Eberhard Wolff

Der den ESC an die Uni holt

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Eberhard Wolff weiß noch, wie er 1967 mit Familie vor dem Fernseher saß und sein Vater sich über "diese Unkultur" empört hatte. Sandy Shaw hatte gerade den European Song Contest gewonnen – und barfuß einen Hauch Swinging London in die fracksteife Veranstaltung in der Wiener Hofburg gebracht. "Da wurde der ESC Pop", sagt Wolff, und im Folgejahr zeigte Gastgeber London, wie man das zeitgemäß inszeniert. Heute ist beim ESC die Inszenierung oft lauter als der Song. Der Basler Kulturanthropologe diskutiert das größte europäische Medienereignis, das im Mai die Stadt im Griff haben wird, nun an der Universität: Am Donnerstag eröffnete er die für alle offene Ringvorlesung "Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf den Eurovision Song Contest". In zwölf Vorträgen geht es um Eventisierung, Medialisierung, um Gesang, Trash, Nationalismen, Queerness. Der aus Heidenheim an der Brenz stammende Wolff studierte in Tübingen Empirische Kulturwissenschaften, als Hermann Bausinger die brauchtumsorientierte Volkskunde in ein modernes Fach verwandelt hatte, die auch Alltagskultur wie Groschenheftchen unter die Lupe nahm. Wolffs Spezialgebiet wurde die Medizingeschichte, er arbeitet seit seiner Habilitation in Basel, dort aber auch in der Abteilung "Populäre Kulturen". Am ESC fasziniere ihn, wie er "auf seiner Bühne viele Fragen spiegelt, die aktuell in der Gesellschaft diskutiert werden", ein Gradmesser für die Breitenwirkung neuer Trends. Für die Vorlesungsreihe hat er Kolleginnen und Kollegen wie Markus Tauschek aus Freiburg eingeladen, der die "Inszenierung nationalstaatlicher Differenz" bespricht, aus dem Breisgau kommen auch Andreas Baumgartner ("Kitsch, Camp und Trash") und Johannes Müske vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik. Christine Lötscher diskutiert "Queerfeministische Fankulturen" und Alain Müller lässt die Poststrukturalisten von der Leine. Wolff sagt zu seinem eigenen ESC-Erleben, es hole ihn "vieles nicht vom Hocker". 1974 war das noch anders: "Abbas ,Waterloo’ hatte mich hingerissen."

Ringvorlesung ESC 20.3. bis 28.5.: Donnerstag, 16.15 bis 17.45 Uhr, Alte Universität Basel, Rheinsprung 9, Hörsaal 101. Mittwoch, 16. und 30. April, Hörsaal 120, Kollegienhaus, Petersplatz 1.
Schlagworte: Eberhard Wolff, Christine Lötscher, Alain Müller

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