Silicon Valley
Der digitale Fortschritt steht im Stau
Das Silicon Valley ächzt unter überlasteten Highways und überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln / Eine Lösung hat niemand.
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MOUNTAIN VIEW (dpa). Die Menschen im Silicon Valley können täglich Hightech-Produkte erfinden – Stauprobleme lösen können sie dagegen nicht. Die Bucht von San Francisco ist voller kilometerlanger Staus.
Brandon, 38, arbeitet schon lange im Valley und wohnt auch dort, in Googles Heimatstadt Mountain View. Aber seit kurzem hat der Software-Entwickler einen Job bei einem Start-up in San Francisco, 60 Kilometer entfernt. Ein Umzug komme nicht in Frage, sagt Brandon, Wohnen in San Francisco sei noch teurer als im Valley. Also pendelt er. "Ich habe schon alles probiert: Mit dem eigenen Auto – da musste ich um 5 Uhr losfahren, um den Stau zu umgehen. Der Zug ist voll, man braucht auch ewig und hat kein W-LAN. Jetzt versuche ich es mal mit Uber, dem Fahrdienst-Vermittler."
Die San Francisco Bay Area: ein Kraftwerk an Ideen, aber ein hoffnungsloser Fall an öffentlicher Infrastruktur. Wer zum ersten Mal ins Silicon Valley kommt, könnte vollautomatische Elektrozüge erwarten, die mit Hochgeschwindigkeit geräuschlos dahingleiten. Stattdessen schnauft der Caltrain durch das Tal. Mit meist antiquierten Diesellokomotiven, deren durchdringende Sirene weithin zu hören ist, und die über eine Stunde vom Valley bis Downtown San Francisco brauchen.
Öffentliche Busse, die dieses riesige Hightech-Gewerbegebiet rings um Cupertino (Apple) und Menlo Park (Facebook) verbinden? Fehlanzeige. Radwege gibt es, aber sie werden kaum genutzt. "Wir glauben nicht an das Fahrrad", ist ein Satz, den man hier öfter hört. Die Techies im Silicon Valley erfinden stattdessen Uber und entwickeln wie Google selbstfahrende Roboterautos. Parkplätze sind schwer zu finden? Dann muss eben eine neue Einpark-App her. Das geht so: Kurz vor Ankunft ruft man sich per App einen Einparker herbei. Der kommt auf einem Klapp-Roller angefahren, parkt das Auto und bringt es am Feierabend wieder zurück.
Die Region ist stolz auf ihre disruptiven Technologien. Doch an der Riesenherausforderung ÖPVN geht all das Talent vorüber. Jeder zweite Bewohner der Bay Area ist täglich auf die in den 1960er Jahren gebauten Expressways angewiesen.
Die großen Konzerne haben das Problem auf ihre eigene Weise gelöst. Google unterhält mittlerweile das größte private Busunternehmen Amerikas. Aber auch Linkedin, Ebay, Yahoo, sie alle shutteln ihre Mitarbeiter, die gerne im schicken San Francisco wohnen, aber im ruhigen Valley arbeiten, täglich kostenlos hin und her. Sie stehen auch im Stau, aber zumindest gibt es W-LAN an Bord.
Das Verkehrsproblem wird sich allerdings verschärfen. Apple, Google und Facebook wachsen weiter. Das könnten in der Zukunft nochmal Zehntausende Autos mehr auf den Straßen werden.
Auf der Social-News-Plattform Reddit hat jemand eine überraschende Rechnung aufgemacht: Man könnte im deutlich günstigeren Las Vegas wohnen, täglich zur Arbeit nach San Francisco fliegen und dabei noch 1124 Dollar im Monat sparen. Ein Flug dauert etwa 90 Minuten. Genauso lang, wie die meisten rund um San Francisco morgens so zur Arbeit brauchen.
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