört. Als wir endlich unter dem Sofa hervor kamen, dachten wir, der Dieb wäre schon über alle Berge.
Doch dann hörten wir plötzlich einen Schrei, dann ein dumpfes Geräusch und dann nur noch Stöhnen. Tanja und ich rannten zur Tür und rissen sie gleichzeitig auf. Als ich das Bild dann sah, fiel mir vor Staunen die Kinnlade herunter. Max und Mama hockten auf Herrn Braun und hielten ihn fest. Weil ich abrupt stehen geblieben war, knallte Tanja gegen mich und ich fiel zu Boden. Der einzige Gedanke, den ich noch hatte, war, dass wir ihn erwischt hatten. Und dann wurde alles schwarz.
Als ich aufwachte, lag ich auf dem weißen Sofa von Herrn Braun. Mama kam zu mir und erzählte mir, dass Max ihr alles erzählt hatte und dass sie gerade noch rechtzeitig kamen und Herr Braun jetzt gefeuert wird. Denn er wollte das bei allen Mitarbeitern machen. "Und Tanja ist auch nichts passiert", meinte Mama. "Ich habe nur ganz wenig Kopfschmerzen", sagte ich und setzte mich hin.
Dann kam Tanja und erzählte mir, dass wir als Belohnung immer freien Zutritt für ein verlassenes Büro bekamen und dort einen Detektivclub gründen könnten. Und das machten wir. Aber unser bester Fall war immer der mit Herrn Braun.
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