Astronaut Hans Schlegel im Interview
"Der Flug zum Mars wird unterschätzt"
INTERVIEW mit dem Astronauten Hans Schlegel, der am heutigen Mittwoch seinen 65. Geburtstag feiert.
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STUTTGART/HOUSTON. Auch acht Jahre nach seinem letzten Flug zur Internationalen Raumstation ISS betreut der Deutsche Hans Schlegel Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Im Interview mit der Deutschen Presseagentur hat er über Weltraumtourismus und die Schwierigkeiten auf dem Weg zum Mars gesprochen.
Schlegel: Die Amerikaner sind auf dem Weg, auch die bemannte Raumfahrt zu kommerzialisieren. Im Moment haben wir so viele Transportmöglichkeiten zur ISS in Aussicht, dass wir sie gar nicht alle in ihrer vollen Leistungsfähigkeit nutzen können. Space X und Boeing zum Beispiel sind dabei, bemannte Kapseln zu entwickeln. Der erste bemannte Flug zur ISS ist dann damit in zwei bis drei Jahren geplant. Und auch die Nasa arbeitet an einer Kapsel, die viel leistungsfähiger ist als das, was sie jemals hatten.
BZ: In Zukunft sollen auch Touristen den Weltraum erobern. Ist das aus Ihrer Sicht eine sinnvolle Entwicklung?
Schlegel: Wir können dies in Zukunft vielleicht für ein paar Hundert, Tausend oder Zehntausend Menschen machen. Aber die Energie und andere Ressourcen, die wir einsetzen müssen, um über den Tellerrand – also die Erde – hinaus zu schauen, ist groß. Das können wir aus meiner Sicht nur im kleinen Maßstab realisieren. Wir Menschen sollten vielmehr alles dafür tun, die Erde, unser einziges Mutterraumschiff, so lange und so gut wie möglich zu erhalten. Selbstverständlich wünsche ich möglichst vielen Menschen, zu fühlen und mit den eigenen Augen zu sehen, wie einzigartig und verletzlich klein doch unser Planet Erde ist. Deshalb versuchen wir Astronauten und Kosmonauten dies in unseren öffentlichen Vorträgen so eindrucksvoll wie möglich rüberzubringen.
BZ: Wann wird es aus Ihrer Sicht voraussichtlich die erste bemannte Expedition zum Mars geben?
Schlegel: Heute unterschätzt noch jeder einen Marsflug, habe ich den Eindruck. Wir werden das nicht in den nächsten 15 oder 20 Jahren umsetzen. Technisch wäre es ja möglich, aber der Wille dazu muss da sein. Bisher sehen doch unsere Politiker nicht die Notwendigkeit dafür. Wenn wir unsere geopolitischen Zielsetzungen nicht ändern und den globalen wissenschaftlichen und technischen Fortschritt nicht erweitern, können wir Menschen den Mars nicht erreichen. Wenn wir so etwas wie eine Reise auf den Mars realisieren wollen, dann geht das nur global zusammen – also mit China, Russland, Europa, Amerika, Japan und weiteren Ländern.
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